Eine Glosse von Elvira Nickmann

Eigentlich ist er ja wissensdurstig und neugierig, der Homo sapiens. Um seinen Informationshunger zu stillen, hat er unter anderem Nachrichtensendungen ersonnen. So gerüstet, sollte er im Mikro- und Makrokosmos gut unterrichtet sein. Denn: Wissen ist Macht. Das Recht auf Information ist ein kostbares Gut, auf das niemand freiwillig verzichten würde. Oder?

Tatsächlich gibt es Menschen, die sich dem umfassenden Informationsfluss verweigern. Ein Bekannter erzählte neulich, er habe sein Radio verschenkt, da es nur Vorteile habe, morgens keine Nachrichten zu hören. All die negativen Meldungen seien ihm zu viel geworden, da habe er das aktuelle Weltgeschehen für sich einfach abgeschafft. Er lasse sich sogar gern vom Wetter überraschen. Diese Gelegenheit bot sich schneller als gedacht.

Als es vor Kurzem noch einmal Eisregen gab, hatte er nicht damit gerechnet, seine Windschutzscheibe im Zustand eines gefrorenen Eisblocks anzutreffen, der sich hartnäckig seinen Versuchen widersetzte, ihn schnell zu entfernen. So kam er eine Viertelstunde zu spät los zur Arbeit. Weil er aber nicht nur die Wetter-, sondern auch die Verkehrsnachrichten aus Prinzip nicht gehört hatte, landete er in einem Stau, der ihn weiter zurückwarf. Da er pünktlich sein wollte, trat er unvernünftigerweise kräftig aufs Gaspedal und wurde mit mehr als 30 Stundenkilometern zu schnell geblitzt. Die Blitzermeldungen hatte er selbstverständlich auch nicht gehört.

An dem Tag, als er seinen Führerschein für einige Zeit abgeben musste, kaufte er sich ein neues Radio.