Grüner Jörg Hansen postet bei Facebook, wie die Partei in Zukunft abgestimmt haben wird

Ahrensburg. Wer einen Wahlkampf gewinnen möchte, der sollte seinen Gegnern einen Schritt voraus sein. So wie Jörg Hansen, seines Zeichens voraussichtlich Kandidat der Grünen im Rennen um das höchste Amt im Ahrensburger Rathaus. Am Donnerstag, 19. März, hat sich der 54-Jährige auf seiner Facebook-Seite als Bürgermeisterkandidat der Grünen vorgestellt – ohne das Adverb „voraussichtlich“ allerdings und eingeleitet mit dem Satz „Am 24.März hat mich der Ortsverband von Bündnis 90/ Die Grünen zu ihrem Bürgermeisterkandidaten gewählt“.

Welch’ Weitsicht, sind es vom 19. bis zum 24. doch noch fünf Tage bis zur Wahl durch den Ortsverband, möchten geneigte Wähler denken. Was für ein undemokratischer Vorgang, wenn bei einer Wahl das Ergebnis offenbar schon vorab feststeht, dürfte kritischen Menschen dazu einfallen. Was für eine ärgerliche Panne das doch ist, mag eine dritte Gruppe meinen.

So sieht es übrigens auch Jörg Hansen selbst, der dem Abendblatt bestätigt hat: „Ja, das war eine Panne.“ Geärgert hat sich der Kommunalpolitiker darüber sicherlich, und rasch reagiert hat er auch. Am frühen Morgen hatte er seinen autobiografischen Beitrag ins Internet gestellt, nur zwei Stunden später war die Präsentation des Menschen und Politikers Jörg Hansen schon wieder gelöscht. Aber wahrscheinlich nicht allzu lange, sondern nur bis Dienstagabend. Das ist nämlich tatsächlich der Abend des 24. März, der Bürgermeisterkandidatenwahlabend bei den Grünen.

Aber Jörg Hansen darf sich trotz seines Fauxpas’ freuen. Wenn er an eben jenem Dienstag zum Kandidaten gekürt wird, dann wirklich ohne „voraussichtlich“ und ganz offiziell, wird er seinen Konkurrenten noch immer einen Schritt voraus sein. Zum einen muss er keine Meldung mehr schreiben, denn das hat er ja schon getan. Er muss sie nur noch – und dann endgültig – online stellen.

Aber auch sonst hat Hansen die Nase vorn: Die SPD, deren Parteibuch der amtierende Bürgermeister Michael Sarach hat, wählt ihren Kandidaten am Donnerstag, 26. März. Auch Sarach hat sicher schon seinen aktualisierten Lebenslauf in der Schreibtischschublade liegen oder, besser: als Word-Dokument in der Computer-Schreibtischschublade abgespeichert.

Auch Christian Conring, Nachzügler bei der Kandidatenwahl, der aller Voraussicht nach am Montag, 30. März, von seiner Partei, der CDU, zum Kandidaten gewählt wird, ist gewiss so gut auf den Wahlkampf vorbereitet, dass er ganz gelassen ins Kandidatenrennen einsteigen wird. Er wird wissen, dass bei Rennen selten siegt, wer zu früh startet. In der Leichtathletik werden Frühstarts mit Disqualifikation bestraft.

Auch in der Politik bringen sie keine Vorteile. Am Ende zählt, wer beim Argumentieren den längeren Atem hat.