Leukämiekranker Junge bekommt Stammzellen von Daniel Sgryska, der sich am Kopernikus-Gymnasium typisieren ließ

Bargteheide. Daniel Sgryska aus Bargteheide ist 23 Jahre alt – und hat etwas Besonderes getan: Er hat Stammzellen gespendet, damit ein an Leukämie Erkrankter weiterleben kann. Vor fünf Jahren ließ er sich bei einer Typisierungsaktion am Kopernikus-Gymnasium in Bargteheide in der Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren. „Die Entscheidung war recht spontan“, sagt er. „Ich habe das mitbekommen und habe mir in der Schule Blut abnehmen lassen. Das war es dann.“

Als ihn eine Mitarbeiterin der Stiftung vor einem knappen Jahr anrief, wusste Sgryska, der mittlerweile in Mainz studiert, zunächst nicht, worum es ging. „Ich war gerade in der Uni und habe irgendetwas kopiert, da hat mein Handy vibriert“, sagt der Lehramtsstudent. „Zuerst stand ich etwas auf dem Schlauch. Die Typisierung war zu dem Zeitpunkt vier Jahre her, und ich musste mich erst einmal daran erinnern.“

Die Mitarbeiterin informierte Sgryska darüber, dass er eventuell als Stammzellenspender in Frage komme, aber noch weitere Tests nötig seien. Wenn er dazu bereit sei, solle er sich wieder melden. Als Erstes rief er daraufhin seine Familie an. „Ein paar Freunden habe ich es auch erzählt. Ich war auf eine positive Art aufgeregt, obwohl noch nicht klar war, ob ich wirklich der Richtige bin.“

Die weiteren Bluttests erledigte sein Hausarzt. Nach mehreren Monaten war klar, dass alles passte und Daniel Sgryska spenden könne. Er willigte ein und ließ sich von seinem Stiefvater von Mainz zur Morsch-Stiftung in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) fahren. „Es gibt zwei Arten, wie man Stammzellen spenden kann“, sagt Sgryska. „Die eine ist die, die ich aus Filmen kannte, bei der die Zellen aus dem Beckenkamm mit einer dicken Spritze herausgezogen werden. Die andere Methode funktioniert über sogenanntes peripheres Blut. Das hab ich dann gemacht.“

Dafür musste er sich selbst zweimal täglich ein Mittel in den Bauch spritzen, das die Produktion der Stammzellen anregt. Sgryska: „Die schwappen dann sozusagen in den Blutstrom über.“ Bei der Spende selbst wurde der Student wie bei einer Dialyse mit beiden Armen an eine Zentrifuge angeschlossen, die die Stammzellen aus dem Blut filterte. „Es hat etwas gekribbelt, weil eine Zitronenlösung eingespritzt wird, damit das Blut nicht gerinnt, sobald es aus dem Körper raus ist“, sagt Sgryska. „Das kann man sich vorstellen, als würde ein eingeschlafener Arm langsam wieder aufwachen.“ Etwa dreieinhalb Stunden habe alles gedauert.

Wen Daniel Sgryska genau gerettet hat, weiß er nicht. „Es handelt sich um einen Jungen, der deutlich jünger ist als ich und der nicht in Deutschland wohnt.“ Mindestens zwei Jahre lang sollen Patient und Spender nicht wissen, wer der jeweils andere ist. „Zum Schutz beider Parteien“, so eine Sprecherin der Stefan-Morsch-Stiftung. Soweit er weiß, ist die Transplantation gut verlaufen und der Junge mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen. „Eine vollständige Heilung kann zwar nicht garantiert werden, aber es ist schon mal ein guter Anfang“, sagt der Student.

Unterstützung hat der Bargteheider sowohl von seiner Familie als auch von Freunden erfahren. „Das waren kleine Gesten wie das Zusammenstellen von Musik für die Dauer der Spende oder Hilfe beim Spritzen“, sagt Sgryska. „Und als ich nach Hause kam, haben ein paar Freunde richtig gut gekocht.“

Für ihn wäre die Diagnose Leukämie „richtig schlimm“, auch wenn er nicht glaubt, dass sein Weltbild zusammenbrechen würde. Dennoch ist er sensibler für die Thematik geworden. „Es war für mich eine aufregende und außergewöhnliche Sache, das vergisst man nicht mal eben“, sagt Sgryska.

Wirklich geändert habe sich aber nichts. Er spielt weiterhin viel Gitarre, geht „gern eine Runde kicken“ und besucht Konzerte. Während der Zeit als Spender durfte vorübergehend keinen Alkohol trinken und sollte sich auch sportlich einschränken. Zudem fehlte er aufgrund von Arztterminen ein paar Tage in der Uni. Daniel Sgryska würde jederzeit wieder Stammzellen spenden.

„Es ist kaum Aufwand, kostet einen nichts, die paar Tage Gliederschmerzen sind auszuhalten“, sagt er. Er würde jedem zu einer Spende raten. „Es ergibt schlicht und ergreifend Sinn und wird eine Art Herzensangelegenheit, wenn man sich damit auseinandersetzt.“