Nachdem die Ursache für die Erkrankung von Mitarbeitern der Kita Zwergenwache gefunden ist, steht nun ein Umbau der Lüftung an

Glinde. „Wir sind erleichtert, dass wir die Ursache jetzt kennen und dagegen vorgehen können“, sagt Cindy Probst, stellvertretende Leiterin der Kita Zwergenwache in Glinde. Sie und die Küchenhilfe Elena Schneider gehören zu den drei erkrankten Mitarbeitern, die im Herbst vergangenen Jahres plötzlich an Haut- und Atemwegsreizungen litten. Wie berichtet, waren Schadstoffe, die über die Lüftungsanlage in die Kita-Küche gelangten, der Grund.

„Im Sommer begannen die Symptome bei unserer damaligen Küchenkraft. Sie war lange Zeit die Einzige“, sagt Probst. Als die Mitarbeiterin nach einigen Wochen krankheitsbedingt ausfiel, sprang die 36-Jährige mit Kollegin Elena Schneider, 40, ein. „Nach rund vier Wochen ging es dann auch bei uns los“, sagt Schneider. Sie hätten zuerst einen Hautausschlag auf Gesicht und Dekolleté bekommen. „Das sah aus wie ein Sonnenbrand“, fügt Probst an. Irgendwann seien Husten, eine wunde Nase sowie geschwollene und juckende Augen hinzugekommen.

Rund sieben Stunden täglich verbrachten die beiden Frauen in der Küche. „Die Reaktionen kamen immer erst abends und waren am nächsten Morgen wieder weg. Da war uns klar: Es muss etwas mit unserer Arbeit zu tun haben.“ Schließlich stellte die Kita auf Catering um und begrenzte die Aufenthaltszeit in der Küche auf zwei Stunden täglich. Die Lüftungsanlage wurde dann nicht mehr betrieben. „Seitdem sind wir beschwerdefrei“, sagt Probst.

Nach umfangreichen Untersuchungen in der Küche sowie auf dem Müllplatz, von wo aus die Lüftungsanlage Luft angesaugt hat (das Abendblatt berichtete), ergibt der Abschlussbericht, dass es sich um mehrere Schadstoffe handelte. Es seien flüchtige organische Verbindungen wie Naphtalin, Aldehyde, Styrol und Phenol sowie Pivalinsäure gewesen, sagt Peter Küpper Fachbereichsleiter Soziale Dienste beim Träger, der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Um das Elffache haben alle Stoffe zusammengenommen die unbedenkliche Konzentration in der Luft überschritten.“ Außerdem seien noch Sporen gefunden worden, die allerdings als unbedenklich gälten. Die Innenseiten der Rohre seien entgegen erster Vermutungen nicht belastet.

Mit einem Architekten, dem Sachverständigen und der Kitaleitung hat Küpper nun bei einem Ortstermin besprochen, welche baulichen Veränderungen nötig sind. „Die Lüftungsrohre werden über die Außenwand nach oben bis übers Dach verlängert“, sagt Küpper. Zudem sollen Teile der Lüftungsanlage gereinigt werden.

Um ganz sicherzugehen, wird nun noch nachgemessen, wie belastet die Speisen möglicherweise gewesen sein könnten, bevor die Kita auf Catering umstellte. „Die Situation von damals wird simuliert, um Strömungsmessungen der Luft machen zu können“, so Küpper. Damit könne festgestellt werden, wie sich die Luft in der Küche bewegt und ob sie sich auf dem Essen abgelagert haben könnte.

Wann die Küche wieder in Normalbetrieb geht, steht noch nicht fest. Auch die Frage der Kostenübernahme beschäftigt den Träger. „Wir haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Verantwortlichkeit prüfen soll. Wir werden versuchen, jemanden haftbar dafür zu machen“, sagt Küpper.

Lasse Kruck, Leiter der Kita Zwergenwache, blickt mit seinem Team nach vorn. „Wir überdenken gerade unser ganzes Verpflegungskonzept.“ Ob die Kita in Zukunft nur noch mit frischen Zutaten kocht, ob es ein Frühstück geben soll und andere Fragen klären die Mitarbeiter und Träger der Einrichtung in Gesprächen mit den Eltern. „So eine Krise ist auch eine Chance.“