Bei ihrer Arbeitsreise kam das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima auch nach Stormarn

Westerau. Kälbchen 45.869 vom Thünen-Institut für ökologischen Landbau in Westerau macht sich anscheinend nichts aus dem europäischen Hochadel. An einem Stallgatter schubbert es sich genüsslich die Nase, lässt sich mit einem Plumps ins Stroh fallen und dreht der Menschenansammlung den weiß-schwarz-gefleckten Rücken zu. Die Menschenansammlung, das sind rund 70 Journalisten, etliche Mitarbeiter des Institutes, noch mehr Polizisten und Mitarbeiter des Landes Schleswig-Holstein, die sich vor den Stallungen des Institutes in Wulmenau in Stellung gebracht haben – für den hohen Besuch. Denn das Thünen-Institut ist eine Station des eintägigen Arbeitsbesuches des niederländischen Königspaares an diesem Donnerstag in Schleswig-Holstein und Hamburg. Eine Stunde mit Kühen und Apfelbäumen.

Institutsleiter spricht Deutsch mit dem König

Institutsleiter Gerold Rahmann, der sagt, dass er nicht nervös sei, erzählt zehn Minuten vor der Ankunft von Willem-Alexander, König der Niederlande, und Königin Máxima, was er den Gästen erzählen möchte. „Ich will dem Königspaar zeigen, wie ökologische Landwirtschaft auch wirtschaftlich effizient umgesetzt werden kann.“ Es soll zudem der Startschuss sein für eine Kooperation mit der niederländischen Universität Wageningen, die auf Agrarwissenschaften spezialisiert ist. Und dazu muss der Wissenschaftler zuallererst mit dem König, der Königin und ihren Begleitern – darunter auch Ministerpräsident Torsten Albig – in den Stall. Die Majestäten im Stall, das ist bei Niederländern offenbar kein Problem.

Um Punkt 15 Uhr fährt die Kolonne aus Streifenwagen und schwarzen Limousinen vor den Stallungen vor. Rahmann strahlt, das Königspaar steigt aus einer der Limousinen, strahlt zurück und folgt dem Institutsleiter nach einer Begrüßung in den Stall – vorbei an Kälbchen 45.869, das nun doch den Kopf neigt, als die Königin, gekleidet in einem braun-beige-grauen Etuikleid, auf schwarzen High Heels und einem gleichfarbigen Hut an ihm vorbeigeht. Der König, im marineblauen Anzug, plaudert derweil mit Rahmann – auf Deutsch. „Das stand vorab auch im Protokoll“, sagt Rahmann.

Während es im Stall, so dürfte das Gelächter gedeutet werden, amüsant zugeht, warten am Ausgang die Fotografen. Und weil das „royale Paar nicht nur furchtbar angenehm ist“, wie Rahmann später sagt, sondern auch „noch viel unkomplizierter ist“, als er erwartet habe, rümpfen die Hoheiten nicht die Nase beim Stallgeruch – auch nicht, als Kuh 17.586 ganz unstandesgemäß ihren tierischen Bedürfnissen nachgibt und sich wenige Meter neben dem Königspaar erleichtert. 18 Minuten Stall, inklusive einer Pose für die Fotografen, dann fahren die Fahrzeuge vor, die Hoheiten und ihre Begleiter ein, und Kälbchen 45.869, Kuh 17.586 und ihre ungezählten Artgenossen haben den wohl höchsten Besuch ihres Leben gehabt.

Vor dem rund vier Kilometer entfernten Herrenhaus auf dem Gut Trenthorst, das ebenfalls zum Thünen-Institut gehört, haben sich rund 50 Oranje-Fans hinter einem Absperr-Flatterband aufgestellt und warten. Denn nachdem die royalen Gäste, ihre Begleiter und die Gastgeber, hinter verschlossenen Türen über die deutsch-niederländische Zusammenarbeit sprechen, erleben die Zuschauer, dass der niederländische König und seine Königin nicht nur im Kuhstall eine gute Figur machen, sondern auch mit der Schaufel umgehen können: Zwei Apfelbäume, ein deutscher „Gelber Richard“ und eine niederländischer „Groninger Kroon“, stehen nur vor dem Herrenhaus.

Der gebürtige Niederländer Hans Vos aus Bargfeld-Stegen ist glücklich, er ist mit seiner Frau Susanne und Tochter Caroline gekommen. Auf seinem Kopf trägt er eine riesige Plüschkrone in Orange und schwenkt die niederländische Fahne. „Ich habe Willem-Alexander bisher nur als Prinz gesehen, nun das erste Mal als König, und das auch noch an meinem Geburtstag“, sagt er. Es ist sein 55.

Ein Geschenk für den König hat unterdessen die kleine Amalia (so heißt übrigens auch die älteste Tochter des Königspaares): eine rote Gerbera. „So viel Zeit muss sein“, meint der König und nimmt das Geschenk des Mädchens dankend entgegen, bevor er um 16 Uhr, eine Stunde nach der Ankunft, wieder ins Auto springt – zum nächsten Stopp der königlichen Arbeitsreise in Hamburg. Zurück lassen er und seine Frau nicht nur einen glücklichen Rahmann: „Das war so angenehm.“.