Kriminalität

Ahrensburg ist die Hochburg der Raddiebe in Stormarn

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Jendrik Neumann
Ist das Rad nicht an einem festen Gegenstand angeschlossen, können Diebe es so mühelos wie auf diesem Symbolfoto wegtragen

Ist das Rad nicht an einem festen Gegenstand angeschlossen, können Diebe es so mühelos wie auf diesem Symbolfoto wegtragen

Foto: dpa Picture-Alliance / Bildagentur-online/Schoening / picture alliance / Bildagentur-o

Im Kreis Stormarn wurden dieses Jahr schon 625 Anzeigen erstattet. Starker Anstieg der Taten in Bargteheide und Reinbek.

Ahrensburg/Bargteheide.  Es ist eine alltägliche Szene an Bahnhöfen, Schulen oder Sportzentren: Dort stehen oft Hunderte, teils sehr teure Fahrräder. Diebe haben es leicht, innerhalb weniger Sekunden Schlösser aufzubrechen. Laut Polizei nimmt die Zahl der Fahrraddiebstähle in Stormarn unvermindert zu. Die meisten Delikte verzeichnet die Polizei in Ahrensburg. In Relation zur Einwohnerzahl wird die Schlossstadt noch von Bad Oldesloe überholt.

Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus

„Fahrraddiebstähle sind oft gar nicht als solche zu erkennen“, sagt Torsten Gronau, Sprecher der Polizei in Ratzeburg. „Deshalb gibt es auch nur wenige Zeugenhinweise.“ Nicht einmal jeder 20. Täter wird gefasst. Die Aufklärungsquote im Kreis Stormarn liegt bei gerade einmal 4,6 Prozent.

Bis Anfang dieser Woche wurden im laufenden Jahr kreisweit schon 625 Räder als gestohlen gemeldet. Im gesamten Vorjahr wurden 1120 Anzeigen aufgenommen, im Jahr 2015 waren es 1087. „Wir werden zum Jahresende wahrscheinlich da landen, wo wir auch 2016 standen“, sagt Gronau.

Allerdings gebe es gerade in dem Bereich viele nicht gemeldete Straftaten. „Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen“, sagt der 52 Jahre alte Polizist. Für ältere Fahrräder mit geringem Wert lohne sich eine Versicherung nicht mehr. Werden diese Räder gestohlen, verzichten die meisten Besitzer auf eine Anzeige.

In Ahrensburg werden jährlich rund 350 Fahrräder gestohlen

Die Hochburg des Fahrraddiebstahls ist in diesem Jahr erneut die 34.000-Einwohner-Stadt Ahrensburg. 2015 und 2016 wurden im Stadtgebiet jeweils rund 300 Fahrräder entwendet. Für 2017 gibt es noch keine genauen Zahlen. Das Polizeirevier Ahrensburg, das unter anderem auch für Bargteheide, Ammersbek und Trittau verantwortlich ist, meldet in seinem Zuständigkeitsbereich aktuell rund 350 gestohlene Fahrräder.

„Die meisten Räder davon werden immer noch in der Stadt Ahrensburg entwendet“, sagt Gronau. Brennpunkte seien die U-Bahnhöfe, Schulen und Sportzentren. Im Jahresvergleich sei die Zahl stabil.

Anders sieht es in Bargteheide aus. Während vor zwei Jahren noch 113 Fahrräder gestohlen wurden, waren es im Vorjahr 161. „Das ist ein hoher Stand, der so nicht abzusehen war“, sagt Torsten Gronau.

Viele Gelegenheitsdiebe, aber auch professionelle Banden

Ein ähnlicher Trend ist auch in Reinbek zu erkennen. Dort stieg die Zahl der Delikte im Vorjahr um rund 30 auf 171. Kaum Veränderungen lassen sich in Glinde und Bad Oldesloe erkennen. Setzt man die Zahl der Fahrraddiebstähle in Relation zur Einwohnerzahl, weist die Kreisstadt den höchsten Wert aus. Es folgen Ahrensburg und Bargteheide.

Die meisten Straftäter sind nach Erkenntnissen der Ermittler Gelegenheitsdiebe. Es seien aber auch in Stormarn einige Banden unterwegs. „Manche nutzen die Fahrräder nur für eine Tour. Andere versuchen, sie zu verkaufen, auch im Ausland“, sagt Gronau. Es gebe keine Auffälligkeiten, dass bestimmte Fahrradtypen wie zum Beispiel E-Bikes besonders häufig gestohlen werden.

Mit der sogenannten FEIN-Codierung auf dem Rahmen, die viele Händler beim Kauf anbieten, kann ein wiedergefundenes gestohlenes Rad, ähnlich wie bei Autokennzeichen, eindeutig dem Eigentümer zugeordnet werden. „Für Diebe ist so ein Rad eher uninteressant“, sagt Gronau. Wenn der Besitzer nicht ermittelt werden kann, versteigern die Städte und Gemeinden die Fundräder nach einigen Monaten.

Schlösser am Rahmen und am Hinterrad anbringen

Bei den Händlern steigt indes die Nachfrage nach sicheren Fahrradschlössern. „Die Leute sind bereit, auch für teurere Schlösser zu zahlen“, sagt Nico Runge von Radsport Runge in Bargteheide. Der 26-jährige Sohn des Inhabers empfiehlt, für ein gutes Schloss etwa zehn Prozent vom Kaufpreis des Fahrrads auszugeben. Am besten seien flexible Schlösser mit massiven Eisenstäben: „Die bekommt man auch mit einem Bolzenschneider nicht mehr auf.“

Gegen professionell ausgerüstete Diebe sei trotzdem nur wenig zu machen, so Bernd Zingelmann, Inhaber vom Radwerk in Ahrensburg. „Die kriegen jedes Schloss auf“, sagt der 55-Jährige. Wichtig sei es, das Rad immer zu sichern. Viele Bürger würden das bei einem kurzen Einkauf vernachlässigen. Dann hätten Diebe leichtes Spiel.

„Am besten sollte das Schloss am Rahmen und am Hinterrad angebracht werden“, sagt Nico Runge. Wertvolle Gegenstände wie Tachometer, Luftpumpen oder Trinkflaschen sollten nicht am Rad gelassen werden. Ein weiterer Tipp von Runge: „Ich selbst habe immer zwei Schlösser an meinem Rad.“

Wer denkt, die steigende Zahl der Diebstähle sei gut fürs Geschäft, liegt falsch. „Es werden weniger neue Räder verkauft“, sagt Runge. Immer mehr Kunden fragten nach günstigeren gebrauchten Modellen.

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