Eine Glosse von Lars Hansen

Kannst ja nicht das Pferd von hinten aufrollen.“ – Mir bleibt vor Schreck fast die Currywurstscheibe in der Zahnlücke stecken, als ich meine Stehtischnachbarin so mit ihrem Begleiter diskutieren höre. So geht das doch nicht! Das geht doch ganz anders! Das arme Tier!

Da reißt im Haus kein Faden ab: Sprichwörter und Redewendungen sind ein zweischneidiges Feld. Einmal kurz nicht aufgepasst, und schon hast du ins Fettnäpfchen gefasst wie der Elefant im Marzipanladen.

Dabei muss man sich doch nur mal ins Auge halten, welche sprachlichen Bilder man da mahlt! Da liegt doch die Flinte im Korn: Ein Pferd aufzurollen, das geht doch gar nicht – höchstens als Roulade. Vielmehr geht es hier doch bestimmt darum, dass jemand etwas ganz falsch anfängt, vielleicht, weil er Äpfel mit Beeren vergleicht und jetzt das Heft mit dem Messer anpackt.

Oder geht es darum, dass jemand ein paar Gelegenheiten verprasst hat und nun zusehen muss, wie er wieder Anzug findet? Dass er quasi als Letzter von allen ganz an die Spitze muss, weil sonst der Krug ohne ihn zum Brunnen geht? Dann muss er tatsächlich – Nase zu und durch – das Fell von hinten aufrollen, denn der Tisch riecht immer vom Kopf her.

Ich kaue an der Currywurst und denke nach: Vielleicht will die Frau ihren Gesprächspartner ja einfach nur auf dünnes Eis führen. Aber nicht mit mir! Ich lass’ mir doch nicht das Pferd über die Ohren ziehen!