Chef der Gewerkschaft der Polizei macht in Ahrensburg wenig Hoffnung auf Besserung

Ahrensburg. Die Angst vor Einbrüchen in Stormarn hält an. Die Großaktion der Polizei in der vergangenen Woche, bei der Beamte 450 Autos und deren Fahrer kontrollierten, wurde vom Großteil der Stormarner als Offensive gegen Einbrecherbanden begrüßt. Viele fordern jetzt weitere Aktionen und wünschen sich eine erhöhte Präsenz von Polizeibeamten.

„Offenbar gibt es viel zu wenig Polizisten“, sagt Hans Frese aus Ammersbek. Bei ihm und seiner Frau Roswitha haben Diebe mehrmals versucht, Tür und Fenster aufzubrechen. „Wir hatten Glück, dass sie es nicht nach drinnen geschafft haben, aber auch so ist schon ein Schaden von 7000 Euro entstanden“, sagt Hans Frese. Innerhalb von drei Tagen sei in ihrem Häuserblock dreimal eingebrochen worden. „Die Polizei hatte so viele Einbrüche zu bearbeiten, dass uns zunächst niemand sagen konnte, wann überhaupt jemand vorbeikommen würde“, sagt Roswitha Frese. „Am Ende haben Polizeischüler die Daten bei uns aufgenommen, weil nicht genug Beamte zur Verfügung standen.“

Das wundert Manfred Börner, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), nicht. Bei einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Polizei auf dem Rückzug“ in Ahrensburg, organisiert von der Kreis-CDU, sprach er jetzt über Sicherheit und die Situation der Polizei. „Wir sind schon seit Jahren unterbesetzt. Oft haben wir nicht genug Personal, um Beschuldigte aufs Revier vorzuladen und persönlich zu befragen“, sagt Börner. „Der geplante Stellenabbau der schleswig-holsteinischen Landesregierung bei der Polizei ist lebensfremd und wird die Aufklärung von Fällen noch weiter massiv erschweren.“

Ein Folge des Personalabbaus sei, dass in Zukunft Dienststellen vor allem im ländlichen Raum geschlossen werden müssten. „Dadurch werden bestimmte Gebiete quasi entblößt“, sagt Börner. „Es wird länger dauern, bis die Polizei vor Ort ist. Das ist Zeit, in der viel passieren kann.“ Außerdem könne es so zu einer Entfremdung zwischen Bürgern und Polizei kommen, weil es weniger persönlichen Kontakt gebe. „Und die Polizisten sind natürlich weniger ortskundig, je größer ihr Zuständigkeitsbereich ist“, so der GdP-Vorsitzende. Börner bemängelt auch die Bezahlung von Polizisten: „Mit Baden-Württemberg zusammen sind wir bundesweit am schlechtesten finanziell aufgestellt.“ Mit seiner Kritik bekam er bei der Podiumsdiskussion im Restaurant Einstein in Ahrensburg viel Zuspruch. 60 Gäste waren gekommen. Viele von ihnen waren bereits Opfer eines Einbruchs geworden.

Klaus-Peter Drost, Vorsitzender des Vereins „Bürger für Sicherheit Ahrensburg“, sieht wie Börner personelle Defizite bei der Polizei. Sein Verein organisiert Beobachtungsrundgänge in der Nachbarschaft, um Einbrüchen vorzubeugen. „Wir tun das aus der Not heraus, weil die Polizei mit ihren Möglichkeiten an ihre Grenzen stößt“, sagt Drost. „Die Polizei kann nicht überall sein und kennt die Nachbarschaft nicht so gut wie die Anwohner, aber wir können natürlich nur präventiv tätig sein.“

Manfred Börner lobt derartiges bürgerliches Engagement, sieht aber auch klare Grenzen. „Solche Initiativen können und sollten nicht den Personalmangel bei der Polizei ausgleichen. Ebenso wenig sollten dafür private Sicherheitsdienste engagiert werden. Es geht vielmehr darum, die Polizei selbst wieder besser auszustatten. Wir konnten dem Grundphänomen Einbruchskriminalität noch nicht Herr werden, und das können wir auch nur mit verbesserten Ressourcen.“

Sylvio Arnoldi, Vorsitzender des Fachausschusses „Innen und Recht“ der CDU Schleswig-Holstein, weist auf die Zusammenhänge von Einbrüchen in Stormarn und Hamburg hin. „Das sind organisierte Banden, die überregional agieren. Deshalb brauchen wir ein gemeinsames Bekämpfungskonzept sowohl auf polizeilicher als auch auf politischer Ebene.“