Bewohner des Pionierwegs in Ahrensburg sollen fast 400.000 Euro zuzahlen. Sie wollen bei Planung mehr mitreden

Ahrensburg. Rund 780.000 Euro soll die Sanierung eines 470 Meter langen Abschnitts des Pionierwegs in Ahrensburg kosten. Fast 400.000 Euro davon sollen die Anlieger übernehmen. Welche Kosten genau auf sie zukommen, wollten sie bei einem nicht-öffentlichen Informationsabend der Stadt im Peter-Rantzau-Haus erfahren. Dort stellte die Verwaltung erste Pläne und Rechenbeispiele vor. Der Andrang war so groß, dass kurzfristig sogar noch zusätzlich Stühle aufgestellt werden mussten. „Ich rechne mit 30.000 Euro“, sagte eine Frau beim Hineingehen. „Geld, das ich eigentlich als Rücklage im Alter brauche“, ergänzte sie.

Das Rathaus wollte die Anwohner möglichst transparent über die Planungen informieren. „Der Abend ist ein freiwilliges Angebot der Stadt“, so Maren Uschkurat vom Fachdienst Bauverwaltung, „wir versuchen, die Gespräche so sachlich wie möglich zu führen.“ Alles in allem ist die Veranstaltung für Stephan Schott, Leiter des Fachdienstes für Straßenbau, konstruktiv verlaufen. „Natürlich ist es ein schwieriges Thema, weil es für die Anwohner um das eigene Geld geht.“

Einige der Betroffenen kommen allerdings zu einem anderen Urteil. Peter Kreye, der seit mehr als 20 Jahren am Pionierweg wohnt, sagt: „Es gab viele Missverständnisse zwischen Verwaltung und Anliegern.“ So fühlen sich Anwohner des südlichen Abschnitts der 640 Meter langen Straße zwischen Jonny-Loesch-Weg und Brauner Hirsch ungerecht behandelt. Dort wird die Straße nicht erneuert, aber trotzdem sollen sich die Anwohner an den Kosten beteiligen.

Einige Anlieger erinnern an das Jahr 1979: Damals mussten sie für den Ausbau des südlichen Teilstücks – die Erschließung des Sandwegs – zahlen. Dass sie jetzt für die Sanierung des oberen Abschnitts erneut zur Kasse gebeten werden, können sie nicht nachvollziehen. „Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Erschließungs- und Sanierungskosten. Leider kannten den viele bei der Versammlung nicht“, sagt Kreye. Sanierungskosten könne die Stadt nämlich auf die gesamte Straße umlegen, Erschließungskosten nur auf den relevanten Teilabschnitt.

„Nach derzeitiger Sachlage ist die Straße objektiv als Einheit zu sehen“, sagt Maren Uschkurat. Deshalb werden jetzt auch alle Anlieger an den Sanierungskosten beteiligt. Das könne sich nur ändern, wenn beim weiteren Verfahren deutlich werde, dass die Straße aus zwei Abschnitten bestehe. Das sei aber unwahrscheinlich.

Knapp ein Drittel der Sanierungskosten von 780.000 Euro ist nicht beitragsfähig. Das bedeutet, dass die Stadt rund 250.000 Euro komplett übernimmt. Von den restlichen 530.000 Euro müssen die Anwohner 75 Prozent tragen. So bestimmt es das Kommunalabgabengesetz. „Für die Anwohner rechnen wir mit 4,80 Euro pro Quadratmeter Grundstücksgröße“, sagt Maren Uschkurat. Da die Areale in der Siedlung relativ groß sind, kommt einiges zusammen. „Bei 1200 Quadratmetern – das ist der Durchschnitt – wären dann 5760 Euro zu zahlen.“

Aktuell ist vorgesehen, die Fahrbahn von 4,11 auf 4,75 Meter zu verbreitern. Wechselseitig soll der Verkehr durch Park- und Grünstreifen beruhigt werden. Auf den Grünstreifen sollen kleine Bäume gepflanzt werden. Für den Parkstreifen ist ein graues Rechteckpflaster vorgesehen. Mischfläche nennt sich so ein verkehrsberuhigter Abschnitt. Damit könnte der Pionierweg zur Spielstraße werden. Zu dieser ersten Variante hat die Verwaltung auf Wunsch des Bauausschusses noch eine Alternative erarbeitet mit Gehwegen statt Parkbuchten. Preislich ergibt sich dabei kein großer Unterschied.

„Ich bin nicht gegen eine Sanierung des Pionierwegs“, sagt Anwohner Uwe Landwehr, „aber vergolden muss man ihn auch nicht.“ Die Spielstraßen-Idee findet er gut: „Aber Bäume oder Granitbausteine brauchen wir nicht.“ Wolfgang Meier, ein weiterer Anlieger, stört sich an den Parkbuchten: „Die müssen wirklich nicht sein, und Gehwege sind bei einer Spielstraße unnötig. Die Kosten sind schon hoch genug.“ Peter Kreye indes bemängelt gerade die Parkplatzsituation:„Durch Mitarbeiter und Eltern aus dem Kindergarten ist die Straße zeitweise dauerbeparkt – da muss sich die Stadt etwas überlegen.“

Die Ideen und Anregungen der Anwohner sollen im nächsten Bau- und Planungsausschuss zur Sprache kommen. Das Gremium entscheidet bei seiner Sitzung am Mittwoch, 18. März (19Uhr, Peter-Rantzau-Haus), über das weitere Vorgehen.

Für etliche Anwohner geht das alles zu schnell. Wolfgang Meier sagt: „Die Stadt bricht die Entscheidung über das Knie. Erst heißt es, die Sanierung kann bis zu drei Jahre dauern, jetzt soll es in einer Woche schon entschieden werden. Das kann doch nicht wahr sein.“