CDU in Ahrensburg kritisiert, dass externe Experten die Arbeit des Bürgermeisters machen müssten. Der Verwaltungschef wiederum ist über die Indiskretion der Politiker verärgert

Ahrensburg. Wenn es um den Haushalt geht, also die Grundlage für jegliches Handeln der Stadt, dann sei auf die Zahlen aus dem Ahrensburger Rathaus kein Verlass. Oder: Seit sechs Jahren verschlinge die Erstellung der Jahresabschlüsse zusätzlich Hunderttausende von Euro, weil externe Berater den Mitarbeitern unter die Arme greifen müssten. Das sind zwei der Kritikpunkte der finanzpolitischen Sprecher der Fraktionen, die sie kürzlich im Abendblatt-Interview äußerten. Nun zeigt eine Untersuchung einer Unternehmensberatung, die der Redaktion vorliegt, dass es in der Tat in der Finanzbuchhaltung der Stadtverwaltung Mängel gibt.

Im August hatte Bürgermeister Michael Sarach das Gutachten bei einem privaten Consulting-Büro aus Bremen in Auftrag gegeben. In der Folge hatten die Unternehmensberater mit den Mitarbeitern in der Finanzbuchhaltung gesprochen, sie bei der Arbeit beobachtet, Daten ausgewertet und die Gesamtsituation in dem Fachbereich analysiert. Im Februar wurde dann das Resultat der Untersuchung im Finanzausschuss sowie im Hauptausschuss den Politikern vorgestellt – hinter verschlossenen Türen.

Das ist auch der Grund, aus dem sich die Finanzexperten der Parteien nicht zu den Ergebnissen äußern möchten. Bernd Buchholz von der FDP sagt: „Ich halte mich an die Vertraulichkeit der Sache.“ Dem schließen sich Achim Reuber (SPD), Dirk Langbehn (Grüne) und Peter Egan von der WAB auf Abendblatt-Nachfrage an. Auch die CDU möchte zum Inhalt des Gutachtens nichts sagen, wohl aber zu der Untersuchung selbst. Fraktionsvorsitzender Tobias Koch: „Es ist ein Armutszeugnis, dass der Bürgermeister nach fünf Jahren im Rathaus einen externen Gutachter benötigt, der für ihn die Hausaufgaben macht.“ Koch ist der Ansicht, dass Sarach selbst die Mängel hätte feststellen können und müssen.

Das Gutachten bestätigt tatsächlich viele der Mängel, die immer wieder von Kritikern der Ahrensburger Verwaltungsstrukturen angesprochen werden – zum Beispiel eine nicht sachgerechte Aufgabenverteilung innerhalb des Fachbereiches. Auch von erheblichen organisatorischen Mängeln ist die Rede, die wiederum große Bearbeitungsrückstände verursachten.

Konsequenz ihrer 60 Seiten umfassenden Expertise ist die Empfehlung der Gutachter, den Bereich Finanzbuchhaltung neu zu organisieren, weil „die Aufgabenverteilung innerhalb des Fachbereiches nicht sachgerecht“ sei. Das dürfte auch einige personelle Konsequenzen haben. Außerdem haben die Gutachter vorgeschlagen, für die anstehenden Aufgaben eineinhalb oder zwei zusätzliche neue Stellen zu schaffen – nicht zuletzt um die Versäumnisse der Vergangenheit rasch aufzuholen. Zudem wird der Verwaltung geraten, entsprechende Schulungen im für die Doppik notwendigen Neuen Kommunalen Rechnungswesen (NKR) nachzuholen. Ferner ist die Rede von Engpässen wegen „hoher Ausfallzeiten“ der Mitarbeiter in der Abteilung.

Es bleibt die Frage, wer die Verantwortung dafür trägt, dass in der Finanzbuchhaltung über Jahre ineffektiv gearbeitet wurde. Tobias Koch, der die CDU bereits für die im September anstehende Wahl für das Bürgermeisteramt positionieren will, ist der Meinung, dass Amtsinhaber Michael Sarach sich in dem Punkt nicht auf Versäumnisse seiner Vorgängerin berufen dürfe: „Der Bürgermeister muss jetzt endlich die Aufgaben wahrnehmen, für die er bezahlt wird. Nämlich die Arbeit, das Rathaus zu organisieren.“

Die Ursachen für die Mängel liegen allerdings tatsächlich vor seiner Amtszeit. Genauer gesagt im Jahr 2009, als Ursula Pepper Bürgermeisterin und somit Chefin der Ahrensburger Verwaltung war. Zum 1. Januar 2009 hatte die Stadt Ahrensburg von der Kameralistik auf die Doppik (Doppelte Buchführung in Konten) umgestellt. Eine Neuerung in der Buchführung, die den Mitarbeitern der Finanzbuchhaltung im Ahrensburger Rathaus Schwierigkeiten bereitet. So weit ist das kein Einzelfall. So hat Glinde beispielsweise mit einem Vorlauf von vier Jahren im Jahr 2010 auf Doppik umgestellt. In diesem Zeitraum war in der Stadt ebenfalls externe Fachberatung nötig, weil die Verwaltung quasi doppelt belastet wurde. Die Mitarbeiter mussten das neue System erlernen, während sie das alte noch praktizierten.

Doch im Ahrensburger Rathaus wurde die Umstellung offenbar weniger gut vorbereitet. Bürgermeister Michael Sarach sagte erst kürzlich gegenüber dem Abendblatt, dass er es klüger gefunden hätte, in der Übergangszeit einzelne Verwaltungsmitarbeiter sich ganz auf doppische Abschlüsse konzentrieren zu lassen, um das System ohne Ablenkung sicher erlernen zu können. Stattdessen benötigt die Ahrensburger Finanzverwaltung seit sechs Jahren Hilfe bei der Erstellung der Jahresabschlüsse – was über die Jahre Hunderttausende Euro verschlungen haben dürfte, weil externe Berater den Mitarbeitern unter die Arme greifen mussten. Ahrensburg hat – mit eben jener teuren externen Hilfe – gerade erst den Abschluss für 2010 vorgelegt.

Über die externe Hilfe und die empfohlenen zusätzlichen Stellen sagt Tobias Koch: „Zusätzliches Personal wäre für die bisher wahrgenommenen Aufgaben unnötig, wenn es nicht derartig gravierende Organisations- und Führungsprobleme im Rathaus gäbe.“

Bürgermeister Michael Sarach wiederum hat zum Gutachten und dem Ergebnis der Untersuchung Folgendes zu sagen: „Die Indiskretion, das Gutachten, das aus gutem Grund nicht öffentlich besprochen wurde, an die Presse weiterzugeben, ist ein schwerer Affront. Wahlkampf hin oder her. Es ist traurig, dass sich einige nicht an die Spielregeln halten.“

Das Gutachten will Sarach nun weiter intern und mit den Politikern besprechen. „Und dann werden wir die notwendigen Schlüsse daraus ziehen“, sagt er. Und die sollen dann öffentlich bekannt gemacht werden.