Politiker beeindruckt von Protest gegen Hochregallager von E. Michaelis in Reinbek. Fraktionen wollen noch mal beraten

Reinbek. Die Reinbeker Politiker von CDU und SPD haben ihren gemeinsamen Antrag, den Bau eines Hochregallagers von 30 statt 25 Meter Höhe durch den Papiergroßhändler E. Michaelis & Co zu erlauben (wir berichteten), vorerst zurückgestellt. Den Gremienmitgliedern hat der massive Bürgerprotest in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstagabend offenbar zu denken gegeben. Die Angelegenheit soll noch mal in den Fraktionen beraten werden. Auch ein weiteres Gespräch mit dem Investor ist vorgesehen.

„Die aufgeheizte Stimmung hat bei einigen Mitgliedern in der Tat Bedenken ausgelöst“, sagt Ernst Dieter Lohmann (CDU), stellvertretender Ausschussvorsitzender. Als er den Antrag einbrachte, löste das einen lauten Proteststurm in den voll besetzten Besucherrängen des Sitzungssaals aus. Es fielen teilweise starke Worte. „Das meinen Sie nicht ernst“, sagte Kathrin George von der Bürgerinitiative Schönningstedt 2011 empört.

Die BI hatte bereits 2011 gegen den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans auf der Freifläche zwischen dem Gewerbegebiet Haidland und dem Stadtteil Schönningstedt gekämpft (das Abendblatt berichtete), um die Bebauung gänzlich zu verhindern. Die Mitglieder sammelten damals 2685 Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Reinbek beschloss den B-Plan allerdings, noch bevor eine Zulässigkeitsprüfung möglich war. „Das hat mit Bürgerbeteiligung nichts zu tun“, sagt George.

Während der Bürgerfragestunde im Bauausschuss visualisierte sie nun eindrucksvoll, wie das künftige Gebäude im Gewerbegebiet Haidland sich auf den Rest des Reinbeker Stadtteils auswirken könnte. Sie baute mehrere Umzugskartons vor dem Gremium auf, die das Hochregallager von E. Michaelis darstellen sollten. Daneben stellte sie „maßstabsgetreu“, wie George betonte, ein kleines Häuschen mit einer kleinen Menschenfigur hin. Das Ergebnis schien tatsächlich auch einigen Ausschussmitgliedern erst die Augen geöffnet zu haben.

„Ich glaube, nicht jeder im Ausschuss kann sich solche Relationen vorstellen. Der Investor hätte hier eigentlich eine geeignete Visualisierung liefern müssen“, sagt Lohmann. Das war ursprünglich auch zwischen Politik und Investor so abgesprochen. Zustande gekommen sei das bis heute aber nicht. Lohmann räumt ein, dass das geplante Gebäude „relativ groß“ sei. „Aber es gibt Dinge, die man hinnehmen muss. Die Investition würde entfallen, wenn wir bei 25 Metern blieben.“ Das sei Ergebnis intensiver Gespräche mit E. Michaelis gewesen. „Wir haben eine Gesamtverantwortung. Nur so kann das Gemeinwesen hier funktionieren.“

Die Bürger fühlen sich indes übergangen. „Es macht den Eindruck, als wollten die Politiker den schon vereinbarten Kompromiss von 25 Meter Höhe jetzt hinterrücks kippen, ohne die Bürger einzubeziehen“, sagt George. Für sie und ihre Mitstreiter, so der Tenor, ist das Vorhaben aber selbst dann unzumutbar. „Es geht ja nicht nur um die Höhe. Nach unserer Schätzung könnte das neue Lagergebäude ein Grundmaß von rund 300 Meter Länge und 100 Meter Tiefe haben und somit dreimal so groß wie das höchste Gebäude von Möbel Höffner in Barsbüttel werden“, sagt der Schönningstedter Matthias Rehfeld. Höffners Lager ist nach seiner Aussage sogar 40 Meter hoch, allerdings in Länge und Breite viel kleiner. „Und das Gebäude steht an der Autobahn und nicht direkt vor einem Wohngebiet“, sagt Rehfeld.

Dem stimmt auch Sven Rex zu. Er wohnt an der Glinder Straße und somit nur rund 150 Meter von der Bebauungsfläche entfernt. „Das Dello-Gebäude mit einer Höhe von zwölf Metern sehe ich knapp über die Bäume ragen.“ Er wolle sich nicht vorstellen, wie das in Zukunft aussehen könnte.

In diesem Zusammenhang kritisierte Kathrin George im Ausschuss die Niederschrift der Bürger-Informationsveranstaltung vom November, in der das Thema behandelt wurde. „Der Landschaftsplaner hatte gesagt, dass sich ein Bau dieses Ausmaßes nicht in die Umgebung integrieren lässt, es wäre ein Klotz in der Landschaft. Diese Aussage fehlt neben anderen Punkten im Protokoll“, so George. Es soll jetzt noch einmal überarbeitet werden.

Die Bürger sorgten sich überdies über eine mögliche Lärmbelästigung. „Wenn die Kapazitäten durch den Neubau erhöht werden, wird es auch zu mehr Verkehr und Lärm kommen – auch nachts“, sagte ein Anwesender.

Der Ausschuss tagt wieder am 10.März. Lohmann: „Wir werden uns mit der Verwaltung und E. Michaelis zusammensetzen und beraten.“ Dass das Gespräch zugunsten der Bürger ausgehen werde, glaubt George nicht.