Frida Anderleit kam 1945 als Flüchtling zu Familie Ahlers nach Hammoor. Kontakt hält bis heute

Hammoor. 70 Jahre ist es her, dass Frida Anderleit als Flüchtling aus dem ehemaligen Königsberg (heute Kaliningrad in Russland) nach Hammoor kam. Sie war 29 Jahre alt, hochschwanger und hatte ihre beiden Kinder Karin und Klaus dabei. In Hammoor wurde sie auf dem Hof der Familie Ahlers untergebracht. In der Gaststube des Hauses gebar sie wenige Tage später ihr drittes Kind, Sohn Uwe.

Heute ist Frida Anderleit 98 Jahre alt. Gemeinsam Tochter Karin Prühs und Sohn Uwe Anderleit kam sie am Donnertag nach Hammoor zurück, um mit Reinhard und Elisabeth Ahlers den 70. Jahrestag ihrer Ankunft in dem Stormarner Dorf zu feiern. Rainhard Ahlers ist der Sohn von Martha Ahlers, die die Familie Anderleit 1945 aufnahm.

„Ich kann mich noch gut an damals erinnern“, sagt Frida Anderleit. „Ich wurde herzlich willkommen geheißen und habe mich sofort hier eingelebt. Es war ein schweres, aber schönes Leben.“ Obwohl sie aus einer Stadt kam und keine Erfahrungen in der Landwirtschaft hatte, übernahm Anderleit auf dem Hof von Anfang an alle Arbeiten, die anfielen. „Ich habe Kühe mit der Hand gemolken“, erinnert sich die 98-Jährige. „Fünf Kühe hintereinander habe ich geschafft. Die einzige Arbeit, vor der ich mich gedrückt habe, war Miststreuen, aber auch das habe ich gemacht.“

Zu Martha Ahlers entwickelte Frida Anderleit ein besonderes Verhältnis. „Sie kochten gemeinsam am Herd in der Küche. Und meine Mutter übernahm die Patenschaft für Fridas Sohn Uwe“, sagt Reinhard Ahlers. 1946 wurde Fridas Ehemann Emil Anderleit aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam zu seiner Familie nach Hammoor. Dort gingen auch die Kinder zu Schule. 1955 zogen die Anderleits nach Hamburg. „Wir haben seitdem immer engen Kontakt gehalten“, sagt Eisabeth Ahlers. „Deshalb haben wir heute auch diese kleine Feier für Frida organisiert.“

Frida Anderleit fühlt sich Hammoor und der Familie Ahlers nach wie vor sehr verbunden. „Sonst wäre ich heute ja nicht hier“, sagt sie und lacht. „Einmal Hammoor, immer Hammoor.“ Auch ihre Kinder erinnern sich gern an die Zeit in Stormarn. „Wir hätten keine schönere Kindheit haben können“, sagt Karin Prühs. „Wenn man die Tür aufmachte, war man sofort auf den grünen Feldern.“

Als sie 1945 nach Hammoor kam, war sie vier Jahre alt. Gut erinnern kann sie sich auch noch an die Unterwäsche, die ihre Mutter damals aus Schafswolle webte. „Die hat so furchtbar gekratzt.“ Wenn die Kinder nach Hamburg wollten, mussten sie erst mal zu Fuß nach Großhansdorf oder Ahrensburg zur U-Bahn laufen.

Für Frida Anderleit steht bereits die nächste Feier vor der Tür: Im März wird sie 99 Jahre alt.