Arbeiter reißen Sträucher am Guipavasring heraus. Anwohner beklagen fehlende Infos

Barsbüttel. Der Blick aus dem Wohnzimmerfenster war idyllisch. Heike Brost und ihre Nachbarn haben ihn genossen. Jetzt ist es damit vorbei. Die Gemeinde Barsbüttel hat damit begonnen, die Parkanlage Guipavasring zu roden. Bäume sind bereits gefällt, an mehrere Stellen liegen aufeinander gestapelte Sträucher. Der Untergrund ist durch Spuren von den Ketten eines Baggers gekennzeichnet. Auf einer 2700 Quadratmeter großen Teilfläche der Grünanlage, rund die Hälfte des gemeindeeigenen Areals, wird Platz geschaffen für vier Einfamilienhäuser.

Heike Brost hatte eine Bürgerinitiative gegründet und mit 30 Gleichgesinnten fast eineinhalb Jahre gegen das Vorhaben gekämpft – ohne Erfolg. Die SPD konnten die Anwohner zwar umstimmen, doch mit der Mehrheit der Stimmen von CDU, Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) und FDP beschloss die Gemeindevertretung im vergangenen Dezember den Verkauf der Fläche. Die Grünen hatten das Projekt von vornherein abgelehnt. „Es ist furchtbar, mitansehen zu müssen, wie alles plattgemacht wird. Als die angefangen haben, sind uns die Tränen gekommen“, sagt Brost.

Das war am vergangenen Mittwochmorgen. Viele Anwohner rieben sind verwundert die Augen, als die Kreissägen zum Einsatz kamen. Sie sind sauer auf die Verwaltung. Brost: „Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass es zumindest eine kurze Vorabinformation aus dem Rathaus für uns gibt. Das ist leider nicht geschehen, obwohl es sich um ein sensibles Thema handelt. Da muss die Verwaltung noch viel lernen.“ Bürgernahe Kommunikation sehe jedenfalls anders aus. Die 50 Jahre alte Kinderkrankenschwester und einige Mitstreiter hatten noch am Vorabend die Sitzung des Planungsausschusses besucht. Auch dort sei kein Wort über den genauen Beginn der Rodung gefallen.

Auf ihrer Homepage informiert die Gemeinde ihre Bürger inzwischen in dem Artikel „Neue Bauplätze in Vorbereitung“ über die Arbeiten am Guipavasring. Der Text ist laut Brost am vergangenen Dienstagabend aber noch nicht online gewesen. Verfasst wurden die Zeilen zwar am 22. Januar, für die Öffentlichkeit sichtbar waren sie aber erst am 29. Januar. An diesem Tag wurde der Artikel freigeschaltet.

Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller ist bei dem Thema ganz gelassen. Der Verwaltungschef: „Dass Arbeiten zu dieser Jahreszeit anstehen, war bekannt. Deswegen ist es nicht unsere Pflicht, die Bürger noch einmal extra im Vorfeld darauf hinweisen.“

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann Hanser kann den Frust der Anwohner verstehen. „Die Menschen sind enttäuscht, weil ihnen gesagt wurde, das die Neuregelung des kommunalen Finanzausgleichs mit ihren negativen Auswirkungen für die Gemeinde Grund für den Verkauf der Grünfläche ist. Wie wir alle wissen, ist Barsbüttel durch die Reform aber in keine Notsituation geraten.“ Eine Vorabinformation für die Anlieger über den Rodungsbeginn wäre wünschenswert gewesen. Hanser: „Das ist unglücklich gelaufen.“

Mit der Rodung hat die Gemeinde eine Spezialfirma beauftragt. Unter anderem muss sie noch den Teich der Grünanlage zuschütten und eine Holzbrücke abmontieren, bevor das schwere Gerät wieder abzieht. Der Anschluss ans Strom- und Gasnetz sowie an die Wasserversorgung soll zeitnah erfolgen. Auch müssen noch Telekommunikationsleitungen gelegt werden. Die Ausschreibung für die Tiefbauarbeiten ist laut Schreitmüller im März geplant.

Durch den Verkauf der vier Grundstücke für Einfamilienhäuser nimmt die Kommune mindestens 800.000 Euro ein. Die Areale werden öffentlich ausgeschrieben. Als Kalkulationsgrundlage hatte die Verwaltung ursprünglich einen Preis von 210 Euro pro Quadratmeter veranschlagt, den Wert nach Beratungen im Finanzausschuss auf 250 Euro angehoben. Jetzt soll das Mindestgebot bei 295 Euro liegen. Den Zuschlag erhalten die vier Interessenten mit dem höchsten Gebot. Die Entscheidung über die Vergabe der Flächen soll Mitte des Jahres fallen.

An Interessenten mangelt es laut Verwaltung nicht. Schreitmüller: „Es gibt Anfragen aus Barsbüttel und auch Hamburg.“ Die Gemeinde kann sich berechtigte Hoffnungen machen, einen höheren Preis als 295 Euro pro Quadratmeter zu erzielen. „Zwei Straßen weiter haben Käufer für Bauland vor Kurzem weit über 300 Euro gezahlt“, sagt Heike Brost. Die Initiativensprecherin hat sich mit dem politischen Beschluss inzwischen arrangiert, „weil wir keine Möglichkeit mehr haben, noch etwas zu ändern“.

Neben dem Grünstreifen am Guipavasring verkauft die Gemeinde auch den ehemaligen Spielplatz am Rosenweg im Ortsteil Willinghusen. Dort wird ein Einfamilienhaus gebaut. Das Mindestgebot für das 686 Quadratmeter große Grundstück beträgt knapp 150.000 Euro. Auch in Willinghusen hatten sich Anwohner zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen und gegen das Vorhaben mobil gemacht.