Reinbek mietet Haus an Hamburger Straße. Damit ist das Platzproblem zunächst gelöst

Reinbek. Die albanische Flüchtlings-Familie, die in umgebauten Sitzungsräumen im Reinbeker Rathaus untergekommen ist (wir berichteten), wird voraussichtlich bald umziehen. Die Stadt konnte die sogenannte Gelbe Villa an der Hamburger Straße mieten. Das Gebäude bietet Platz für rund 20 Menschen. Handwerker müssen nun noch die Technik im Haus prüfen, dann können die Flüchtlinge in einigen Wochen ihr neues Zuhause beziehen. „Wir entscheiden nach Dringlichkeit, wer in die Villa kommt. Die albanische Familie zieht sicher um“, sagt Amtsleiter Torsten Christ. Der Raum im Rathaus sei eine Notlösung und werde wieder in den Ursprungszustand umgebaut, so Bürgermeister Björn Warmer.

Wie sich die Situation in Reinbek weiter entwickele, könne man nicht beantworten. „Selbst die Zahl der aufgenommenen Menschen ist nicht konstant“, sagt Christ. „Die Zahlen variieren von Tag zu Tag, da Flüchtlinge, die bereits Arbeitslosengeld bekommen, aus der Wertung genommen werden.“ Doch alle Menschen – derzeit knapp 120 – brauchen eine Unterkunft von der Stadt.

Derzeit versucht die Verwaltung, Reinbeker zu überzeugen, Flüchtlinge vorübergehend aufzunehmen. Monat für Monat müsse neu geplant werden, sagt Christ, aber die Gelbe Villa „schafft ein wenig Luft“. Die 26.000-Einwohner-Stadt muss elf Prozent aller Stormarner Flüchtlinge aufnehmen.

Wirtschaftlich sei es sinnvoll, so viele Unterkünfte wie möglich an einem Ort zu errichten, etwa auf einem Parkplatz, sagt der Amtsleiter. „Wir wollen aber nicht, dass die Flüchtlinge nur für sich bleiben“, so Christ. Die ehrenamtlichen Helfer streben nicht nur durch eine sprachliche, sondern auch eine nachbarschaftliche Integration an. Christ sagt: „Wir haben bereits Leute, die als Flüchtlinge herkamen und sich jetzt als echte Reinbeker fühlen und hier arbeiten. In so einer Familie konnten wir den ersten Minderjährigen, einen 16 Jahre alten Jugendlichen, unterbringen. Er lebt jetzt bei seinem Onkel in Reinbek.“

Ehrenamtliche Helfer organisieren Sprachkurse im Rathaus

Doch da Integration ohne Sprachkenntnisse nicht möglich sei, bieten Susan Meier, eine der ehrenamtlichen Helferinnen, und die ehemalige Direktorin der offenen Ganztagsschule Mühlenredder, Marina Umlauff, Sprachkurse für die Flüchtlinge im Rathaus an. Umlauff sagt: „Es ist schwer, da einige aus dem albanischen und syrischen Raum erst alphabetisiert werden müssen. Aber die Lernbereitschaft ist enorm.“

Die ersten Mobilheime für Flüchtlinge sollen im September gebaut werden. Nach langem Hin und Her zwischen Politik und Verwaltung um die Kosten baut die Stadt zunächst sechs mobile Unterkünfte südlich der Feldstraße im Reinbeker Ortsteil Neuschönningstedt. Sie reichen für 25 Personen. Die Stadtverordneten hatten hierfür 910.000 Euro von den knapp zwei Millionen Euro, die im Haushalt 2015 für den Bau von Flüchtlingsheimen mit einem Sperrvermerk versehen wurden, freigegeben. Der Standort am Freizeitbad ist weiterhin in der Diskussion.

Geplant war ursprünglich der Bau von zwölf Mobilheimen aus Holz für insgesamt 50 Menschen. Dafür hatte die Politik bereits im vergangenen Jahr Grundstücke am Schwimmbad und in Neuschönningstedt ausgewählt. Als später bekannt wurde, dass die Erschließungskosten voraussichtlich mit 900.000 Euro zu Buche schlagen würden, wollten die Entscheider über weitere Areale und Bauweisen beraten.

Konkret hatten sie elf weitere Vorschläge gemacht, die aber alle abgelehnt wurden, weil das Projekt sich dann noch weiter verzögern würde. Geprüft wurden unter anderem das Areal des Recyclinghofes in Neuschönningstedt, der Parkplatz Berliner Straße am Täby-Platz, die ehemalige Aldi-Fläche an der Kampstraße und die Schulerweiterungsfläche am Mühlenredder. Nach Berechnungen der Verwaltung soll die Stadt deutlich unter den 900.000 Euro für die Erschließungskosten bleiben.