Hat Ahrensburg genügend Stellflächen für Autos? Sollte die Innenstadt verkehrsberuhigt werden? Die Meinungen sind geteilt. Das sagen die Bürger

Ahrensburg. In Ahrensburg gibt es genug Parkplätze. Außerdem sollte er Verkehr aus der Innenstadt in Zukunft noch stärker verbannt werden als bisher. Die Reaktionen der Bürger auf diese Thesen des Verkehrsgutachters Stefan Luft reichen von großer Zustimmung bis hin zu kompletter Ablehnung. Das Thema polarisiert.

„Es ist doch schon jetzt eine Katastrophe“, sagt Kirsten Niemeier. Die 47 Jahre alte Ahrensburgerin arbeitet bei einem Unternehmen an der Rathausstraße. „Viele Angestellte finden keine kostenfreien Parkplätze, auch für Kunden aus dem Umland ist es schwer.“ Sie selbst habe zwar Glück, weil sie einen Firmenparkplatz habe. Niemeier: „Aber selbst um den muss ich kämpfen, wenn ich am Sonnabend zur Marktzeit zur Arbeit in die Firma fahre.“

Auch Maria Storkan fordert mehr Parkplätze. Man könne keine kleinen Besorgungen machen, ohne zehn Minuten mehr für die Parkplatzsuche einzuplanen. Vor allem kostenlose Stellflächen fehlten. Storkan: „Deshalb wird rücksichtslos auf dem Gehweg geparkt.“

Verkehrsexperte Luft hält dagegen: „Ahrensburg hat genug Parkplätze“, was fehlt, seien Lebens- und Aufenthaltsqualität und weitere alternative Mobilitätsangebote. Selbst Gratis-Stellplätze brächten dem Handel keine zusätzlichen Kunden. Entscheidend sei die Attraktivität eines Stadtzentrums. Zurzeit seien Autos viel zu präsent und dominierten so zentrale Flächen wie den Platz vor dem Rathaus. Hier müsse sich Grundlegendes ändern.

Barbara Fröhlich, 73, aus Großhansdorf findet die Idee gut, weniger Autos in der Innenstadt zuzulassen. „Für junge Leute ist das wunderbar“, sagt die Rentnerin und schränkt damit ihre Zustimmung auch gleich wieder ein. „Wenn man wie ich aufs Auto angewiesen ist, ist es allerdings furchtbar. Nur um einen Strauß Blumen zu kaufen, muss ich zum Laden zehn Minuten laufen“, sagt die 73-Jährige. Und die häufig langwierige Suche nach einem Parkplatz sei frustrierend

Christiane Reiling hat das Problem heute gelöst, indem sie mit dem Rad in die Innenstadt gekommen ist. „Manchmal bin ich aber auch mit Auto oder mit dem Bus unterwegs.“ Und für den öffentlichen Personennahverkehr sieht die Musikerin Verbesserungsbedarf. „Wenn die Busse alle 15 Minuten statt wie bisher nur alle halbe Stunde kämen, brächte das schon was“, sagt sie, „denn einen Parkplatz findet man hier wirklich nicht so leicht.“

„Ich würde mir wünschen, dass die Radfahrer, Fußgänger und Autos mehr Rücksicht aufeinander nehmen“, sagt Thomas Benthien. Dass die Autos auch in den Einkaufsstraßen fahren, sei jedoch kein grundsätzliches Problem, meint der 46 Jahre alte Bankkaufmann aus Delingsdorf. „Es gibt ja überall Fußwege, auch meine Kinder laufen hier herum.“ Die Sache mit dem Parken sei dagegen in der Tat ein Problem. So häufig fahre er deswegen auch nicht mehr ins Zentrum von Ahrensburg. Benthien: „Es wird immer schwieriger, einen Parkplatz zu finden, der nicht kostenpflichtig ist. Unseren Einkauf erledigen wir lieber außerhalb.“

Auch Inga Gehrke und Johanna Lipp nerven die wenigen kostenfreien Parkplätze. Die beiden 19-jährigen Schülerinnen machen im Sommer in Bargteheide ihr Abitur. „Autos in der Innenstadt stören mich nicht“, sagt Inga. „Außer vielleicht im Sommer“, wendet Johanna ein, „wenn man auch mal draußen sitzen will.“ Warum sie in ihrer Freistunde trotzdem nach Ahrensburg fahren? „Man muss auch mal was anderes sehen als Bargteheide.“

Dort laufe es besser, sagt Rentner Wolf Stüber, 75. „Bei uns in Bargteheide ist das Parken viel besser geregelt. Es gibt ausschließlich kostenfreie Parkplätze. Und trotzdem herrscht kein Chaos“, sagt Stüber. „Vor allem Hausfrauen und Rentner freuen sich doch, wenn sie schnelle Besorgungen machen können.“

Klausdieter Sperling, 73, Rentner aus Ferdinandshof (Mecklenburg-Vorpommern), kommt oft nach Ahrensburg und fährt dann in eines der Parkhäuser. „Wenn nicht gerade Markttag ist, findet man da immer einen Parkplatz“, sagt er. Dass die gebührenpflichtig sind, störe ihn nicht. Dadurch sei das Parken geregelter und nicht so wild.

Für Mandy Brandt aus Großhansdorf ist das eine Einzelmeinung. Niemand wolle auf die kostenpflichtigen Parkplätze, sagt die Einzelhändlerin. „Deshalb parkt jeder, wie er will.“ Der Vorschlag der 35-Jährigen: „Man sollte mehr kostenlose Parkplätze einrichten. Das würde auch den Läden zugute kommen, weil die Kunden nicht schnell aus dem Halteverbot fahren müssten.“

Dass Kunden lange Wege vom Auto zum Laden scheuen, hat auch Kellnerin Nicole Hoffmann beobachtet. „Die Leute wollen am liebsten direkt vor der Tür halten“, sagt die 38-Jährige. Auch dass Autos direkt an der Terrasse des Restaurants vorbeifahren, störe die Gäste nicht. Im Gegenteil. Hoffmann: „Wir waren im Sommer immer ausgebucht. Die Gäste freuen sich sogar, weil sie sehen können, wer da so vorbeifährt.“

Birgit Fedder, 65, bestätigt das. Sie arbeitet an zwei Tagen in der Woche in einem Geschäft an der Hagener Allee. „Wenn hier kein Parkplatz frei ist, weil gerade mal wieder Bauarbeiten sind, dann merkt man das im Laden“ sagt Fedder. Die Geschäfte seien auf die motorisierte Kundschaft angewiesen. „Das geht hier allen so!“

Klaus Steinbek sitzt mit einem Becher Kaffee zurückgelehnt auf einer Bank an der Großen Straße. „Ich bin das erste Mal in Ahrensburg“, sagt der 46-Jährige aus Halle. Sein Urteil: „So richtig schön ist das hier nicht. Menschen und nicht Autos sollten das Stadtbild beleben.“

Kommt die von Stefan Luft geforderte autofreie Innenstadt eines Tages? Eine Frau, die durch die Innenstadt eilt, antwortet nur knapp: „Keine Zeit, stehe im Halteverbot!“