Glinde. Nach heftigen Bürgerprotesten gegen die Einführung von Tempo 50 an den Straßen Kaposvár-Spange und Holstenkamp hat die Stadt Glinde dort nun wieder eine Tempo-30-Zone eingeführt. Erkämpft hat dies eine Initiative, die mit am Tisch saß, als ein Arbeitskreis die Lösung für den rund zwei Jahre andauernden Streit erarbeitete.
Im Sommer 2016 hatte die Stadt auf Anordnung des Kreises Stormarn eine bestehende Tempo-30-Zone aufgehoben und an Kaposvár-Spange und Holstenkamp Tempo 50 eingeführt. Die Kreisbehörde argumentierte damals, es seien auf der zwei Kilometer langen Strecke im Glinder Ortszentrum zu viele Autos unterwegs und stufte beide als Durchgangsstraßen ein. Daraufhin gingen Anwohner und besorgte Eltern, die um die Sicherheit ihrer Kinder fürchteten, auf die Barrikaden.
Zuletzt keine Polizeikontrollen aufgrund unklarer Rechtslage
Die Regelung galt tagsüber zwar nicht im Bereich der Schulen und Kitas sowie des Hortes, die entlang der Strecke liegen. Den Bürgern reichte aber die Beschilderung vor den beiden Schulen am Holstenkamp und der Kita Zwergenwache an der Kaposvár-Spange nicht aus. Zudem entstand ein wahrer Schilderwald, um die neue Regelung zu verdeutlichen. Was auf den beiden Glinder Straßen rechtens war und was nicht, wurde immer unklarer.
Das galt auch für die Vorfahrtsregelung. Hier gibt es nun eine Ausnahme, denn beide Straßen bleiben Vorfahrtstraßen, obwohl in Tempo-30-Zonen sonst „Rechts vor Links“ gilt. Nur noch je zwei Schilder zu Beginn der Kaposvár-Spange und des Holstenkamps weisen jetzt auf die erlaubte Geschwindigkeit hin. An den Einmündungen der Nebenstraßen wurden neue Vorfahrtsschilder aufgestellt. Der Glinder Ortsamtschef Bernd Mahns sagt: „Die Polizei hat hier zuletzt nicht mehr kontrolliert, weil die Rechtslage so unklar war. Jetzt können die Beamten das wieder machen.“
Als Gefahrenpunkt bekannter Kreisel ist verkehrsberuhigt
Bei der Präsentation der Ergebnisse des Arbeitskreises im Herbst 2017 hatte es noch geheißen, dass der Holstenkamp nicht verkehrsberuhigt würde. Nun sind beide Straßen, an denen die Grund- und Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, die Wilhelm-Busch-Schule sowie die Kitas Zwergenwache, Wilde Wiese und der Hort Löwenzahn liegen, wieder mit einem Tempolimit versehen.
Auch der als Gefahrenpunkt bekannte Kreisverkehr, der Oher Weg, Holstenkamp und Kaposvár-Spange verbindet, gehört zur neuen verkehrsberuhigten Zone. Bernd Mahns sagt: „Der Kreisel ist in die Tempo-30-Zone eingebunden.“ Viele Anwohner hatten dort über Raser geklagt. Denen wird mit den neuen Verkehrsschildern in Richtung Neuschönningstedt und Stadtmitte nun Einhalt geboten. Vor dem Schulzentrum am Oher Weg, in dem sich das Gymnasium und die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule befinden, gilt bereits eine Geschwindigkeitsbegrenzung.
Katrin Jarck, Mitglied der Glinder Tempo-30-Initiative, freut sich, dass ihrem Nachfolger im Amt des Schulelternbeiratsvorsitzenden ein weiterer Kampf zu diesem Thema erspart bleibt. Ihre Tochter hat die Grundschule Wiesenfeld gerade in Richtung Gymnasium Glinde verlassen. „Die neuen ABC-Schützen können wieder sicherer zur Schule gelangen“, sagt die scheidende Elternbeirätin. Neben ihr gehörten noch Bastian Baier (Kita Zwergenwache), Ulrike Zimpel (Kita Wilde Wiese) und Christine Wersel (Vertreterin der Anwohner) zum Tempo-30-Team, das seinen Erfolg nach den Ferien mit einem gemeinsamen Essen feiern will.
Mobile Geschwindigkeitsanzeigen sollen aufgestellt werden
Rechtzeitig zum Schulbeginn sollen vor den Lehranstalten am Holstenkamp auch zwei mobile Geschwindigkeitsanzeigen, sogenannte Smileys, aufgestellt werden. „Eine der Anlagen testen wir gerade auf der Zufahrt der Glinder Feuerwache,“ sagt Rolf Urban, Mitarbeiter im Ordnungsamt. Radfahrer müssen in der Tempo-30-Zone auf der Straße fahren. Die Schilder, die im Holstenkamp einen gemeinsamen Geh- und Radweg ausweisen, werden noch abgebaut. Kinder bis zum vollendeten achten Lebensjahr müssen, Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr dürfen mit Fahrrädern aber die Gehwege benutzen.
Die Lösung hat der Arbeitskreis aus Betroffenen, Mitarbeitern der Verwaltung und Politikern unter der Anleitung des Verkehrsplanungsbüros M+O Projektkontor aus Oststeinbek erarbeitet. Mit den Vorschlägen zur Reduzierung von Geschwindigkeit und Verkehrslärm zeigte sich letztlich auch die Verkehrsaufsicht des Kreises einverstanden und ermöglichte die Rückkehr zu Tempo 30. Bedingung für die Wiedereinführung sind einige Umbauten, die ursprünglich noch in den Sommerferien, nach Fertigstellung des Umbaus der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, starten sollten. Das verzögert sich. Die Bauarbeiten sollen nun bis zum Ende der Herbstferien abgeschlossen sein.
Politik stellt 160.000 Euro für Umbauten zur Verfügung
Der Glinder Bauausschuss hat für das gesamte Vorhaben 159.800 Euro im Haushalt 2018 bereitgestellt. Der Löwenanteil von 150.000 Euro ist für die Bauarbeiten vorgesehen. Im Bereich der Schulen am Holstenkamp in Wiesenfeld werden beispielsweise noch Längsparkstreifen installiert. Katrin Jarck sagt: „Der Parkstreifen soll so angelegt werden, dass die Fahrzeuge mit einem Rad auf der Straße stehen und sich dadurch die Fahrbahn verengt.“ Auch die Leitplanke an der Brücke vor der Schule wird abgebaut.
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