Ingrid Witt und Mandy sind wieder vereint. Das Tier war bis nach Grabau ausgebüxt. Eine Frau fand sie dort und gab sie im Tierheim ab

Bad Oldesloe. Zwischen Grabau und Bad Oldesloe liegen nur etwa acht Kilometer – und manchmal auch zehn Jahre. So lange hat Ingrid Witt aus Bad Oldesloe ihre Katze Mandy vermisst. Nun ist sie wieder da. Ein bisschen zerrupft sieht das Tier aus, dünn, es fehlt ein Ohr.

Ein Auge fehlt der Katze auch. „Aber das hat sie schon bei einem ihrer Ausflüge verloren, als sie noch bei mir lebte“, sagt Ingrid Witt. Ein paar Jahre später lief die Katze in Bad Oldesloe weg. Bis nach Grabau. „Eine Frau hat sie in der Lindenallee gefunden und überall herumgefragt“, sagt Heike Reher vom Tierheim Bad Oldesloe. „Aber niemand wusste, wohin sie gehört. Deshalb kam sie zu uns.“

Im Tierheim hat sie einen neuen Namen bekommen, „Tante Trude“, und ganz viel Aufmerksamkeit. „Wir haben das Foto von Tante Trude bei Facebook gepostet. Es wurde schon mehr als 50.000 mal angeklickt“, sagt Reher, mehr als 750 Menschen teilten das Bild mit ihren Freunden. Auch Ingrid Witt hat das Foto gesehen, in einem Oldesloer Anzeigenblatt.

„Ich habe natürlich noch manchmal an sie gedacht. Aber seit ich erfahren habe, dass sie lebt, wiederhole ich mein ganzes Leben“, sagt Witt. Was hat Mandy in den zehn Jahren verpasst? Witt: „Max, die Hauskatze, die nach ihr kam, hat sie gar nicht kennengelernt. Ihr Freund Anton ist gestorben, das war ein Rauhaardackel. Harry, der Cocker Spaniel wurde beerdigt. Ja, es ist viel passiert.“ Auch in ihrem Leben natürlich, darüber möchte die Oldesloerin nicht sprechen. „Aber ich bin umgezogen. Als Mandy weglief, war ich schon auf Wohnungssuche. In das Haus, in dem ich wohnte, war eine Diskothek eingezogen, das war sehr laut. Ich konnte gar nicht mehr schlafen.“

Heike Reher vom Tierheim Bad Oldesloe reagierte zunächst skeptisch

Ingrid Witt glaubt nicht, dass Mandy all die Zeit auf der Straße gelebt hat. „Sie ist ja kein großer Mäusefänger. Bei dem Unfall, bei dem sie ihr Auge verloren hat, hat sie auch fast all ihre Zähne verloren. Ich bin davon überzeugt, dass sie Zwischenstation gemacht hat.“ Aber eines verstehe sie nicht, sagt Ingrid Witt: „Wenn mir eine Katze zuläuft, wende ich mich doch ans Tierheim.“ Heike Reher sagt, dies sei ein gutes Beispiel für zwei Dinge: Dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte, sein Tier doch noch zu finden. Und dafür, dass Tiere besser registriert werden. „Dann können zum Beispiel Tierärzte einen Chip auslesen, auf dem die Daten gespeichert sind, die zu dem Besitzer führen.“

So war das Wiedererkennen etwas schwieriger. „Ich war mir nicht sicher, ob es wirklich Mandy ist“, sagt Witt. Aber im Tierheim seien die Zweifel verschwunden. „Die Tierpflegerin sagte, ich solle mir keine Hoffnung machen, die Katze frisst nicht. Aber ich bin an den Käfig gegangen und habe gesagt ‚Mandy, die Mama ist da‘. Man redet mit Katzen ja ein bisschen blöde. Und dann ist Mandy aufgestanden und hat die ganze Dose Thunfisch gefressen.“ Ihr Verstand habe gesagt, es könne unmöglich Mandy sein. „Aber das Herz sagte: Das ist meine Katze.“

Heike Reher sagt, sie sei zunächst ebenfalls skeptisch gewesen. „Die Katze hat einfach so einen Charakter, die ist nur lieb. Die war bei allen zuckersüß. Aber als sie Frau Witt gesehen hat, hat sie angefangen zu schnurren und ist aufgestanden. Das war schon anders.“

Nun lebt Mandy wieder bei Ingrid Witt. Die anderen Tiere kennt sie noch nicht, Mandy ist vorübergehend ins Badezimmer gezogen. „Dort habe ich eine Quarantänestation eingerichtet.“ An der Tür hängt ein Zettel: Tür geschlossen halten. Auf einem kleinen Tisch davor steht Desinfektionsmittel für die Hände. Mandy hat Milben im Ohr, Herpes im Mund und ist stark erkältet.

Die Katze frisst dreimal am Tag und hat schon etwas zugenommen

„Frau Witt hat jetzt eine hoch ansteckende Katze zu Hause“, sagt Heike Reher. „Wir hätten es lieber gehabt, wenn die Katze bei uns bleibt, bis sie ganz gesund ist. Aber Frau Witt wollte sie unbedingt nach Hause holen.“ Sie habe unterschrieben, dass sie Mandy regelmäßig zum Tierarzt bringt.

„Seit Mandy bei mir ist, geht es ihr gut“, sagt Witt. „Sie frisst drei Portionen am Tag und hat auch schon etwas zugenommen.“ Sie hoffe, dass Mandy bald gesund wird. Ob sie die anderen Katzen auf Ausflüge begleiten darf, weiß Ingrid Witt noch nicht. „Eigentlich gehören Katzen für mich nach draußen. Ich sage immer: Die kommen alle wieder. Die eine hat nur etwas länger gebraucht.“