Nach einer Zwangszuweisung durch den Kreis sieht die Stadt keine andere Möglichkeit. Politik berät über langfristige Lösungen

Reinbek. Die Not, eine Wohnung für die Unterbringung von Flüchtlingen zu finden, ist in Reinbek groß. So groß, dass die Stadt Hilfesuchenden jetzt im Rathaus Unterschlupf bietet. Am kommenden Dienstag, 3. März, zieht eine fünfköpfige Familie aus Albanien in das Verwaltungsgebäude an der Hamburger Straße. „Allerdings kann das keine Dauerlösung sein“, sagt Torsten Christ, der Leiter des Amtes für Bürgerangelegenheiten ist.

Derzeit beherbergt Reinbek 116 Flüchtlinge. Sie leben unter anderem in fünf Gemeinschaftsunterkünften. Dort ist kein Platz mehr vorhanden. Christ: „Und auf dem Wohnungsmarkt war nichts mehr zu bekommen. Das wird sich auch bis nächste Woche nicht ändern.“ Abzüglich der albanischen Familie muss die Stadt in diesem Jahr nach aktuellem Stand weitere 109 Menschen aus Krisenregionen aufnehmen. Die Verwaltung rechnet jedoch mit einer höheren Zahl.

Zum jetzigen Zeitpunkt hätte Reinbek laut Christ schon 16 Personen mehr aufnehmen müssen. „Nun ist eine Zwangszuweisung des Kreises erfolgt, weil die Unterkunft in Bad Oldesloe auch keine Kapazitäten mehr hat.“ Bereits am übernächsten Dienstag, 10.März, muss die 26.700-Einwohner-Kommune weitere Flüchtlinge aufnehmen. Wie viele das sein werden, weiß Christ noch nicht. Gut möglich, dass auch sie vorerst im Rathaus einquartiert werden.

Christ hat mit dieser Variante schon vor Jahren Erfahrungen gemacht. Bereits 1991 verschaffte Reinbek im Rathaus neun Menschen ein Dach über dem Kopf. Der Amtsleiter verspricht: „Auch dieses Mal werden wir hier so gut wie möglich eine vorübergehende Unterkunft zur Verfügung stellen.“ Dazu gehört auch eine eigene Küche für die Flüchtlinge.

Neben der Verwaltung sind derzeit auch viele ehrenamtliche Helfer, die sich in der Initiative „Wir sind Reinbek, unsere Stadt mit Flüchtlingen“ organisiert haben, auf der Suche nach passenden Wohnungen für die Flüchtlinge. Und zwar mit Hochdruck, wie der Amtsleiter sagt.

Bereits am heutigen Donnerstag wollen die Stadtverordneten auf ihrer Sitzung Nägel mit Köpfen machen und den Bau einer weiteren Flüchtlingsunterkunft am Standort südlich der Feldstraße im Ortsteil Neuschönningstedt beschließen. Dort sollen sechs Mobilheime mit Platz für 25 Personen entstehen. Die Zustimmung der Politik zu diesem Vorhaben gilt als sicher. Von den zwei Millionen Euro, die im Haushalt für den Bau von Flüchtlingsheimen mit einem Sperrvermerk versehen sind, sollen dafür 910.000 Euro freigegeben werden. Über die Schaffung weiterer Mobilheime auf einer Erweiterungsfläche am Freizeitbad will das Gremium im März entscheiden.