Trotz steigender Einwohnerzahl haben vor allem kleine Wehren Personalprobleme

Ahrensburg. Die Freiwilligen Feuerwehren in Stormarn kämpfen zunehmend nicht nur gegen Flammen, sondern auch um Nachwuchs. So braucht die Ortswehr Jersbek dringend neue Mitglieder (wir berichteten). Seit 2013 ist die Zahl der Kameraden auf 20 Aktive geschrumpft. Ursachen sind das Erreichen der Altersgrenze von 67 Jahren, private Gründe und berufliche Veränderungen. Im Lasbeker Ortsteil Barkhorst musste sich die Feuerwehr im Herbst 2013 sogar auflösen, weil sie dauerhaft zu wenig Mitglieder hatte.

„Es gibt etwa zehn Wehren in Stormarn, die mit zwölf bis 20 Kameraden sehr klein sind. Wenn sie von der Mitgliederzahl her noch weiter abrutschen, wird es kritisch“, sagt Kreiswehrführer Gerd Riemann. Eigentlich ist es das schon: Um eine ständige Einsatzbereitschaft gewährleisten zu können, seien eigentlich drei Löschtrupps erforderlich. Dabei besteht ein Löschtrupp aus neun Kameraden.

„Wir kämpfen landesweit mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen“, sagt Volker Arp, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands Schleswig-Holstein. „Vor 20 Jahren hatten wir landesweit noch etwa 58.000 Mitglieder. Jetzt sind es nur noch rund 49.000“, so Arp. Die Ursache sieht er vor allem im demografischen Wandel. „Es scheiden mehr Alte aus, als Junge hinzukommen. Alle Verbände, ob im Sport, beim DRK, alle, die mit Ehrenamtlichen arbeiten, klagen, dass sie Mitgliederschwund haben“, so Arp.

Im landesweiten Vergleich steht der Kreis Stormarn noch gut da

Doch auch die veränderten gesellschaftlichen Strukturen spielen eine Rolle: War es früher noch üblich, dass jeder Landwirt, Bäcker oder Schornsteinfeger bei der Feuerwehr in seinem Heimatort – und damit quasi Tag und Nacht verfügbar – war, arbeiten die meisten Menschen heute außerhalb ihres Wohnorts. Arp: „Schauen Sie sich doch um: Es gibt kaum noch Landwirte. Und wenn, dann haben sie heute ja auch meist Großbetriebe und keine Zeit mehr.“ Dabei steht Stormarn im Vergleich zu anderen Kreisen Schleswig-Holsteins noch gut da: In 88 Freiwilligen Feuerwehren vereinen sich rund 3300 aktive Mitglieder. Die Zahlen schwanken nur leicht, der Frauenanteil nimmt stetig zu.

Und doch sieht Kreiswehrführer Gerd Riemann auch in seinem Gebiet die Auswirkungen des demografischen Wandels bedrohlich näherkommen. Riemann setzt auf Nachwuchsförderung und stellt klar: „Wer mit der Jugendarbeit zu spät kommt, den bestraft in spätestens zehn Jahren die Realität.“ Kreisweit werden deshalb rund 700 Jugendliche in 36 Jugendfeuerwehren spielerisch an den Feuerwehralltag herangeführt.

Auch die Freiwillige Feuerwehr Ahrensburg engagiert sich darin: In der Ortswehr in Ahrensburg treffen sich regelmäßig 22 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren. „Wir sind sehr aktiv, machen Ausflüge und fahren ins Zeltlager“, sagt der Ahrensburger Jugendwart Jan Langbehn. Alle zwei Wochen treffen sich die Jugendlichen zum sogenannten Ausbildungsdienst und lernen alles, was für die Arbeit bei der Feuerwehr wichtig ist.

„Der große Renner sind unsere Berufsfeuerwehrtage“, sagt der 34 Jahre alte Jugendwart. „Da simulieren wir von Freitag bis Sonntag Feuerwehreinsätze auf unserem Gelände, mit allem Drum und Dran.“ Die Nachwuchsarbeit scheint gut zu funktionieren.

Das Problem liegt offenbar in der Übergangsphase in den aktiven Dienst. „So im Alter zwischen 17 und 20 kann es schwierig werden“, sagt der Ahrensburger Ortswehrführer Florian Ehrich über seine Erfahrungen. Ein Grund sind die vielen Freizeitangebote: Fußball- und Schützenvereine zum Beispiel, aber auch das Technische Hilfswerk (THW) seien schon eine Konkurrenz. Die jungen Leute blieben nicht mehr so lange in der Feuerwehr wie früher. Bedingt durch Jobwechsel, Umzüge, familiäres Engagement oder „weil sie einfach mal etwas anderes machen wollen“, so Ehrich.

Kostenlose Führerscheine und Seminare zur Weiterbildung als Anreiz

Und dann gibt es da noch einen anderen Aspekt: „Die Jugendlichen sind bestens ausgebildet und extrem motiviert. In der Jugendfeuerwehr war ja immer was los, da gab’s Spiel, Spaß und Spannung. Dann, mit 18, treten sie zum aktiven Dienst über – und werden plötzlich eher ausgebremst, weil ihnen die Erfahrung fehlt.“ Dort müsse man ansetzen und gute Lösungen finden.

Das bestätigt auch Gerd Riemann für den Stormarner Kreisverband. „Man muss die jungen Leute bei der Stange halten“, sagt er. „Sie wollen was tun, sie üben und üben – und dann kommt es nicht wirklich zum Einsatz.“ Volker Arp vom Landesfeuerwehrverband zieht einen Vergleich zum Fußball: „Man will ja nicht immer nur trainieren, man will doch auch mal ein Spiel machen.“

Deshalb wird laut Arp aktiv an der Basis gearbeitet: Manche Wehren belohnen das Engagement der Feuerwehrleute mit Weiterbildungsmöglichkeiten wie Motivations- oder Führungskräfteseminaren. Diese können auch im privaten oder beruflichen Bereich hilfreich sein. Andere Wehren locken mit Kostenübernahme von Pkw- oder Lkw-Führerschein oder freiem Eintritt ins Schwimmbad. „Das ist natürlich alles mit weiteren Kosten verbunden“, sagt Arp. Und diese muss die jeweilige Kommune tragen.

Denn nach dem schleswig-holsteinischen Brandschutzgesetz sind für die Freiwilligen Feuerwehren die entsprechenden Städte und Gemeinden verantwortlich. Finanziell kommt da einiges zusammen. „Allein die Kleidung und Ausrüstung pro Feuerwehrmann kosten mehr als 3000 Euro“, sagt der Ahrensburger Ortswehrführer Ehrich.

Ein Anzug hält zwischen drei und zehn Jahren, je nach Zahl der Waschgänge. „Wenn die Jacke allerdings mal Temperaturen von 500 bis 1000 Grad Celsius abbekommen hat, müsse man eher von einer Einwegjacke sprechen“, sagt Ehrich. Dann habe die Kleidung ihren Zweck erfüllt.