„Glücksminister“ will über „Glückskreis Stormarn“ sprechen. Die Stormarner wollen das nicht ...

Ahrensburg. Es ist fünf nach halb sieben, als Tobias von Pein, SPD-Politiker und Landtagsabgeordneter aus Lütjensee, auf seine Armbanduhr schaut. Er blickt in die Runde, was schnell geht, und stellt dann nüchtern fest: „Wir können jetzt auch anfangen.“

Der Raum im Peter-Rantzau-Haus ist hell ausgeleuchtet. Aber auch gedämpftes Licht hätte an der bitteren Wahrheit nichts geändert: Nur fünf Zuhörer da. Immerhin eine Person mehr als auf dem Podium. Dort sitzt auch von Peins Parteifreund Reinhard Meyer, Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister, gerade noch in Hammoor beim Umgehungsstraßen-Krisengipfel, jetzt in Ahrensburg. „Hier kann man ja jeden persönlich begrüßen“, sagt er. Und macht es.

Meyer sucht das Glück. Drei Diskussionspartner hat von Pein unter der abstrakt anmutenden Frage „Macht Stormarn glücklich?“ nach Ahrensburg eingeladen. Anlass ist der im Oktober vergangenen Jahres von der Deutschen Post herausgebrachte Glücksatlas. Dort hat Schleswig-Holstein mit einem Wert von 7,3 abermals den ersten Platz belegt, Zweiter ist Hamburg.

Meyer, der sich als Verantwortlicher der Tourismuskampagne „Glückswachstumsgebiet“ in Parteikreisen gar den Spitznamen Glücksminister verdient hat, sitzt im Zentrum der Glücksdebatte. Stormarn sei, sagt er – der guten wirtschaftlichen Lage sei dank – „eine Insel der Glückseeligen“.

Das liege vor allem an Standortfaktoren wie der Autobahn 1 und an der Zugehörigkeit zur Metropolregion Hamburg. Der Eindruck, dass damit jedoch alles gut ist, sei weit gefehlt. Für das Jahr 2030 prophezeit der Minister, dass dem Klassenbesten des Glücksatlasses knapp 100.000 Facharbeiter fehlen werden. Dafür brauche es aktive Arbeitsmarktpolitik: Fachkräfteberater in Unternehmen, attraktive duale Ausbildungsmöglichkeiten. Aber auch über neue Arbeitsmodelle für die Zielgruppe der Frauen (zwischen Vollzeit und Teilzeit) und über die Umsetzung von Zuwanderung müsse nachgedacht werden. Doch das ist noch ferne Zukunftsmusik.

Zunächst präsentiert Heike Grote-Seifert, Chefin der Arbeitsagentur Bad Oldesloe, glücklich Zahlen. Vier Prozent Arbeitslose in Stormarn, das seinen drei Prozentpunkte unter Landesschnitt. „Wir sind am richtigen Ort“, scherzt die Birte Kruse-Gobrecht, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises.

Eine zentrale Frage bleibt an diesem Abend jedoch unbeantwortet. Die Wirtschaft boomt. Die Menschen arbeiten. Stormarn ist Lokalmatador in Sachen Glück. Nur: Wo sind die Stormarner selbst? Vielleicht zu beschäftigt, sich ihr Glück zu erarbeiten? Dazu Meyer: „Das Problem ist: Bei vier Prozent Arbeitslosigkeit denkt keiner, es gebe ein Problem.“

Was konnten wir an diesem Abend also lernen? Stormarn ist tatsächlich glücklich. So glücklich, dass es anscheinend keinen Bedarf gibt, mit dem Wirtschaftsminister zu diskutieren. Schade nur für Politiker wie Reinhard Meyer. Die stehen dann ganz schön einsam da.

Der Philosoph John Stuart Mill hat dazu einmal gesagt: „Frage dich, ob du glücklich bist, und du hörst auf, es zu sein.“