Bad Oldesloe. Dass das Alten- und Pflegeheim St. Jürgen am Kirchberg in Bad Oldesloe in Sachen Brandschutz gravierende Mängel aufweist, ist seit Jahren bekannt. Auch Konzept und Kostenrechnung für den notwendigen Umbau gibt es schon. Rund 400.000 kostet er, so hatten es Experten im Auftrag der Stiftung St. Jürgen Hospital, die das Oldesloer Heim betriebt, errechnet. Mittel, die der Stiftung fehlen. Durch eine Empfehlung des Kreisbauamtes kommt jetzt neue Brisanz in das Verfahren. Die Auflagen sollten umgehend erfüllt werden, heißt es darin – Anlass war eine turnusgemäße sogenannte Nachschau.
Das Papier liegt mittlerweile auch der zuständigen Bauaufsicht der Stadt vor, die sich auf Anfrage am Freitag dazu allerdings noch nicht äußerte. Bis jetzt hatte die Verwaltung sich aus gutem Grund zurückgehalten. Denn auch die prekäre Finanzlage der Stiftung ist ein offenes Geheimnis. Der Alten- und Wohnheimbereich ist nicht mehr rentabel, der Neubau von 2004 hat nur eine 50-prozentige Auslastung. Das liege an der baulichen Konzeption, so der Stiftungsvorsitzende Rainer Fehrmann, „die Wohnungen sind zu teuer, sie lassen sich am Markt nicht unterbringen.“ Jährlich laufe deshalb ein sechsstelliger Verlustbetrag auf, der mit Stiftungsgeld nicht auszugleichen ist.
Neuer Betreiber sollte sich um Brandschutz kümmern
Hoffnung auf Umsetzung der Brandschutzmaßnahmen setzte die Verwaltung deshalb in das Unternehmen Riedel, einen Pflegeheimbetreiber, mit dem die Stiftung mehr als ein Jahr lang über eine Übernahme verhandelte. Der Deal platzte im März. „Wir hatten schon einen Termin beim Notar“, sagt Fehrmann. Dass Riedel einen Rückzieher macht, habe man per Mail erfahren.
Seitdem versuche die Stiftung, Interessenten zu gewinnen und inseriert bundesweit in Fachzeitschriften. Bisher allerdings ohne Erfolg. Die schwache Nachfrage erklärt sich Fehrmann unter anderem durch die hohen Kosten, die mit den Maßnahmen zusammen hängen.
Wie es jetzt mit St. Jürgen weiter geht, ist ungewiss. Am Montag steht das Thema auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung. Mit dem Vermerk „dringlich“. Die Politiker müssen entscheiden, ob die Stadt einspringt und das Pflegeheim kauft. Ein Angebot der Stiftung liegt vor, sagt Fehrmann.
Der Stiftungsvorsitzende mahnte jedoch zu Geduld und Sachlichkeit in der Debatte um die Zukunft des Heimes: „Am Montag entscheiden die Politiker, am Dienstag trifft sich der Stiftungsvorsitz, am Mittwoch wollen wir mit Bewohnern und Mitarbeitern sprechen. Und am Donnerstag werden wir uns an die Öffentlichkeit wenden.“
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Stormarn