Erste Stormarner Gemeinden schaffen modernste Einsatzkleidung an, die es gibt. Spötter sprechen vom Imkeranzug

Bargfeld-Stegen. Die Mitglieder der Bargfelder Feuerwehr fahren ab sofort in neuer Schutzkleidung auf ihre Einsätze. Die alten Jacken und Hosen wurden nach 20 Jahren im Einsatzgeschehen ersetzt. Eine helle Sandfarbe anstatt Blau oder Schwarz, das soll das neue Erkennungszeichen der Feuerwehrleute sein. Und nicht nur in Bargfeld: Das Material der Anzüge, das nicht gefärbt wird, dürfte sich mittelfristig überall durchsetzen.

„Das neue Design kommt ursprünglich aus Amerika, aber auch in Schweden und Finnland tragen sie schon sandfarbene Kombinationen“, sagt André Poser, Pressesprecher der Bargfelder Feuerwehr. Die Berufsfeuerwehr in Berlin hat vor vier Jahren angefangen, auf die neue Schutzkleidung umzustellen. Jetzt folgt die Bargfelder Feuerwehr als zweite in Stormarn. Tremsbüttel trägt die modernste Rettungskleidung, die der Markt bietet, ebenfalls.

Das neue „PBI Gold-Gewebe“ enthält hitzefeste Polybenzimidazol- und hochstabile Aramid-Fasern, das sind zwei Kunststoffarten. Diese sorgen dafür, dass die Einssatzkräfte selbst bei einer kurzzeitigen Beflammung von 1000 Grad keine Verbrennungen erleiden. Auch gegen Säuren, Laugen und organische Chemikalien ist das Material widerstandsfähiger als das alte. Doch trotz des neuen, verbesserten Schutzes gegen äußere Einflüsse sind die hellen Jacken und Hosen deutlich leichter als ihre dunklen Vorgänger.

„Das erste Mal wurde für unsere Schutzanzüge Maß genommen. Jeder hat seine auf ihn individuell angepasste Hose und Jacke. Das ist vor allem toll für die Frauen in unserer Gruppe. Denn früher gab es nur die Einheitsgrößen S, M und L. Da konnte es sein, dass die Jacke einfach viel zu groß war oder an einigen Stellen spannte“, sagt Poser. „Wir können uns jetzt viel besser bewegen, da die Klamotten wirklich passen.“

Diesen erhöhten Tragekomfort ermöglicht der sogenannte ergonomische Schnitt, den der österreichische Hersteller Texport anbietet. Die Bargfelder Feuerwehr bezieht ihr Schutzkleidung auch daher. Außerdem sind die Aramid-Filamente gitterförmig in die Jacke eingewebt. Dadurch ist dieses Material stabiler, aber auch zugleich flexibler als das bisherige.

Einen großen Vorteil gegenüber der alten Schutzkleidung bietet das in die Jacke eingebaute Rettungsgeschirr. „Dadurch, dass zum Beispiel der Feuerwehrhaltegurt in die Jacke integriert ist, muss man auf Einsätzen keinen mehr umschnallen. Auch die Trage- und Rettungsschlaufen helfen, einen Kollegen aus einer Situation zu retten. Das erleichtert den Einsatz ungemein und erhöht auch die eigene Sicherheit“, sagt Poser.

Denn die Sicherheit hat absolute Priorität. Das sagt auch Gerd Riemann, Kreiswehrführer in Stormarn. „Egal, ob schwarz, blau oder beige: Die Einsatzschutzkleidung muss immer den Sicherheitsstandards der Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzbekleidung und der Europäischen Norm 469 entsprechen.“ HuPF heißt die in Kurzform. Riemann: „Da führt kein Weg dran vorbei.“

Daher hat die Feuerwehr in Deutschland auch keine einheitliche Farbe. „Vor ungefähr 40 Jahren hatten wir Pilotenjacken, danach Overalls, dann kamen orangefarbene Jacken mit dunklen Latzhosen, dann eine komplett dunkle Kleidung in Schwarz oder Blau, und jetzt ist die Einsatzschutzkleidung sandfarben. In Flensburg tragen sie sogar Rot“, sagt Stormarns oberster Feuerwehrchef.

Obwohl sich die PBI-Gold-Schutzkleidung nach und nach durchsetze, glaubt Riemann nicht, dass es irgendwann nur die eine Farbe geben werde. „Die helle Farbe bietet sich aber an, da sie den Vorteil mit sich bringt, dass man auf dem hellen Stoff Verunreinigungen besser sehen kann.“ Was landläufig als Nachteil gilt, ist für Feuerwehrleute keiner: „Rußrückstände sind gesundheitsschädigend und müssen so schnell wie möglich entfernt werden“, sagt Holger Bauer, Pressesprecher des Landesfeuerwehrverbands.

Wegen der besseren Sichtbarkeit im Straßenverkehr sei die helle Ausstattung auch gut, sagt der Bargfelder André Poser. Aber wer neue Schutzkleidung kaufen will, müsse nicht den hellen Ton nehmen, es gebe auch eine blau gefärbte Kombination.

Der neue Einsatzschutzanzug erscheint, trotz vieler Verbesserungen, als gewöhnungsbedürftig. „Einige nennen ihn wegen der neuen Farbe auch Imkeranzug. Aber das sind nur Neider. Denn so einen neuen Gruppensatz anzuschaffen, das kostet“, sagt Poser. Die Gemeinde Bargfeld-Stegen hat sich das rund 45.000Euro kosten lassen. André Poser sagt: „Wir freuen uns sehr über unsere neue Einsatzschutzkleidung.“