Trittau. Rabatzmarken ist der Name eines Schauspielerensembles – und dieser Name ist Programm. Bei ihrem Auftritt in der Trittauer Wassermühle am Freitag, 1. Dezember, brauchen die Darsteller kein festes Konzept, aber viel Improvisationstalent und Schlagfertigkeit, denn die Zuschauer erwartet Improtheater mit spontanen Spielszenen. Dabei wird vor allem die Lachmuskulatur des Publikums strapaziert. Jeder Auftritt ist einzigartig, nichts ist abgesprochen.
Nerven wie Drahtseile kommen den Akteuren dieses Genres unbedingt zugute. Oder man ist im Brotberuf wie Ensemblemitglied Nadine Lenz. „Der Job ist quasi Improtheater, das bedingt sich gegenseitig“, sagt sie. Seit zwei Jahren tritt sie mit den Rabatzmarken auf, zu der sieben Frauen und drei Männer gehören. Lenz ist die einzige Lehrerin, ihre Kollegen kommen aus der IT- oder Werbebranche, haben kaufmännische oder psychologische Ausbildungen absolviert oder arbeiten als Dolmetscher oder Bibliothekar. Allen zehn gemeinsam ist die Begeisterung für eine Spielform, bei der nicht abgehoben oben auf der Bühne auswendig Gelerntes zitiert wird, sondern Anregungen aus dem Publikum aufgenommen und ins Spiel integriert werden.
„Das passiert auf Zuruf, der Inhalt wird nach aktuellen Bedürfnissen der Zuschauer gestaltet“, erläutert Nadine Lenz. Ein Vorteil sei, dass man so lokale Gegebenheiten, wie zum Beispiel die Eisdiele vor Ort, mit ins Geschehen einbeziehen könne. „Auch wenn in der Politik gerade viel los ist, kann das zum Thema werden“, sagt Lenz.
Sätze der Zuschauer werden in die Dialoge eingebaut
Für den Auftritt in Trittau hat die Gruppe Zettel im Gepäck. Hier ist die Kreativität der Zuschauer gefragt, die darauf alles notieren können, was ihnen einfällt. Der Clou: Die Sätze werden von den Schauspieler in ihre Dialoge eingebaut. Kein Wunder, dass dieses Prozedere im Zuschauerraum oft hemmungslose Lachsalven zur Folge hat. So ging es auch Nadine Lenz bei ihrem ersten Besuch einer Improtheatervorstellung der Gruppe Steife Brise vor ein paar Jahren. „Bei diesem Improkrimi hab’ ich so einen Lachflash gekriegt.“ Ihr gefiel es, wie die Wörter extra auf Goldwaage gelegt wurden. Und der Schlagabtausch erinnerte sie an manche Dialoge, die sie aus dem privaten Umfeld kannte.
Da die Hobbysportlerin nach der Geburt ihres ersten Kindes einfach oft zu müde für sportliche Aktivitäten war, suchte sie ein neue Beschäftigung, bei der es weniger auf sportliche Ausdauer ankam. „Nach müde kommt albern“, das passte hervorragend zum Improtheater. Albernheit im besten Sinne allerdings, die sich automatisch dadurch einstelle, „weil darin Dinge behauptet werden, die es so im realen Leben nicht geben würde“. Wenn beispielsweise ein Mitspieler sagt, „Du bist jetzt Veganerin und liebst Gemüse“, dann sei das auch so, auch wenn man gerade beim Verzehr eines Steaks sei.
Das Motto auf der Bühne wie im Leben: „Scheiter’ heiter“
„Das Prinzip von Impro ist, dass man Ja dazu sagt, was einem vorgegeben wird“, sagt Lenz. Diese positive Haltung sei eine Lebenseinstellung, die den Umgang miteinander beeinflussen und Kompromissbereitschaft fördern könne. Diese Werte vermittle sie auch ihren Schülern. Das gelte auch fürs Scheitern – beim Improtheater wie im Leben. „Scheiter’ heiter“, laute das Motto, denn Fehler beim improvisierten Spiel sorgten für Unterhaltung und wahrhaft menschliche Momente und könnten im wirklichen Leben Chancen auf Neues eröffnen.
Auch beim Auftritt in der Wassermühle setzen die Rabatzmarken auf die Inspiration der Zuschauer. Ob der Trittauer Weihnachtsmarkt ins Spiel integriert werden soll, wie beim Auftritt 2016, oder vielleicht eine Szene im Rathaus gewünscht wird, werden die Darsteller erst an diesem Abend erfahren. Fest steht bisher nur eines: Es wird alles ganz spontan und mit viel Spaß umgesetzt.
Improtheater Fr 1.12., 19.30 Uhr, Wassermühle Trittau, Am Mühlenteich 3, Karten im Vvk.: Der Buchladen, Poststraße 31 oder AK, Gebühr: nach der Vorstellung nach eigenem Ermessen
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