Nach einem Wasserschaden musste eine Trittauer Familie kurz vor Weihnachten ausziehen. Jetzt ist die Vorfreude groß

Trittau. Axel Zimmermann steht an der Baustelle und schaut zu. Lässig. Die Hände in den Hosentaschen. Kaugummi im Mund. „Ich bin ganz entspannt“, sagt der Trittauer. „Tiefenentspannt“, fügt er hinzu, als wenn er selbst kaum glauben könnte, dass es wieder vorangeht. Erst vor einigen Wochen war für ihn und seine vierköpfige Familie eine Welt zusammengebrochen.

Ihr Traumhaus wurde abgerissen. Wasserschaden (wir berichteten). Alle mussten raus, von jetzt auf gleich, und das auch noch kurz vor Weihnachten: Axel Zimmermann, seine Frau Askild, die Töchter Isgard und Pernille, die Hasen Suse und Leo, die Hunde Niki und Zavi. Und auch Onkel Trulla und Mister Jim mussten umziehen – die beiden Schildkröten. Es folgten traurige Stunden und quälende Ungewissheit. Jetzt kommt langsam Vorfreude auf. Denn es tut sich etwas. Auf dem Grundstück, auf das sie so lange warten und das sie nach nur zwei Jahren fluchtartig verlassen mussten, herrscht wieder Leben.

Fünf Mann aus Nordfriesland sind angerückt, laden mit dem Kran dicke Balken ab, montieren bereits zugeschnittene Teile und setzen alles in Blitzesschnelle zusammen. Das Projekt Traumhaus II ist gestartet. „Und das wird genauso wie das erste“, sagt Zimmermann. „Denn das war richtig gut.“

Dass der 49-Jährige hin und wieder seine tränenden Augen zukneift, hat nur mit dem Wetter zu tun. „Das ist aber auch kalt“, sagt der Trittauer und zieht die Mütze noch ein bisschen tiefer in die Stirn, während die von der Nordseeküste angereisten Männer zupacken und der Wind um die erste frisch zusammengesetzte Hausecke pfeift. Denn zwei Wände stehen schon – und das nach einem halben Tag. „Das geht schnell. Morgen wird der Dachstuhl drauf gesetzt“, sagt Polier Bernd Hansen. „Dann kann der Kranführer schon auf eine andere Baustelle. Den Rest schaffen wir zu viert. Ende dieser Woche ist das Haus im Groben fertig.“

Geht das in diesem Tempo weitergeht, dauert es nicht mehr lang. Sobald die ersten Frühlingsblumen ihren Kopf aus der Erde stecken, soll es soweit sein. „Nach Ostern wollen wir einziehen. Dann sind wir wieder da“, sagt der Trittauer, der sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Um jetzt aufzutrumpfen, ist er allerdings zu besonnen. Er weiß, wie ein Traum von einem auf den anderen Tag zerplatzen kann.

Die Katastrophe kam unmerklich und traf die Zimmermanns um so härter. Zwei Jahre lang tropfte Wasser ins Gebälk, in die Dämmung, in den Estrich. Die Rohre für die WC-Spülungen waren falsch montiert. Die Familie sah und ahnte nichts. Bis Askild Zimmermann eines Tages Wasser in der Deckenlampe entdeckte. Die Wände des schmucken Schwedenhauses wurden aufgerissen. Alles nass, alles rott. Aus der Traum.

Der Schock sitzt Axel Zimmermann noch in den Knochen. Um so erfreulicher ist für ihn der Anblick des Wiederaufbaus. „Das ist Routine“, sagt der Polier. „Aber dass wir ein Haus nach einem solchen Schaden ein zweites Mal bauen, erlebe ich in 25 Jahren zum ersten Mal.“ Der Vorteil: Die Pläne waren fix und fertig. Wann das Traumhaus II fertig sein wird? Der Zimmerermeister überlegt, dreht sich um und ruft Axel Zimmermann zu: „Wie lange hatte es beim ersten Mal gedauert?“ Der Trittauer überlegt keine Sekunde. „88 Tage“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Diesmal wird es schneller gehen. Die Sohle ist ja schon geschüttet. Das spart zwei Wochen.“

Askild Zimmermann und Tochter Isgard kommen vorbei. „Sie wollte unbedingt mal sehen, was hier so los ist“, sagt die Mutter, die ihre Ältere auf dem Weg von der Schule nach Hause zur Baustelle gefahren hat. Die beiden schauen sich um, winken dem Papa vergnügt zu und verschwinden. Zuhause. Das ist nach wie vor das Haus der Schwiegereltern und der 91-jährigen Dorit – der geliebten dänischen Uroma der beiden Zimmermann-Mädchen. Gästezimmer, Keller, die gute Stube von Dorit – alles ist belegt. Seit Wochen teilen sich sieben Personen und jede Menge Tiere das Haus, das zum Glück um die Ecke liegt. „Ach, die halten uns noch aus. Ich bin ja oft weg“, sagt Axel Zimmermann, der bei Nico-Feuerwerk arbeitet. Er grinst. Die Familie hat ihn und seine Lieben aufgenommen und aufgefangen. Dafür ist er dankbar. Wie auf Stichwort kommt sein Schwiegervater vorbei, für einen kurzen Schnack, und um zu sehen, was sich tut.

Nächste Woche werden die Elektriker und Installateure Leitungen verlegen, der Polier und seine Leute danach die Dämmung und die Innenwand drauf packen. Bernd Hansen: „Dann wird gegipst und gespachtelt. Das machen wir auch. Alles aus einer Hand.“ Die Klempnerarbeiten nicht. „Da sind wir raus“, sagt einer der Männer aus Nordfriesland. „Sonst wären wir wohl kaum hier.“ Raus ist auch die Sanitärfirma, die für die Katastrophe verantwortlich ist. „Aber sie hat den Schaden reguliert“, sagt Zimmermann. „Und das zählt am Ende.“ Und für den Neuanfang.

Der schlimmste Moment kam für den Familienvater, als er seinen Töchtern sagen musste, dass sie ausziehen werden. Tränen flossen. Das ist jetzt überwunden. „Die Zeugnisse waren gut“, sagt der Trittauer und guckt tiefenentspannt. „Jetzt suchen sie schon nach neuen Möbeln „Die eine will ein neues Bett, die andere ein neues Regal. Irgendwas muss man ja schließlich haben von dem ganzen Stress.“