Eine Glosse von Rainer Burmeister

Die Konsumfreudigkeit der Verbraucher ist so groß wie seit Jahren nicht mehr. Angesichts mickriger Sparzinsen wird das Geld ausgegeben und nicht auf die hohe Kante gelegt. Der Einzelhandel freut sich. Die Ware geht weg wie die berühmten warmen Semmeln.

Warme Semmeln? Das ist dann doch ein etwas unglücklicher Vergleich. Denn ausgerechnet beim Bäcker meines Vertrauens, wo die Kundschaft oft bis auf den Gehweg Schlange steht, scheint die Nachfrage noch nicht groß genug zu sein. Seit ein paar Wochen wird nach dem Brötchenkauf freundlich, aber bestimmt nachgehakt: „Möchten Sie auch noch Kuchen?“ – „Nein, danke.“ – „Oder brauchen Sie noch Brot?“, fragt die Bäckereifachverkäuferin. „Danke, auch nicht!“

Auch sämtliche Kolleginnen bleiben – so berichtet eine Einkaufsexpertin aus meiner Familie – verbal immer am Ball beziehungsweise am zusätzlichen Backwarenangebot. Selbst der Hinweis „Sieben Fitness-Brötchen, das ist alles“ bleibt wirkungslos. Die Nachfrage nach weiterer Nachfrage kommt wie aus dem Automaten.

Man stelle sich vor, ich kaufe mir einen Bademantel und werde gefragt, ob ich noch einen Anzug oder eine Wollmütze haben möchte. Oder bei Erwerb eines Elektrorasierers wird versucht, mir ein TV-Gerät anzudrehen. Schönen Dank! Ein paar Schritte neben meinem Lieblingsbäcker gibt es einen Mitbewerber. Der hat auch schmackhafte Brötchen im Angebot – sogar ohne verkaufsförderndes Gesülze.