Dorothea Meineke konnte ein Jahr lang niemanden anrufen. Laut Konzern ist es ein selbst verschuldetes Problem

Ahrensburg. Einen Vorwurf konnte Dorothea Meineke lange mit einem außergewöhnlichen Argument entkräften. Wenn sie nicht angerufen hatte, dann hatte die Ahrensburgerin es nicht vergessen, oder keine Lust dazu gehabt. Nein, sie konnte einfach nicht. Trotz ihres funktionstüchtigen Telefons und eines entsprechenden Festnetzanschlusses. Fast ein Jahr lang konnte die 75-Jährige mit ihrem Telefon ausschließlich Gespräche annehmen, nicht aber absetzen.

„Als es losging, habe ich sogar mein Telefon mit zur Physiotherapie genommen, um es dort anzuschließen und zu schauen, ob es funktioniert.“ Und das tat das knallrote Tastentelefon. Zuverlässig, wie auch in den vergangenen mehr als 20 Jahren seines Telefonlebens. Nur in der Wohnung von Dorothea Meineke, da war die Leitung wieder tot, wenn sie den Hörer abnahm.

Das war im Frühjahr 2014. Dorothea Meineke habe sich dann ein Handy gekauft und immer wieder bei der Beschwerde-Hotline der Telekom angerufen. „Die haben mir dann immer gesagt, das liegt an der Technik“, sagt die pensionierte Sportlehrerin. Weitere Erklärungen habe es nicht gegeben, auch nicht auf wiederholte Nachfrage. Nur das Versprechen, sich um das Problem zu kümmern. „Dann passierte wieder ganz lange nichts, bis ich dann wieder angerufen habe. Dann hat sich der Ablauf wiederholt“, sagt sie.

Im Dezember nimmt sich Dorothea Meineke einen Rechtsanwalt. „Ich bin allein einfach nicht weitergekommen und wurde immer wieder vertröstet und abgewimmelt“, sagt sie. Bis dahin habe sie für die Anrufe bei der Hotline und für die anderen wichtigen Telefonate mit ihrem Handy etwa 200 Euro bezahlt. „Und die Anschlussgebühren für meinen Festnetzanschluss habe ich auch weiterhin überwiesen.“ 16,07 Euro sind es im Monat.

Als Entschuldigung bekommt Dorothea Meineke eine standardisierte Karte

Dann geht es plötzlich schnell: Im Februar meldet sich das Telekommunikationsunternehmen bei Dorothea Meineke, schickt einen Techniker, der nach ein paar Handgriffen an der Anschlussbuchse wieder ohne Erklärung verschwindet und, so erzählt es die Rentnerin, kurz darauf kann die Frau wieder ihre Verwandten und Bekannten anrufen.

Sie zückt eine Karte von der Telekom aus einem Umschlag. „Die ist dann auch noch gekommen.“ Und sie sagt auch, dass diese Karte sie noch ärgerlicher gemacht habe. „Es tut uns leid“ steht auf magentafarbenen Untergrund. Zu sehen ist außerdem eine Hand, die einen bunten Blumenstrauß umfasst. Auf der Rückseite ist ein standardisierter Fünfzeiler aufgedruckt. Zudem, so habe es der Anwalt gesagt, wolle die Telekom ihr Kosten in Höhe von 19,42 Euro erstatten. „Das kann ich nicht akzeptieren“, sagt Meineke. Sie erwartet von dem Telekommunikationsunternehmen, dass es ihr zudem die Handykosten erstattet oder zumindest gutschreibt. „Ich hätte mir kein Handy gekauft, hätte das Telefon funktioniert.“

Für die Telekom stellt sich der Sachverhalt anders dar. Eine Sprecherin der Telekom schreibt auf Anfrage: „Nach unseren Unterlagen hat uns die Kundin erst im Januar 2015 auf die Störung aufmerksam gemacht.“ Auch sei die Störung kein technischer Defekt gewesen. „Die Kundin befand sich im März 2014 in einem Mahnverfahren, die Sperre sollte nach Ende des Verfahrens wieder aufgehoben werden. Leider wurde aber unsererseits der Anschluss nicht komplett entsperrt. Das ist nun passiert.“ Da die Beschwerde, in Form des Anwaltschreibens, erst im Januar eingegangen sei, werde das Unternehmen für diesen Monat die Grundgebühr erstatten, so die Sprecherin weiter.

„Das stimmt so nicht ganz“, sagt unterdessen Dorothea Meineke. Sie habe im vergangenen Jahr mehr als 20 Mal bei der Telekom angerufen, immer wieder ihr Problem neu ausführlich geschildert und zuvor minutenlang in der Warteschleife festgehangen. Auch das Mahnverfahren sei von der Telekom verschuldet, sagt sie.

Am Anfang stand ein Streit über eine Rechnung

So habe sie auch keinen Zusammenhang mit der vermeintlichen Störung gesehen, sagt Dorothea Meineke. „Die Telekom hatte mir seinerzeit eine Rechnung über rund 100 Euro geschickt, die war falsch.“ Etliche Nummern auf der Auflistung seien ihr völlig unbekannt gewesen, zudem seien die Telefonate zu Uhrzeiten abgegangen, zu denen sie überhaupt nicht zu Hause gewesen sei. „Aus dem Grund hatte ich mich erst auch geweigert zu zahlen“, sagt sie. Nach einigem Hin und Her mit der Telekom sei sie aber schnell „eingeknickt“ und habe den Betrag überwiesen. Die Sachbearbeiter hätten ihr nämlich unter anderem gesagt, dass sie nicht beweisen könnte, dass sie die Telefonate nicht getätigt habe. Und dass auch jemand anderes schließlich auch das Telefon in ihrer Wohnung hätte benutzen können. Dorothea Meineke dazu: „Wenn man so etwas hört, dann legt man sich nicht mit einem so großen Konzern an, auch wenn man überzeugt ist, Recht zu haben.“

Froh sei die Rentnerin nun aber, dass sie jetzt wieder telefonieren könne. „Der Ärger aber“, so sagt sie, „der war und ist schon ziemlich groß gewesen.“