Ahrensburg. Nach sexuellen Übergriffen, Diebstählen und Schlägereien auf dem Ahrensburger Stadtfest hat die Polizei neun Täter festgenommen. Wie berichtet, hatten die Männer, die sogenannte Antanz-Banden bildeten, Feierenden vor dem Discoturm an der Hamburger Straße Geld und Handys aus den Taschen zogen. Die Opfer hatten die Täter übereinstimmend als Afrikaner beschrieben. Die Polizei, die ihr Aufgebot daraufhin beim Stadtfest verstärkt hatte, konnte einige von ihnen aufgrund guter Täterbeschreibungen noch am selben Abend stellen. Das Hamburger Abendblatt beantwortet dazu die wichtigsten Fragen.
Wie viele Anzeigen sind nach dem Fest bei der Polizei eingegangen?
Bis Montag registrierten die Beamten in Ahrensburg elf Strafanzeigen. Sechs wegen Antanz-Diebstahls, fünf wegen sexueller Belästigung.
Was haben die Täter erbeutet?
Die Polizei spricht von mehreren Handys und Portemonnaies. Über die genaue Zahl und weitere Details wollen die Beamten bisher aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen. Es handle sich um Täterwissen.
Wer sind die Opfer?
Bei der Polizei meldeten sich bislang fünf Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, die am Sonnabend in der Zeit zwischen 22 Uhr und Mitternacht vor dem Discoturm an der Hamburger Straße unsittlich berührt wurden. Die Opfer kommen aus Hamburg und dem Ahrensburger Umland. Ein Mädchen sowie fünf Jungen und junge Männer zwischen 14 und 24 Jahren wurden Opfer der sogenannten Antanz-Tricks, bei dem die Täter den Menschen sehr nahe kommen und dabei Geld sowie Handys aus den Taschen stehlen. Auch diese Opfer stammen aus Hamburg und dem Ahrensburger Umland.
Wie gingen die Täter vor dem Disco-Turm vor?
„Um die Ermittlungsergebnisse nicht zu gefährden, können Detailauskünfte über etwaige Tatabläufe nicht bekannt gegeben werden“, sagt Polizeisprecher Holger Meier. Bei anderen Großveranstaltungen sowie an Silvester in Hamburg und Köln waren die jungen Frauen von ihren Partnern oder Begleitern getrennt und von mehreren Männern umringt und begrapscht worden. Einige Frauen berichteten, dass ihnen die Kleider vom Körper gerissen wurden. Beim Antanz-Trick suchen sich die Kriminellen eher Männer aus. Dabei tanzt der Täter sein Opfer an, umarmt es und greift in dessen Hosen- oder Jackentasche. Oft übernimmt ein Komplize die Beute, noch während der Täter einen Arm um das Opfer gelegt hat.
Wann wurden die Verdächtigen von der Polizei geschnappt?
In der Nacht zu Sonntag. Genauere Angaben gibt es nicht. Zeugen berichten, dass mehrere Polizisten auf eine Gruppe zuliefen, auf die die Täterbeschreibungen zutrafen. Noch in der Nacht wurden neun Männer festgesetzt.
Wer sind die Tatverdächtigen?
Bei den Festgenommenen handelt es sich um Hamburger mit Migrationshintergrund. Alle sind in Deutschland geboren oder besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Sie sind zwischen 16 und 21 Jahre alt.
Warum kamen die Verdächtigen wieder auf freien Fuß?
Laut Polizei lagen nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Lübeck keine ausreichenden Haftgründe vor. Die Personalien wurden festgestellt.
Welche Strafen drohen den Tätern bei einer Verurteilung?
Die Polizei ermittelt wegen Diebstahls sowie besonders schweren Diebstahls, sexueller Nötigung sowie Beleidigung auf sexueller Basis. Für Jugendliche gilt das Jugendstrafgesetz, was auch bei Heranwachsenden im Alter von 18 bis 21 Jahren zur Anwendung kommen kann. Es gibt keinen Strafrahmen für einzelne Delikte.
Gab es für die Polizei weitere Einsätze auf dem Stadtfest?
Am Freitagabend waren etwa zehn Besucher in eine Schlägerei verwickelt. Menschen wurden verletzt, ein Handy wurde geraubt. Die Polizei konnte den Dieb vor Ort stellen. Zudem nahmen die Beamten vier weitere Anzeigen wegen Körperverletzung auf. Zwei Stadtfestbesuchern wurden die Fahrräder gestohlen. Bei Kontrollen stellten die Beamten bei einem Gast Drogen sicher. Auch zwei Teleskopschlagstöcke wurden von den Polizisten beschlagnahmt. Für vier Menschen endete der Besuch des Stadtfestes in einer Zelle, die Betrunkenen blieben vorerst in Polizeigewahrsam.
Augenzeuge aus Bargteheide kritisiert den Einsatz der Polizei
„Die Stimmung war an diesem Abend teilweise sehr aufgeheizt und aggressiv.“ Mit diesen Worten beschreibt ein 17-Jähriger aus Bargteheide (Name der Redaktion bekannt), der am Wochenende das Ahrensburger Stadtfest besucht hatte, die Vorgänge vor der Disco-Bühne an der Hamburger Straße.
Auch er sei beinahe Opfer von Dieben geworden, die im Gedränge vor der Bühne Frauen sexuell belästigten und diese bestahlen. Zum Abendblatt sagte der Jugendliche am Montag: „Die Täter haben versucht, mir das Handy zu stehlen. Einer rempelte mich an und versuchte mich abzulenken, ein Zweiter wollte das Handy aus meiner Jacke nehmen. Das war alles geplant. Ich konnte mein Handy festhalten.“
Bis dahin sei am Disco-Tower ausgelassen getanzt und gefeiert worden. Erst gegen 22 Uhr sei er auf die Gruppe südländisch aussehender Jugendlicher aufmerksam geworden, die einen Kreis gebildet und aufeinander zugetanzt wären. „Andere haben Mädchen eingekreist und sie begrapscht“, berichtet der Bargteheider. Nach Angaben des Jugendlichen sei die Polizei „deutlich unterlegen“ gewesen und habe nicht angemessen eingegriffen.
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