Kultur

Starkes Laientheater mit Lachfaktor in Trittau

| Lesedauer: 2 Minuten
Elvira Nickmann
Harte Konkurrenz bei der imaginären Weltmeisterschaft im Bügeln: Die Favoriten (Jens Geißler, Nadine Lenz, Mitte) geben alles

Harte Konkurrenz bei der imaginären Weltmeisterschaft im Bügeln: Die Favoriten (Jens Geißler, Nadine Lenz, Mitte) geben alles

Foto: Elvira Nickmann / HA

Kritik der Woche: In der Trittauer Wassermühle zeigten die Rabatzmarken, was gute Improvisation auszeichnet. Musik gab es auch.

Trittau.  „Sie brauchen keine Angst zu haben“, versichert Schauspieler Thomas Wünscher in der Trittauer Wassermühle dem Publikum, das zur Vorstellung der Improvisationstheatergruppe Rabatzmarken gekommen ist. Zu spät. Um sicher vor dem Zugriff der Akteure zu sein, haben sich einige Gäste vorsorglich in die hinteren Reihen gesetzt. Mitwirken sollen sie trotzdem, Ideen sind gefordert. „An welches Tier erinnert euch euer Sitznachbar?“, fragt Wünscher. Assoziationen sorgen für spontane Heiterkeit. „Hyäne“, ruft einer. Passt in jedem Fall, die „lachen“ schließlich auch.

Die Rabatzmarken sind heute zu sechst. Für musikalische Untermalung sorgt Pianist Markus Glossner, der die Szenerien mit souveränem Tastenzauber in die passende Stimmung versetzt.

Improtheater ist basisdemokratisch in der Gesamtheit

In kurzen Szenen spielen sich die sechs warm, immer zwei auf einmal. Gewechselt wird, indem ein weiterer Darsteller den Schauplatz betritt und einen der beiden ablöst. Die Ideen sprudeln nur so, schnelle Wechsel bringen Tempo, und Handlungsverläufe nehmen absurde und unvorhersehbare Wendungen, das Naheliegende ist selten das, was als Nächstes folgt.

Wünscher hat als Oberstudienrat Angst vor „den kleinen Biestern“. Doch leidet er nicht etwa unter Kinderphobie, sondern traut sich nicht an einen Käfig mit Mäusen ran. Eine Entwicklung, die seine Spielpartnerin erst im Kopf und dann sofort umgesetzt hat. Improtheater ist diktatorisch im Moment, doch basisdemokratisch in der Gesamtheit. Wer mitspielen will, muss anpassungsfähig und schlagfertig sein. Zum Weglachen die Spielszene mit dem DVD-Spieler. Woher das komische Geräusch kommt? Die Auflösung: ein Kombigerät aus Bohrmaschine und Player, am Videoabend nebenbei bohren – praktischer geht’s wohl kaum.

Publikum im kollektiven Lachmuskeltraining

Abgedreht ist auch die Sprachfehler-Version von Hänsel und Gretel oder die Weltmeisterschaft im Bügeln, bei der leider einer der Favoriten sein Leben lassen muss. Wenn Handlungsstränge ineinandergreifen oder eine Gruppe mit dem letzten Satz einer völlig anderen Szene ihr Spiel sinnvoll fortsetzen muss, steigert das den Anspruch an die Darsteller zusätzlich.

Nächste Herausforderung: Singen nach Publikumsvorgaben. Das Füllen der Weihnachtsgans mutiert zum ­Death-Metal-Spektakel. Die Lachsalven verebben danach nur langsam. Doch damit nicht genug: Nadine Lenz und Ilka Diener sorgen mit einer Schafswoll-Strickorgie voll Ekstase, Wut, Scham, Glück und Hass dafür, dass das Publikum aus dem kollektiven Lachmuskeltraining kaum noch herauskommt. Ein grandioser Abend mit bester Unterhaltung, geboten von einer enthusiastischen Laientheatergruppe mit Potenzial zum Dauerbrenner.

Steife Brise Improshow, Sa 10.2., 20 Uhr, KuB Bad Oldesloe, Beer-Yaacov-Weg 1, Karte im Vvk. 10,50/8,50 Euro unter Tel. 04531/50 41 99, AK 12,50/10,50 Euro

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