Synchronschwimmen ist eine ziemlich spezielle Sportart. Vor allem für Männer. Giorgio Minisini ist der einzige Mann beim Becken-Ballett. Im Kino gab’s immerhin schon eine ganze Synchronschwimmgruppe.

Synchronschwimmen ist eine Frauensache. Diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn man sich die Wettkämpfe anschaut. Doch seit einiger Zeit schwärmt ganz Italien von einem ganz besonderen Talent: Giorgio Minisini, der einzige Mann im Becken. Nach mehreren Auszeichnungen träumt er davon, bei den Olympischen Spielen anzutreten.

Was gerade in der italienischen Öffentlichkeit diskutiert wird, lief noch vor kurzem im schwedischen Kino als Spielfilm. Im Film „Männer im Wasser“ (2008) gründen neun etwa 40-jährige Schweden eine Synchronschwimmgruppe. Zuerst aus Spass – in Form einer Travestie bei einer Junggesellenabschiedsfeier, dann aus Protest, weil ihnen fürs Training ein Schwimmbad verweigert wurde. Pure Diskriminierung also.

Nachdem die Anfänger sich doch ein Becken erkämpft hatten, stellte der Kapitän Fredrik sein Team gleich vor ein großes Ziel: Die WM der Synchronschwimm-Männer in Berlin. Dort fand auch schon die erste WM 1890 statt, damals noch gänzlich ein Wettbewerb für Männer. Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts haben Frauen diese Domäne immer mehr für sich erobert.

Ein sehenswerter Verwandlungsprozess

Ein lebenslustiges Genderspiel ist der Sport, oder vielleicht auch das ganze Leben. Die „Männer im Wasser“ beherrschen langsam graziöse Bewegungen und lassen sich pediküren. Es ist ein Verwandlungsprozess, bei dem sie viel über die Geschlechterrollen lernen.

Doch irgendwann müssen sie feststellen, dass die Erfahrung der Diskriminierung nicht davor schützt, andere zu diskriminieren. So zögern sie zuerst, ob eine Frau ihre Mannschaft coachen darf, später, ob ein Schwuler mit ins Team gehört. Aber letztendlich ist es ein positiver Film, der zeigt, wie viel man erreichen kann, wenn man richtig Lust auf etwas hat. Und dann dazu noch Mut, die Regeln zu brechen.

Wenn neun witzige Amateure aus Schweden es zur WM nach Berlin geschafft haben, dann wird wohl auch der italienische Profi 2016 bis nach Rio de Janeiro kommen, so will man hoffen.

Unsere Autorin Inga Pylypchuk stellt in ihrer Kolumne "Film nach Gefühl" jede Woche einen Film zur aktuellen Lage vor.