Rettungseinsätze

Stormarn testet Notfalldose im Kühlschrank

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Christina Schlie
Annett Zander, Geschäftsführerin des Rettungsdienst-Verbundes Stormarn, und Jens-Uwe Ehrlich, Vorsitzender der Senioren-Union Kreis Stormarn, zeigen die neue Notfalldose MERA

Annett Zander, Geschäftsführerin des Rettungsdienst-Verbundes Stormarn, und Jens-Uwe Ehrlich, Vorsitzender der Senioren-Union Kreis Stormarn, zeigen die neue Notfalldose MERA

Foto: HA

Die Dose mit allen wichtigen Informationen und Unterlagen zum Patienten soll Rettungssanitätern in Stormarn die Arbeit erleichtern.

Bargteheide.  Ein Notfall kommt immer plötzlich und unerwartet. Ob Schlaganfall, Herzinfarkt oder ein Sturz in den eigenen vier Wänden – für die Betroffenen zählt dann jede Sekunde. Damit den Rettungskräften im Einsatz schnell alle wichtigen Informationen über den Patienten zugänglich sind, soll im Kreis Stormarn jetzt die sogenannte Notfalldose zum Einsatz kommen.

Fast unscheinbar – zwischen Pesto und Senf – steht eine kleine, grün-weiße Dose in einem der Regale der Kühlschranktür. Darin ist nichts Essbares. Und doch ist ihr Inhalt so wertvoll, dass er Leben retten kann. Die neue, etwa zehn Zentimeter hohe, weiße Plastikdose mit grüner Aufschrift enthält auf einem Informationsblatt alle wichtigen persönlichen Daten oder benötigten Hilfsmittel ihres Eigentümers. Etwa die Versicherungsnummer, den Kontakt zum Hausarzt. Auch sind Medikamente oder Allergien aufgelistet. Außerdem weitere Kontaktdaten und etwaige Vorerkrankungen. „Im gesundheitlichen Notfall finden die Retter dort alle wichtigen Informationen ohne langes Suchen“, sagt Vera Siemer vom Ortsverband Bargteheide der Senioren-Union.

Nicht jeder Patient kann im Notfall Auskunft geben

Sie war es auch, die die Idee zur Notfalldose für Stormarn hatte. Unterstützung gibt es von der Rettungsdienst-Verbundgesellschaft und den Feuerwehren im Kreis Stormarn – also den Ersthelfern im Notfall. Zweck der Dose ist es, den Rettungssanitätern möglichst schnell alle lebenswichtigen Informationen über den Patienten zu vermitteln. „Das ist sehr sinnvoll, so können die Helfer vor Ort schneller reagieren“, sagt Annett Zander, Geschäftsführerin des Rettungsdienst-Verbundes Stormarn. „Denn nicht jedem Patienten gelingt es, im Notfall noch Angaben zu seinem Gesundheitszustand zu geben.“ Auch Hinweise zur Versorgung von Haustieren können auf dem Infoblatt festgehalten werden. Hilfreich sei die Notfalldose auch für Nachbarn oder den über einen Notfallknopf gerufenen Pflegedienst. Häufig haben die Menschen wichtige Unterlagen in ihrem Portemonnaie oder in einer Handtasche. „Doch beides dürfen die Rettungssanitäter nicht öffnen. Das darf nur die Polizei“, sagt Annett Zander. Im Ernstfall müssen die Retter schnell erfahren, dass in einem Haushalt eine Notfalldose vorhanden ist. Jedem Set liegen aus diesem Grund zwei Aufkleber bei, die an der Innenseite der Haus- oder Wohnungstür sowie am Kühlschrank befestigt werden sollen.

Doch warum soll die Dose ausgerechnet in den Kühlschrank? „Es ist ein zentraler Ort in jeder Wohnung. Schließlich hat jeder Haushalt einen Kühlschrank“, sagt Jens-Uwe Ehrlich, Vorsitzender des Kreisverbandes der Stormarner Senioren-Union. Vera Siemer hat 2500 Notfalldosen für alle 14 Ortsverbände des Kreises Stormarn bestellt. Dazu Flyer, die den Sinn der Dose ausführlich erklären. Auch Ärzte und Apotheken will Siemer in den nächsten Wochen in das Projekt mit einbinden. Ihr liege eine flächendeckende Versorgung sehr am Herzen.

Notfalldose eignet sich auch für chronisch Erkrankte

Sieben Rettungswachen gibt es in Stormarn. Annett Zander: „Dort werden wir die Dose bekannt machen und die Mitarbeiter dafür sensibilisieren, künftig einen Blick in den Kühlschrank zu werfen.“ Laut Senioren-Union eignet sich die Dose nicht auch für chronisch Erkrankte und Patienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen. „Die Hausärzte sind verpflichtet, einem eine Liste über regelmäßig eingenommene Medikamente auszudrucken“, sagt Jens-Uwe Ehrlich, „diese kann man in die Dose stecken.“ Weiterer Vorteil der Notfalldose: Es gibt keine störanfällige Elektronik. Keine Batterien, die sich entleeren. Es bedarf keines Passwortes, um Zugang zu den Informationen zu bekommen.

Die Notfalldose kostet zwei Euro. In Bargteheide ist sie erstmals auf der Seniorenmesse am 2. Juni oder über die Ortsverbände der Senioren-Union erhältlich. Weitere Infoszum Lebensretter aus dem Kühlschrank gibt es unter www.notfalldose.de

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