Bad Oldesloe. Nachbarschaftshilfe in Schleswig-Holstein neu erfinden und dafür etwas ganz anderes entwickeln als alle anderen: Sebastian Penthin und Justin Hallauer aus Kiel haben das Start-up Lokalportal gegründet. Das ist ein soziales Online-Netzwerk für Orte und Regionen. Im Kreis Stormarn ist es seit dem heutigen Montag verfügbar.
Im Dezember 2013 entstand die Idee zu Lokalportal in der 700 Einwohner zählenden Gemeinde Wisch im Kreis Plön. Dort ist Gründer Penthin aufgewachsen. Der 28-jährige BWL-Student sagt: „Vorrangig funktioniert Lokalportal als ein Nachbarschaftsnetzwerk, welches es beispielsweise vereinfachen soll, per Mitfahrgelegenheit in das nächste Dorf zu kommen.“ Auf diesem Wege könne auch schnell in Erfahrung gebracht werden, welche Veranstaltungen demnächst in einer Region geplant seien. Über seine bisherigen Erfahrungen sagt Wirtschaftsinformatik-Student Hallauer, 27: „Ein Nutzer suchte zum Beispiel eine Kühltruhe, ein anderer wollte einen Rollator verschenken.“
Nutzer können gezielt Inhalte aus ihrer Region sehen
Ein Klick auf lokalportal.de weckt optisch zunächst Erinnerungen an andere soziale Netzwerke. Am oberen Rand gibt es eine schmale Leiste mit der Login-Maske. Die kostenlose Anmeldung beginnt mit der Frage nach der Postleitzahl oder dem Ort. Das ist der Kern des Portals. „Man kann sich als privater Nutzer, Seitenbetreiber zum Beispiel als Sportverein, Gewerbetreibender oder als öffentliche Stelle anmelden“, erklärt Hallauer.
Anders als bei allen anderen Netzwerken ist, dass die Nutzer nur Inhalte aus ihrer Region sehen können. Diese lassen sich auf einen Umkreis eingrenzen. Im Zentrum und somit ziemlich ähnlich wie Facebook steht eine Nachrichtenspalte. Dort erscheinen alle Beiträge. In Sachen Datenschutz möchten die beiden Gründer auch einen anderen Weg einschlagen. Hallauer: „Wir stehen mit dem Landeszentrum für Datenschutz in Kontakt und wollen uns zertifizieren lassen.“ Für die Nutzung sei nur ein Minimum an Daten erforderlich.
„Die Gründer haben uns ihre Idee vorgestellt, und wir wollen sie unterstützen“
Aktuell befindet sich Lokalportal in einer Testphase in Schleswig-Holstein, wird seit einiger Zeit in den Kreisen Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg sowie der Stadt Kiel genutzt. Hallauer: „Das sind mehr als 1700 Nutzer und rund 35 öffentliche Stellen.“ Jetzt ist auch Stormarn dabei.
Bevor mit der Realisierung der Idee zur Plattform begonnen wurde, klopften die Gründer das Interesse und die Bedürfnisse der öffentlichen Stellen ab. Die beiden Studenten besuchten auch Steffen Mielczarek vom Amt Bad Oldesloe-Land. „Der hatte sich positiv zu Lokalportal geäußert“, sagt Hallauer. Mielczarek freut sich auf die Freischaltung: „Die Gründer haben uns ihre Idee vorgestellt, und wir wollen sie unterstützen.“
Amt Bad Oldesloe Land erhofft sich, eine neue Zielgruppe anzusprechen
Das Amt Bad Oldesloe Land gibt aber nicht mehr Informationen heraus, als diejenigen, die schon jetzt auf der eigenen Homepage stehen. „Wir haben eine Verlinkung mit unserer Internetseite. Stellen wir dort etwas online, erscheint es auch auf dem Lokalportal“, sagt Mielczarek. Doch geht dadurch nicht die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht verloren? Mielczarek: „Sie erfolgt heutzutage anders. Die Leute finden sich im Internet wieder.“ Außerdem könne durch die Zusammenarbeit mit Lokalportal möglicherweise eine neue Zielgruppe angesprochen werden.
Auch das Amt Nordstormarn kooperiert. Hauptamtsleiterin Christina Lehmann: „Wir wollen das Portal mit aufbauen.“ Allerdings werde das Amt nicht alle paar Minuten eine Information auf die Plattform stellen. „Wir sind zwölf Gemeinden, da schreiben wir nur aktuelle Nachrichten rein, die viele Personen betreffen. Zum Beispiel das Thema Lärmschutzplan.“
Die Stadt Bad Oldesloe ist genauso am Start wie Reinbek und Bargteheide. Jürgen Vogt-Zembol, Büroleitender Beamter im Reinbeker Rathaus, sagt: „Wir machen gerne beim Lokalportal mit. Es öffnet uns viele Türen.“ Die Informationen aus einer Kommune würden ordentlich aufbereitet und richteten sich an viele, die in der digitalen Welt unterwegs seien. „So kann jeder erfahren, was vor Ort los ist. Und das ist meistens mehr als man denkt“, so Vogt-Zembol.
Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz kann Lokalportal durchweg Positives abgewinnen: „Für uns ist entscheidend, dass sowohl die Stadt als auch Vereine und Verbände Neuigkeiten veröffentlichen können.“ Außerdem sei das Nutzen kostenlos.
Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz ist von der Idee beeindruckt
Besonders toll finde er, dass alle Informationen an einem Ort gebündelt seien. Görtz: „Es gibt für jeden Nutzer gezielte Infos aus der Region.“ Das Projekt der beiden Studenten befinde sich momentan noch in den Kinderschuhen und man müsse abwarten, wie es angenommen werde. Görtz sagt: „Ich bin von der Idee beeindruckt. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert, dort mitzumachen.“
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Stormarn