Wirtschafts- und Verkehrsverbände drehen Imagefilm, um die B 404 auch in Stormarn auf vier Spuren zu erweitern

Trittau. Sechs Minuten sollen die Bundesregierung überzeugen: Die Bundesstraße 404 muss zwischen dem Autobahnkreuz Bargteheide über die Elbe bei Geesthacht bis zur A 39 bei Lüneburg und Winsen schnellstens zur Autobahn ausgebaut werden. Sechs Minuten, so lang ist der neue Imagefilm der Initiative „A 21 jetzt!“. Darin haben sich die Industrie- und Handelskammern (IHK) Lübeck, Hamburg, Lüneburg-Wolfsburg, Braunschweig, der ADAC Hansa und der Nordland-Autobahn-Verein zusammengeschlossen.

„Wir brauchen den Bypass A 21, um das Verkehrsinfarkt-Risiko im Osten von Hamburg zu minimieren“, sagt Ingo Meyer, Vorstandsvorsitzender des ADAC Hansa. Die Initiative schickt den Film, der jetzt im Kleinen Theater Geesthacht Weltpremiere hatte, auf USB-Sticks an Bundes- und Landtagsabgeordnete im Norden, aber auch an das Verkehrsministerium in Berlin.

Die Politiker sollen davon überzeugt werden, das 550-Millionen-Euro-Projekt in den neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2015 aufzunehmen – und zwar in die Kategorie „Vordringlicher Bedarf Plus“. Das würde bedeuten, dass die vierspurige Autobahn in den nächsten 15 Jahren geplant und gebaut werden könnte. Scheitert der Vorstoß, dürfte sich Jahrzehnte nichts tun.

In dem Film sind Unternehmer aus Lüneburg, Hamburg und Lübeck zu sehen, aber auch etliche Stormarner. „Die A 21 wird entscheidend zur Lösung der Verkehrsprobleme in der Metropolregion Hamburg beitragen“, sagt die Bargteheiderin Friederike Kühn, Präses der IHK zu Lübeck und Chefin einer kleinen Werbeagentur.

Christian Küchenmeister, zuständig für Qualitätsmanagement/Controlling bei der Reinfelder Spedition Bode, erinnert an die vielen Staus im Großraum Hamburg: „Für unsere Fahrer wird es immer schwieriger, die von den Kunden vorgegebenen Zeitfenster einzuhalten.“

Wegen der vielen Unfälle trägt die B 404 den Beinamen „Todesstrecke“

Mit dem Trittauer Christoph Oleschkewitz kommt auch ein Außendienstler und Berufspendler zu Wort, der jährlich Zehntausende Kilometer mit dem Auto unterwegs ist. „Ich spreche sicher für viele Bürger dieser Gegend, dass wir mit dem Ausbau der A 21 schneller zu Hause sind und Termine besser planen können“, sagt er. „Und auch der Sicherheitsaspekt ist wichtig: Alles, was unter Zeitdruck passiert, ist immer schlecht.“

Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch denkt an die Gewerbesteuer, die fast die Hälfte aller Einnahmen für die Gemeinde ausmache. Er sagt: „Um als Gewerbestandort zukunftssicher zu bleiben, ist die A 21 essenziell.“

Die Befürworter des Autobahnausbaus sehen auf ihrer Seite einen großen Vorteil gegenüber anderen Vorhaben im Rest der Republik: Weil mit der B404 bereits eine Straße vorhanden ist, seien sowohl die Planung als auch der Bau vergleichsweise zügig und günstig zu realisieren. „Das wird ein kleines Stück Autobahn mit großer Wirkung“, sagt Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, über den gut 40Kilometer langen Streckenabschnitt.

Erstens würden die Nadelöhre A-7-Elbtunnel (täglich durchschnittlich 120.000 Fahrzeuge) und A-1-Elbbrücken (113.000 Fahrzeuge täglich) deutlich entlastet. Zweitens verbinde die Ostumfahrung Hamburgs die Autobahnen 1, 20, 24, 25 und 39 miteinander. Später könne im Süden noch eine Verlängerung bis zur A 7 hinzukommen. Und drittens bekomme Geesthacht die lang ersehnte Ortsumgehung.

ADAC-Chef Ingo Meyer betont in dem Zusammenhang, dass Autobahnen die sichersten Straßen überhaupt seien. Die B 404 trage leider zu Recht den Beinamen „Todesstrecke“. Jährlich gebe es rund 80 Unfälle. „Von den zehn Verkehrstoten im Kreis Stormarn im Jahr 2013 gingen allein vier auf das Konto der B 404“, sagt Meyer. Der Ausbau zur A 21 rette also auch Menschenleben. Ein weiteres Argument sei der hohe Lkw-Anteil auf der Strecke: Der liege bei zwölf Prozent, bundesweit seien es unter fünf Prozent.

Ob der Film das Bundesverkehrsministerium und die Abgeordneten überzeugen kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Die Länder haben für den neuen BVWP fast 1900 Straßen angemeldet, darunter 161 laufende Vorhaben. Hinzu kommen Schienen- und Wasserprojekte. Die Konkurrenz ist also groß. Der Optimismus der Initiative aber auch – zusammengefasst in sechs Minuten.

Zu sehen ist der Imagefilm auf www.a21-jetzt.de . Dort werden auch Unterschriften gesammelt.