Der Ahrensburger Unternehmer kauft den insolventen Familienbetrieb Karsten Hagenah in Hamburg-Bahrenfeld

Ahrensburg/Hamburg. Der Ahrensburger Unternehmer Christoph Kroschke hat den Hamburger Fischgroßhandel Hagenah gekauft. Mit Wirkung zum 1. April übernimmt die Kroschke-Gruppe, zu der bereits mehrere Firmen und Marken gehören, das Traditionsgeschäft mit Sitz im Hamburg-Bahrenfeld. Es war seit seiner Gründung im Jahr 1892 in Familienhand. Im Dezember 2014 hatte Torsten Oesmann, Enkel des Firmengründers Karsten Hagenah, die Insolvenz angemeldet. Zwei Jahre zuvor war ein Lager des Händlers abgebrannt.

Es ist Mittagszeit. Im Laden sowie im angeschlossenen Bistro des Fischhändlers Hagenah an der Schnackenburgallee, also auf einer Fläche von insgesamt 314 Quadratmetern, stehen Kunden in langen Schlangen vor den Kassen. Einige Gäste balancieren Teller mit Fischgerichten, andere tragen eingepackten Fisch, Garnelen oder Fischsalate in ihren Einkaufskörben. Rund 250 unterschiedliche Sorten werden täglich angeboten. Rund 110 Tonnen Fisch gehen in der Woche über den Tresen. Dazu gehört auch der Lieferdienst, der unter anderem Restaurants in Hamburg mit Meeresfrüchten und Fischen versorgt. Eine Etage über den hungrigen Fisch-Fans brütet der neue Inhaber, Christoph Kroschke, im Konferenzzimmer mit den Architekten über Planskizzen. „Ich habe viele Ideen für Hagenah“, sagt er. Darunter: eine eigene Produktlinie für den Verkauf im Laden und später zur Weitergabe an andere Einzelhändler sowie die Filialisierung des traditionsreichen Fischhandels Hagenah. „Damit habe ich Erfahrung“, sagt Kroschke. Nicht zu Unrecht: Die Kroschke-Gruppe ist an 500 Standorten vertreten.

Vor drei Wochen hat der Ahrensburger Unternehmer vom Insolvenzverwalter den Fischgroßhandel gekauft. Es ist damit auch ein bisschen ein Puzzlestück. Wenige Meter von Hagenah entfernt liegt am Holstenkamp der Bootsausstatter A.W. Niemeyer. Gegründet im Jahr 1745, gehört das Geschäft mit einem Jahresumsatz von 25 Millionen Euro seit 2002 zur Kroschke-Gruppe. „Ich will mit den beiden Traditionsgeschäften das maritime Zentrum Hamburgs schaffen“, sagt Kroschke und lehnt sich in seinem Stuhl zurück: „Auch baulich sollen die Geschäfte verbunden werden.“

Bisher gehört das Grundstück zwischen den beiden Objekten allerdings der Stadt, Verhandlungen mit Hamburg dürften folgen – und auch damit hat der 62-Jährige, der mit Autokennzeichen reich geworden ist, durchaus Erfahrung. „Wir stehen aber noch ganz am Anfang unserer Planungen“, sagt Kroschke. Dabei gestikuliert er und lacht ein wenig nach jedem Satz.

Für seine gute Laune gibt es natürlich Gründe. „Ich liebe es, neue Wege zu gehen und Sachen zu verbinden.“ Kein Wunder, dass ihm die Arbeit an der Verbindung zwischen dem Bootsausstatter und dem Fischgroßhändler Freude bereitet. „Alles, was im Wasser schwimmt, gehört auch irgendwie zusammen“, sagt er und lächelt wieder. Und es dürfte auch daran liegen, dass schon im Dezember, als Torsten Oesmann zum Amtsgericht gehen musste, der bestellte Insolvenzverwalter Tjark Thies dem Betrieb gute Chancen auf Konsolidierung einräumte. Er sagte damals dem Abendblatt: „Das Unternehmen hat jahrelang wirtschaftlich gesund und profitabel gearbeitet. Grund für die Schieflage war vor allem der Brand.“ So blieben während des Neuaufbaus viele Kunden weg, sie kommen nun langsam zurück. Der Jahresumsatz liegt nach Angabe der Kroschke-Gruppe bei 15 Millionen Euro. Etwa 90 Angestellte arbeiten im Verkauf, dem Catering, im Lager und in der neuen Verarbeitungshalle, zu der auch eine Räucherei gehört. Doch Oesmann ging trotz aller Bemühungen – so hatte er auch auf der Baustelle seinen Verkauf fortgeführt – die Puste auf den letzten Metern aus, vor allem finanziell.

Christoph Kroschke schlendert entlang der langen Vitrinen im Verkaufsraum, in der unterschiedliche Fische in der Auslage liegen. „Der Lachs, der ist leicht zu erkennen“, sagt er und bleibt stehen. „Aber ich muss noch einiges über Fisch lernen.“ Das wird ihm auch Freude bereiten, meint er. Abgesehen von Lachs isst der 62-Jährige auch gerne Seeteufel und sagt: „Bei Hagenah bin ich nicht nur Investor, sondern auch Genießer.“

Viel Neues für den gebürtigen Niedersachsen. Doch auch auf Altes will der sechsfache Vater bei Hagenah bauen: Beispielsweise auf den alten Inhaber: „Herr Oesmann bleibt dabei“, sagt Kroschke. Es gebe viele Fähigkeiten, die der Vorbesitzer mitbringe, auf die der Ahrensburger nicht verzichten möchte. Und der sagt nach der schweren Zeit: „Ich kann mit dem Verkauf an Herrn Kroschke gut leben.“