Hamfelde

Gesa Dreckmann: „Ich bin und bleibe eine Dorfperle“

| Lesedauer: 6 Minuten
Isabella Sauer
Das

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Foto: Isabella Sauer / HA

Der in Hamfelde aufgewachsene Comedy-Star Gesa Dreckmann hat jetzt seinem Heimatdorf in Stormarn sein erstes Buch gewidmet.

Hamfelde.  Gesa Dreckmann strahlt übers ganze Gesicht, als sie sich der Espressobar Azzurro im Hamburger Stadtteil Eppendorf nähert. Als sie in das kleine italienische Café an der Tarpenbekstraße/Ecke Kegelhofstraße betritt, wird sie sofort wie eine alte Bekannte von den Kellnern begrüßt. Gesa Dreckmann erklärt: „Hier bin ich Stammkundin.“ Als sie Anfang des Jahrs begann, ihr erstes Buch „La Dorfe Vita – Die unersättliche Leichtigkeit des Schweins“ zu schreiben, kehrte die 38-Jährige fast täglich hier ein. Es ist die Ruhe, die der Comedy-Star dort genießt. Die Ruhe liebt sie auch an ihrem Heimatdorf Hamfelde, dem sie mit ihrem Buch nun schriftstellerisch ein Denkmal gesetzt hat.

Sie ist in dem beschaulichen 500-Einwohner-Ort am Rande der Hahnheide aufgewachsen. Ihre Mutter ist, wie sie in ihrem Buch schreibt, „ein Kinder der Sonne, die Schnee nur aus Erzählungen kannte“ und im wunderschönen Port au Prince in Haiti aufwuchs – und später für ihren Mann, ein richtiger Bauer, nach Schleswig-Holstein aufs Dorf zog. Die Liebesgeschichte ihrer Eltern erzählt Dreckmann in ihrem Kapitel „Die Wurzel aus Karibik und Kuh“ sehr genau. „Meine Eltern durften das Buch vor dem Erscheinungsdatum lesen“, sagt sie. Ihr Freund hingegen nicht. Der liege nun immer abends im Bett und lese Seite für Seite über das Dorfleben in Hamfelde durch.

Nach dem Abitur 1997 am Gymnasium in Trittau ging Dreckmann für ein Jahr nach Amerika. Ursprünglich wollte sie dort ein Praktikum in einer Werbeagentur machen, doch es klappte nicht. „Dann habe ich einfach gekellnert“, sagt sie und trinkt ihren italienischen Cappuccino. Und danach kam sie zurück nach Hamburg und machte eine Schauspielausbildung. „Ich hatte viel Glück: Nach meiner Ausbildung konnte ich 2006 bei den legendären Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg eine Squaw spielen“, sagt sie. Jeden Tag habe sie mit Schauspielern wie Volker Brandt, Alexandra Kamp, Winfried Glatzeder und Goijko Mitic im Freilichttheater gespielt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Dreckmann nicht wirklich etwas mit Comedy zutun. „Bis auf dass ich immer schon gern und viel gelacht habe.“

2011 gewinnt sie den RTL Comdey Grand Prix

Das änderte sich aber, als ein Freund ihr schließlich sagte, sie solle sich mal beim RTL Comedy Grand Prix bewerben. Den gewann sie 2011 dann sogar. Der Startknopf für eine Comedy-Karriere war gedrückt. Seit diesem Tag reist die 38-Jährige durch ganz Deutschland, präsentiert ihr Bühnenprogramm und war zuletzt sogar in der Talkshow Markus Lanz im ZDF zu sehen. „Besonders viel zu tun habe ich, seitdem mein neues Buch erschienen ist“, sagt Dreckmann. Und sie sei gespannt, was sie noch alles in der nächsten Zeit erwarte. Geplant hat sie für das Jahr 2016 etwas ganz Besonderes, sie sagt: „Eine eigene Dorftour, dann werde ich Auszüge aus meinem Buch vorlesen und zwischendurch Stand-up-Comedy machen.“ Natürlich werde sie dann auch in Stormarner Dörfer kommen, versichert sie.

Aber worum geht es nun in ihrem Buch? Dreckmann erzählt liebevoll und witzig zugleich vom Landleben zwischen schweigsamen Bauern in Hamfelde, selbst gebranntem Schnaps und überraschend toleranten Dorfbewohnern. Sie selbst sagt von sich: „Ich bin und bleibe eine Dorfperle.“ Und Atze Schröder, mit dem Dreckmann befreundet ist und den sie durch Alexandra Kamp kennengelernt hat, schreibt in seinem Vorwort im Buch: „Gesas wahre Geschichte ist so unglaublich, dass man auf vielen Seiten dieses Buches gleichzeitig vor Lachen heult und entsetzt den Kopf schüttelt.“ Es sind also die eigenen Geschichten, die die Schauspielerin in Hamfelde erlebte. „Allerdings ein bisschen überspitzt dargestellt“, sagt sie und macht sich über ihr gerade eben bestelltes Salamibrot her.

Als die Hamfelderin nach ihren Lieblingskapiteln im Buch gefragt wird, muss die länger überlegen. Während sie nachdenkt, zieht sie mehr oder weniger ungewollt lustige Grimassen. „Ich schreibe über sechs verschiedene Dorf-Charaktere, die sind sehr lustig“, sagt Dreckmann. So gibt es den Schlosser Ulle, der immer, wenn er betrunken ist, bei den Dreckmanns anruft. Dann sind da noch die kleine und die große Elke sowie Bauer Dietrich, der anscheinend noch nie eine lange Hose getragen hat. Plötzlich lacht Dreckmann etwas lauter auf und sagt: „Die Geschichte mit den Küken.“

Und die geht so: Gesa und ihre beiden Geschwister hatten auf der Fahrt im Urlaub ein Küken gefunden. Das „Prinzessin“ getaufte Tier wurde nun gehegt und gepflegt. Im Buch heißt es: „Wir brachten ihr einige Tricks bei; Springen über Zahnstocher und Essensreste aus den Zähnen Picken konnte die Princesse de Vannes besonders gut. Und abstuhlen natürlich....“ So kam es, dass der Vogel sein Geschäft auf dem Bein von Gesas Schwester machte, die dies aber nicht bemerkte. Sie dachte viel mehr an einen leckeren Klecks Nutella oder Schokolade und probierte genüsslich davon. Dann habe der Rest der Dreckmann-Familie lauthals gelacht und gefragt, wie das denn so schmecke.

Immer, wenn Gesa Dreckmann diese Geschichte erzählt, muss sie besonders laut über sich selbst lachen. „Herrlich, meine Zeit auf dem Land“, sagt sie und beißt noch einmal von der rustikalen Brotscheibe ab. Dann räumt sie ihr Geschirr ab, stellt es auf den Tresen und ruft: „Bis morgen.“

La Dorfe Vita, Bastei Lübbe Taschenbuch,
208 Seiten, ISBN: 978-3-404-60864-5, 9,99 Euro

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