Hobby-Astronom Wolfgang Busch lässt am Freitag in Ahrensburg jeden durch seine Teleskope gucken

Ahrensburg. Noch genießt Wolfgang Busch das gute Wetter im eigenen Garten. Die Sicht auf die Sonne ist an diesem Tag gut. Der Himmel klar. „Hoffentlich wird das Wetter auch am Freitag stabil“, sagt der Hobby-Astronom. Dann wird der Ahrensburger nämlich seine Teleskope ins Auto packen und zum Rathausplatz fahren. Dann, wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt und den leuchtenden Himmelskörper zu 80 Prozent verdeckt. Ahrensburger können das Spektakel durch eines der drei Ferngläser aus dem Hause Busch verfolgen – und Fotos machen.

Buschs Interesse für die Astronomie wird vor 75 Jahren geweckt, da ist er zwölf Jahre alt. Sein Vater schenkt ihm ein Mikroskop. „Das hat mich fasziniert“, erinnert sich der Pensionär noch heute an diesen Augenblick, „ich wollte verstehen, wie es funktioniert.“ Also baut der junge Schüler das Mikroskop kurzerhand auseinander, vertauscht die Linsen im Okular, testet. Und stellt fest, dass die Vergrößerung plötzlich noch viel stärker ist. Seitdem ist Busch infiziert von Optik, Berechnungen und Präzision. „Wenn man erst mal den Bazillus bekommen hat, wird man ihn nicht mehr los“, sagt Busch und schmunzelt.

Zu jenem Zeitpunkt erwacht auch sein Interesse an der Astronomie. Die optischen Gerätschaften bekommt er größtenteils von Bekannten und Freunden: „Wenn jemand noch alten Kram rumliegen hatte, dann landete das bei mir.“ Andere Stücke kauft er günstig ein. Die Teile – teilweise sind sie sehr alt – bringt Busch wieder in Schuss. Er poliert zerkratze Linsen, schleift Spiegel und baut kleine Apparaturen.

Als 16-Jähriger wird er als Flakhelfer eingesetzt. Als der Krieg vorbei ist, studiert er in Hamburg und wird Lehrer für Musik und Geografie, unterrichtet am Gymnasium Hegestraße in Hamburg-Eppendorf. In seiner Freizeit beschäftigt er sich weiterhin mit astronomischen Fragen und Geräten – und das immer professioneller. 1986 fotografiert er den Halleyschen Kometen auf Teneriffa. Später besucht er eine Forschungseinrichtung in Arizona. „Mit unglaublicher Präzision stellen sie dort große Spiegel her“, erzählt Busch, „genauso arbeite ich zu Hause auch, natürlich viel kleiner.“

Ein Zusammenhang zwischen Musik und Mathematik? Den gebe es nur für Menschen, die sich nicht wirklich mit dem einen oder dem anderen auseinandersetzten, sagt Busch. Dass sein Hobby jedoch in Teilen auch seinen Unterricht beeinflusst hat, zeigt ein kreativer Neologismus für Buschs Unterricht. „Phy-ma-sik“ habe den einmal ein Schüler genannt, und Lehrer Busch hat das gefallen – er hat den Begriff ins Klassenbuch übertragen.

Jetzt ist Busch schon längst Pensionär. Müde jedoch ist er nicht. Und wenn man ihn abwechselnd am Flügel sitzend, über komplexe Rhythmen und Schwingungen der Saiten dozierend oder an den kleinen Stellschrauben seiner Teleskope justieren sieht, dann weiß man auch warum. Busch ist fasziniert von dem, was er tut. Und daran möchte er auch gern andere Menschen teilhaben lassen.

Am morgigen Freitag kann jeder den Hobby-Astronomen aus Ahrensburg erleben. Um 9.35 Uhr beginnt der Neumond sich von rechts vor die Sonne zu schieben, die maximale Abdeckung wird um 10.45 Uhr erwartet. Um fünf vor zwölf ist dann alles wieder normal. Drei Teleskope wird Busch aufbauen, mit 70-, 40- , und zwölffacher Vergrößerung. Wer eine Digitalkamera dabei hat, kann das himmlische Schauspiel auch als Andenken mit nach Hause nehmen. Dafür hat Busch eigens ein Okular angefertigt. Und eine Vorrichtung um die Kamera zu stabilisieren.

Außerdem sind alle Teleskope mit Sonnenfiltern ausgestattet. „Die gebündelten Sonnenstrahlung ist sehr gefährlich fürs Augenlicht“, warnt Busch. Wer die Sonnenfinsternis nicht nur durch Buschs Teleskope am Rathausplatz beobachten möchte, sollte unbedingt eine Schutzbrille etwa mit einem Rahmen aus Pappe mitbringen. „Zu kaufen sind die Brillen leider nicht mehr, sie sind in ganz Europa ausverkauft“, weiß Busch.

Und es lohnt, sich diese Chance nicht entgehen zu lassen. Die nächste Sonnenfinsternis in Deutschland ist nämlich erst in rund sieben Jahren, am 25. Oktober 2022. Eine totale Sonnenfinsternis über Europa gibt es erst wieder am 12. August 2026 zu sehen. Über Deutschland erst am 3. September 2081. „In diesem Jahr werde ich vor der Eingangstür am Rathaus aufbauen“, sagt Busch, da könne er sich vor schlechtem Wetter schützen. „Der Wetterbericht sieht nicht ganz so gut aus“, sagt Busch, „also drücken wir die Daumen.“