Bei der zweiten Berufsmesse in Bad Oldesloe informieren Experten über Ausbildungen

Bad Oldesloe. Der Nachwuchs im Handwerk wird immer knapper, offene Ausbildungsplätze bleiben in der Branche oft unbesetzt. Allein in Stormarn ist die Zahl der Lehrlinge laut Handwerkskammer Lübeck in den vergangenen 15 Jahren von 1383 im Jahr 1999 auf 925 im vergangenen Jahr gesunken – also um ein Drittel. Ein Blick auf die in den jeweiligen Jahren geschlossenen Ausbildungsverträge zeigt ein ähnliches Bild. Wurden vor 15 Jahren 460 Ausbildungsverträge in Stormarn geschlossen, waren es 2014 mit 335 Verträgen rund 27 Prozent weniger.

„Wegen der demografischen Entwicklung gehen die Schülerzahlen zurück. Das macht sich auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar – und das nicht nur im Handwerk“, sagt Ulf Grünke, Pressesprecher der Handwerkskammer Lübeck. Das bestätigt auch die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. Sie verzeichnete für das vergangene Jahr im Kreis Stormarn knapp 50 Ausbildungsstellen, die nicht besetzt werden konnten. „Es gab 2010 einen Umbruch. Seit dem haben wir immer mehr Ausbildungsstellen als Bewerber. Vorher war das umgekehrt“, sagt Stefan Schröder, Pressesprecher der Arbeitsagentur.

Deswegen wirbt das Handwerk seit einigen Jahren verstärkt bei Jugendlichen für ihre Branche. Auch Stormarns Handwerksbetriebe kämpfen gegen den Nachwuchsmangel an. Zum zweiten Mal organisiert deshalb die Kreishandwerkerschaft Stormarn mit der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe die Berufsmesse „Das Handwerk – deine Zukunft“. Jugendliche auf Ausbildungssuche können sich am 20. März bei Meistern und Auszubildenden aus zwölf Innungen des Stormarner Handwerks über verschiedene Berufe sowie über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten informieren. Ausbildungsvermittler der Arbeitsagentur geben zudem einen Überblick über offene Stellen und helfen bei Fragen zur Bewerbung.

„Viele junge Menschen glauben, dass sie ohne Abitur und Studium beruflich kaum mehr etwas erreichen können“, sagt Heike Grote-Seifert, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. „Dabei bieten Handwerksberufe gerade aufgrund des demografischen Wandels gute Chancen, dauerhaft in Arbeit zu bleiben.“ Marcus Krause, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Stormarn, ergänzt: „Schulische Leistungen stehen nicht im Vordergrund, weil sie nichts über das handwerkliche Potenzial aussagen.“ Deswegen seien auch Hauptschüler weiter als Bewerber für handwerkliche Berufe gefragt.

„Die Arbeitsagentur fördert zudem Azubis mit berufsbegleitenden Hilfen, wenn der Berufsabschluss gefährdet erscheint“, sagt Carola Oder vom Oldesloer Berufsinformationszentrum.

Knapp die Hälfte aller Lehrlinge hat einen Hauptschulabschluss, rund zehn Prozent weniger als noch 2007. Dafür hat sich der Anteil an Abiturienten (zehn Prozent) im Handwerk in der gleichen Zeit mehr als verdoppelt. „Die Abiturienten stellen fest, dass nicht nur die ‚Weiße-Kragen-Berufe‘ gute Perspektiven bieten. Im Handwerk können sie sich schnell weiterentwickeln“, sagt Grünke von der Handwerkskammer.

Andererseits hätten viele Jugendliche eine falsche Vorstellung vom Handwerk, vor allem vom Nahrungsmittelgewerbe. Hier sei der Mangel stark spürbar. „Mit Hightech, für das sich viele Jugendliche interessieren, arbeiten aber auch Bäckereien und Fleischereien.“