Gemeinde will Gebühren erhöhen und Schließzeiten in den Sommerferien einführen. Eltern sind erbost

Barsbüttel. Eltern, deren Nachwuchs die gemeindlichen Kindertagesstätten in Barsbüttel besucht, haben in Sachen Urlaubsplanung ein hohes Maß an Flexibilität. Die Einrichtungen sind ganzjährig werktags geöffnet. Doch damit soll es demnächst vorbei sein. Die 12.000-Einwohner-Kommune im Süden Stormarns will ab dem kommenden Jahr in den Sommerferien eine dreiwöchige Schließzeit einführen. Damit nicht genug: Bereits in diesem Jahr sollen auch die Gebühren steigen. Eltern sind darüber erbost. Einige von ihnen beklagen zudem eine mangelhafte Personalausstattung in den Kitas.

Initiatoren der angedachten Leistungskürzung sind CDU und die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). Sie haben in der Gemeindevertretung die Mehrheit. „Die Kosten für die Kommune in diesem Bereich steigen stetig. Da unsere Finanzlage ohnehin angespannt ist, sind wir fest entschlossen, die Gebühren zu erhöhen und die Schließzeit durchzusetzen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Volkmar Dietel. Hort-Kinder sind von der Schließung nicht betroffen, wohl aber sollen deren Eltern mehr zahlen.

BfB und Christdemokraten orientieren sich bei ihrem Vorhaben an den Nachbarkommunen Reinbek, Glinde und Oststeinbek. Dietel: „Dort klappt es ja auch mit der Pause in den Sommerferien, warum sollte das bei uns nicht der Fall sein.“ Bei den Gebühren haben die beiden Fraktionen eine Anhebung um 7,5 Prozent ins Auge gefasst. Um die Zahl zu konkretisieren, ist die Verwaltung beauftragt, eine Gebührenkalkulation und Kostenentwicklung für die Kitas zu präsentieren. Zuletzt hatte Barsbüttel die Elternbeiträge zum 1. August 2014 um zehn Prozent erhöht.

Sven Meyer hat für die Pläne der Politik wenig Verständnis. Der 43-jährige Banker ist Elternbeirat der Kita Soltausredder. Er sagt: „Kinder sind unsere Zukunft. Hier wird am falschen Ende gespart.“ Weitere 7,5 Prozent Mehrkosten für Eltern seien der Wahnsinn. „Ich kenne Alleinerziehende mit zwei Kindern, die wird es richtig ins Mark treffen.“ Schließzeiten bezeichnet Meyer als Rückschritt. Diese hätte Dietel gerne früher eingeführt. Die Eltern müssten jedoch Vorlauf haben, deshalb habe man sich auf 2016 verständigt. Trotz der Einschnitte sieht der Politiker die Kinder nicht als Verlierer: „Wir haben im Kita-Bereich die höchsten Standards und müssen uns landesweit nicht verstecken.“

Mit einem Elternanteil von derzeit 30 Prozent bei den Betreuungskosten im Elementarbereich und 23 Prozent für Krippenkinder liegt Barsbüttel unter den Sätzen der Nachbarkommunen. In den fünf gemeindeeigenen Kindertagesstätten ist Platz für 360 Jungen und Mädchen. Die Auslastung liegt bei 97 Prozent. 80 Fachkräfte sind auf 63,3 Vollzeitstellen eingesetzt.

Momentan zahlen Eltern, deren Kinder eine Elementargruppe besuchen, für sieben Stunden Betreuung am Tag 187,60 Euro plus 50 Euro für das Mittagessen im Monat. Sie müssen mit einer Mehrbelastung von rund 170 Euro im Jahr rechnen. Ein Krippenplatz für täglich sieben Stunden würde sich um rund 330 Euro per anno verteuern.

„Eine Kostenerhöhung ist unter den Rahmenbedingungen nicht nachvollziehbar, sagt Sandra Zgorecki, Elternbeirätin in der Kita Guipavasring. Die 34-Jährige kritisiert die schlechte Personalausstattung. Vor zwei Wochen seien zwei Erzieherinnen wegen Krankheit ausgefallen. „40 Kinder aus dem Elementarbereich wurden drei Tage von nur zwei Fachkräften betreut.“ Einen Springer habe man nicht bekommen. Zgorecki: „Die Personalnot ist hier ein Dauerthema, die Stimmung in der Elternschaft schlecht.“ Die Erzieherinnen täten ihr leid, auf deren Rücken werde alles ausgetragen. Der Frustfaktor ist groß bei Zgorecki, auf Teile der Politik ist sie nicht gut zu sprechen. „Wir haben zu dem Thema schon Stellungnahmen abgegeben, sie sind aber alle verpufft.“

SPD-Politiker ruft Eltern zu Protest gegen Leistungskürzungen auf

Der Verwaltung sind personelle Engpässe bekannt. Sie hatte bei der Politik darum geworben, eine weitere Springerstelle für ein Jahr zu schaffen. Kosten: rund 45.000 Euro. CDU und Wählergemeinschaft lehnten das ab. Ihr Argument: Dafür stehen im Haushalt Mittel für Leiharbeiter zur Verfügung. Florian Bittner, Fachbereichsleiter Innerer Service, Schulen und Kindertagesstätten: „Sollten wir den Personalschlüssel nicht einhalten, müssten im schlimmsten Fall Gruppen geschlossen werden.“ Dann könnten Eltern Schadensersatz gegenüber der Gemeinde geltend machen.

Die SPD ist gegen Leistungskürzungen und mächtig verärgert, vor allem deren Fraktionsvorsitzender Hermann Hanser. Der 65-Jährige trat wegen Differenzen mit CDU und BfB unter der Woche als Vorsitzender des Ausschusses für Schule, Kultur, Jugend und Sport (SKS) zurück. Hansers Parteikollege Sebastian Bernt: „Wir wollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Was CDU und BfB vorhaben, ist kontraproduktiv.“ Der Politiker hat eine Elterninitiative gegründet und dafür die Internetseite www.elternprotest-barsbuettel.de installiert. BfB-Fraktionschef Rainer Eickenrodt: „Herr Bernt hat sich ein dreiviertel Jahr nicht um das Thema gekümmert. Was er jetzt macht, ist Populismus.“