Polizei wertet Jahresstatistik aus. Bei 4826 Unfällen auf den Stormarner Straßen wurden 833 Menschen verletzt. Erstmals Untersuchung zu Senioren

Ahrensburg. Auf Stormarns Straßen kracht es immer häufiger. Dies geht aus dem Jahresverkehrsbericht 2010 der Polizei hervor. 4826 Unfälle registrierten die Beamten im Vorjahr, 1004 mehr als im Jahr 2009. Obwohl die Zahl um mehr als 25 Prozent gestiegen ist, wurden weniger Menschen verletzt. Unter den 883 Verletzten waren 115 Schwerverletzte. Sieben Menschen starben. Ein Jahr zuvor wurden 988 Menschen auf Stormarns Straßen verletzt, 112 schwer. Es gab vier Tote.

"Die enorme Zunahme ist auf Unfälle zurückzuführen, bei denen es lediglich zu Blechschäden kam", sagt Holger Meincke, stellvertretender Leiter der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg. "Einen Großteil können wir auf die Wintermonate zurückführen, in denen es vermehrt zu Glätteunfällen kam."

Erstmals haben die Polizisten auch Unfälle mit Senioren ausgewertet. Von den 1317 aufgenommenen Unfällen waren in 186 Fällen Verkehrsteilnehmer beteiligt, die älter als 65 waren. In circa 63 Prozent der Fälle waren die Senioren die Verursacher. "Dies ist sehr hoch", sagt Holger Meincke: "Zwar waren die Senioren, die rund 22 Prozent der Stormarner Bevölkerung ausmachen, an nur 15,3 Prozent der Unfälle beteiligt, dennoch ist dies bei einer genaueren Betrachtung viel."

Denn nur rund 60 Prozent der Senioren besäßen einen Führerschein. Zudem fahren sie weniger Kilometer. "Hören die Menschen auf zu arbeiten, nehmen sie deutlich weniger am Straßenverkehr teil", sagt der Polizeidirektor, "außerdem verändern sich die Fahrgewohnheiten. Ältere Menschen meiden es beispielsweise, nachts zu fahren oder bei Schnee und Glatteis."

Die Polizei möchte diese Auswertung fortführen. "Wir möchten beobachten, ob ältere Menschen tatsächlich ein Risiko darstellen", sagt Meincke, "dies bedeutet natürlich nicht, dass Senioren kein Auto mehr fahren sollen. Wir wollen sehen, on zum Beispiel Verkehrssituationen übersichtlicher gestaltet oder Ampelschaltungen geändert werden müssen." Die Erhebung sei für die Beamten auch wichtig, da die Zahl der Senioren mit Führerschein stark zunimmt.

Aber nicht nur ältere Menschen beschäftigen die Beamten. Auch junge Fahrer fallen in der Verkehrsstatistik auf. Zwar machen die 18 bis 24-Jährigen im Kreis Stormarn nur 5,8 Prozent der Bevölkerung aus, dennoch sind die jungen Autofahrer an 16,9 Prozent der Unfälle beteiligt. Häufig mit tragischen Folgen. End Oktober vergangenen Jahres starb eine 16-Jährige in Bargteheide an der B 75, weil ein betrunkener 20 Jahre alter BMW-Fahrer die Kontrolle über sein Auto verlor.

Eine gute Präventionsarbeit und verstärkte Kontrollen sollen solche Fälle vermeiden. Die Erkennung von Autofahrern, die unter Einfluss von Drogen oder Alkohol fahren, sei ein Schwerpunkt. Doch im Verkehrsbericht lässt sich dies nicht ableiten. Während im Jahr 2009 noch 576 Fahrer, die unter Drogeneinfluss standen, aus dem Verkehr gezogen wurden, waren es 2010 lediglich 200. Auch sind weniger Trunkenheitsfahrten registriert worden. 2009 waren bei 106 Fahrern zu hohe Promillewerte gemessen worden. Im Vorjahr waren es lediglich 74 Verstöße. Dabei habe sich die Zahl der Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel war, nicht verringert. In beiden Jahren sind 74 Unfälle unter Alkoholeinfluss gezählt worden. "Das liegt daran, dass wir seit mehr als einem Jahr einen richterlichen Beschluss brauchen, wenn wir eine Blutprobe entnehmen möchten. Häufig sind die Richter aber nicht sofort zu erreichen, so dass die Abarbeitung einer Trunkenheitsfahrt sehr lange dauert", sagt Meincke und fügt hinzu: "Zudem sind die Kollegen wegen dieser Bestimmung sehr verunsichert." Die Frage, ob deswegen bei Verdachtsfällen nicht kontrolliert wird, verneint Meincke.

Aber nicht nur Drogen- und Alkoholkontrollen sind offenbar weniger geworden. Bei allen Verkehrsverstößen sind die Zahlen stark rückläufig. Beispielsweise haben die Beamten 2009 noch 44 623 Geschwindigkeitsüberschreitungen gemessen. 2010 waren es 32 920. Das liegt daran, das ein Messgerät kaputt war. Dennoch dürfte der Rückgang keinerlei Auswirkung auf die Kreiskasse haben. Denn dank der Baustellenkontrollen auf der A 1, die nicht im Verkehrsbericht erfasst ist, sind die Einnahmen gestiegen. Dort stehen regelmäßig Blitzer.