Ahrensburg. Eine neue Bahnstrecke mitten durch Stormarn, von Hamburg nach Bad Oldesloe, parallel zur Autobahn 1? Diese Vision hat die „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck“. Sie nennt ihren Vorschlag eine „A 1 der Schiene“. Er ist ihre Lösung, um die neue Schnellbahnlinie S 4 durch den Kreis zu verwirklichen – und dennoch die Anwohner vor Lärm zu schützen. Die S 4 soll ebenfalls von Hamburg nach Bad Oldesloe führen und wird derzeit von der Deutschen Bahn in mehreren Abschnitten geplant.
„Wir sind absolut für die S 4“, sagt Claus-Peter Schmidt, der erste Vorsitzende der Bürgerinitiative. „Aber wir lehnen eine europäische Gütertransitstrecke durch dicht besiedelte Wohngebiete ab.“ Schmidt ist einer von 70 Mitgliedern der Initiative. In ihr haben sich vor allem Bürger zusammengeschlossen, die entlang der künftigen S-4-Strecke in Hamburg und Schleswig-Holstein wohnen, unter anderem in Rahlstedt, Tonndorf, Ahrensburg und Bargteheide.
Anwohner müssten Flächen von Grundstücken abgeben
„Die S 4 ist eine gute Sache, sie schafft eine schnelle Anbindung aus dem Umland nach Hamburg und kann dazu beitragen, dass weniger Menschen mit dem Auto fahren“, sagt Claus-Peter Schmidt, der in Hamburg-Rahlstedt wohnt. Die aktuelle Planung der Bahn nennt er jedoch einfalls- und ideenlos. Sie sieht vor, neben der bestehenden Bahntrasse zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg-Bahnhof zwei neue Gleise zu bauen. Die jetzige Trasse soll dadurch für die S 4 ertüchtigt werden, die im Zehn-Minuten-Takt bis Ahrensburg fahren soll und dann weiter im 20-Minuten-Takt bis Bargteheide sowie stündlich bis nach Bad Oldesloe.
Die Bürgerinitiative kritisiert, dass die Anwohner entlang der bestehenden Trasse durch den so geplanten Ausbau acht bis elf Meter lange Flächen von ihren Grundstücken abgeben müssen. „Das sind massive Eingriffe in Privateigentum“, sagt Vorsitzender Schmidt. Zudem würden die Bürger unter dem Lärm des Güterverkehrs leiden, der weiterhin auf der Trasse fahren würde.
Lösung der Initiative ist eine Alternativstrecke
„Der Güterverkehr wird durch die geplante feste Fehmahrnbeltquerung noch zunehmen, lange Güterzüge von und nach Skandinavien werden durch Wohngebiete rollen“, so Schmidt. Die Initiative sieht die Gefahr, dass die Bahn, um den vorgeschriebenen Lärmschutz einzuhalten, entlang der Strecke vor den Anwohnergrundstücken bis zu sechs Meter hohe Schallschutzwände errichtet. Solche Wände haben bereits in Ahrensburg die Politik alarmiert (siehe Artikel unten). „Hohe Lärmschutzwände wollen wir vermeiden, indem der Zuglärm aus den Wohngebieten herausgehalten wird“, sagt Claus-Peter Schmidt.
Die Lösung der Bürgerinitiative ist eine Alternativstrecke entlang der A 1. Diese neue Strecke soll bei Bad Oldesloe auf früheren Bahntrassen oder an neuen Stellen sowie bei der A 21 bei Tremsbüttel starten, dann direkt an der A 1 bis Billwerder-Moorfleet führen und danach in die Bahnstrecke aus Berlin einfädeln. Vorbild für diese Planung ist eine neue Bahnstrecke an der A 1 zwischen Bad Schwartau und Fehmarn in Ostholstein. Sie entsteht dort statt eines Ausbaus der alten Bäderbahn.
Auf bestehender TRasse wäre Plätz für die neue S-4-Linie
„Wir haben unsere A 1 der Schiene abgefahren, sie führt größtenteils durch unbewohntes Gebiet und wäre leichter und schneller zu bauen als neue Gleise an der alten Trasse“, nennt Schmidt einen Vorteil der Alternativstrecke. „Die neue Strecke mit zwei Gleisen könnte den Güterverkehr bewältigen und so die Wohngebiete an der jetzigen Trasse vom Lärm entlasten.“ Auf der bestehenden Trasse wiederum wäre Platz für die neue S-4-Linie im Zehn-Minuten-Takt – ohne zwei zusätzliche Gleise direkt an die Trasse zu bauen.
„Die A 1 der Schiene ist mit vertretbarem Aufwand machbar und kostet mit rund einer Milliarde Euro genauso viel wie der aktuell von der Bahn geplante Ausbau für die S 4“, behauptet der Vorsitzende der Bürgerinitiative. „Unsere Strecke ist zukunftsweisend“, ergänzt Petra Gense, die ebenfalls in der Initiative aktiv ist. „Sie kann bei steigendem Bahnverkehr leicht durch neue Gleise erweitert werden.“
Bürgerinitiative stellt am 30. November Pläne vor
Bei der Bahn sind die Pläne der Bürgerinitiative bekannt, werden aber abgelehnt. „Eine komplett neue Strecke ist aufwendiger zu bauen, kostet mehr und dauert zeitlich länger“, sagt ein Bahn-Sprecher auf Abendblatt-Anfrage. „Der Vorschlag wird aber im Planfeststellungsverfahren berücksichtigt.“
Die Bürgerinitiative kündigt an, in dem Verfahren im nächsten Jahr ihre Pläne als Einwendung rechtlich geltend zu machen. „Wir werden notfalls einklagen, dass die Bahn eine Alternativplanung vorlegt. Die Eingriffe für die Bürger müssen möglichst gering bleiben“, sagt Claus-Peter Schmidt.
Stadtverordnete stimmen gegen hohe Lärmschutzwände
Am Donnerstag, 30. November, um 19 Uhr informiert die Bürgerinitiative im Park-Rondeel in Hamburg-Rahlstedt (Apostelweg 17) über ihre Ziele. Dann zeigt sie auch ihren Film „A 1 der Schiene“. Er ist bereits im Internet auf www.youtube.com zu sehen.
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