Im Streit um neue Mastanlage für 1460 Tiere in Hoisdorf will Jörg Elbers Vorurteile mit Offenheit ausräumen

Hoisdorf. Gründung einer Bürgerinitiative, geballter Protest in der Gemeindevertretersitzung, der Panikmache-Vorwurf eines Landwirts: In Hoisdorf schlagen die Wellen um die geplante Schweinemastanlage am Wastenfelder Redder seit einer Woche wieder hoch. Jörg Elbers, der den Stall bauen will, hat der erneute Widerstand unvorbereitet erwischt. „Ich war im Urlaub, als die ganze Sache losgetreten wurde. Am Sonnabend wurde ich dann von Bekannten darauf aufmerksam gemacht. Die letzten Urlaubstage waren natürlich dahin“, sagt der 54 Jahre alte Landwirt. Er fühlt sich ungerecht behandelt und ist enttäuscht über die „Unsachlichkeit“, mit der die Debatte teilweise geführt werde.

Elbers: „Bis heute ist niemand von den Bürgern auf mich zugekommen und hat gefragt, wie ich arbeite, was meine Pläne sind.“ Stattdessen werde er verunglimpft. „Alle tun so, als wenn ich meine Tiere quälen würde und als ob sie wüssten, wie es im Stall aussieht.“ Er kümmere sich um seine Schweine, sehe sofort, wenn es einem nicht gut gehe, wenn es krank sei.

Beim Stichwort Krankheit kommt unweigerlich die Frage nach Antibiotika auf. „Ich habe seit vier Wochen neue Jungtiere“, sagt Elbers, „zwei davon musste ich bisher mit Medikamenten behandeln. Antibiotika habe ich bei diesen Tieren bis jetzt gar nicht eingesetzt.“ Das Problem sei der schlechte Ruf der Schweinemast. „Es ist sozusagen eine Produktion hinter verschlossenen Türen. Das erzeugt Vorbehalte.“ Mit den schwarzen Schafen, die es zweifelsfrei gebe, möchte er nicht in eine Ecke gestellt werden.

Elbers betont, dass er sich einer freiwilligen Qualitätssicherung (QS) unterziehe. „Ein Auditor überprüft regelmäßig die Ställe, das Aussehen der Schweine, die Fütterung, die Behandlung. Ohne die QS nehmen Schlachter die Tiere teilweise nicht mehr an oder nur zu erheblichen Preisabschlägen.“

Dem Vorwurf, dass die Gülle den Boden zu stark belaste, widerspricht der Schweinebauer. Alle sechs Jahre müsse er Bodenproben machen lassen. „2014 waren alle Werte normal“, sagt Elbers. Das werde sich auch in Zukunft nicht ändern. Er habe genug Ackerfläche für die anfallende Gülle, das müsse er auch beweisen. „Es gibt Verordnungen, die das alles regeln.“

Für einen Dialog mit einzelnen Bürgern ist Elbers jederzeit bereit. „Aber ich lasse mich nicht von einer Gruppe zerfleischen“, sagt er. Er wolle sich auch nicht vorschreiben lassen, wie er zu arbeiten habe. Er spielt damit auf die Idee der Bürgerinitiative an, einen Biohof aufzuziehen. „So eine Umstellung wäre ein großes finanzielles Risiko. Wenn das schiefgehen würde, könnte ich einpacken.“ Er müsse schließlich eine Familie ernähren. Konventionell sei nicht gleich schlecht, sagt Elbers. Vor längerer Zeit habe er einer Frau im Gespräch ihre Vorurteile nehmen können. „Ich weiß aber nicht, ob eine sachliche Auseinandersetzung mit den Bürgern jetzt noch möglich ist. Ich hoffe es.“

Seiner Meinung nach mache er nichts anders als sein Kollege Peter Griem, der 1300 Zucht- und Mastschweine in Hoisdorf hatte – 900 davon mitten im Ort. Elbers möchte seinen Bestand von 400 um gut 1000 Schweine aufstocken.

Dass die Debatte so eskaliert ist, kann Elbers nur schwer nachvollziehen. Der Landwirt erinnert sich, wie alles seinen Anfang nahm. „Im Mai 2014 erschien ein Informationsblatt der CDU. Darin machte der Ortsvorsitzende Wolfgang Andresen Stimmung gegen meinen Plan.“ Gesprochen habe Andresen vorher aber nicht mit ihm.

Das bestätigt der CDU-Chef. Er begründet den Infobrief so: „Ich wurde von besorgten Bürgern von der Bahnhofstraße angesprochen. Sie wohnten rund einen Kilometer vom Wastenfelder Redder entfernt und baten mich, die Sache öffentlich zu machen.“ Andresen wirft Bürgermeister Dieter Schippmann (Dorf-Gemeinschaft Hoisdorf) vor, seinen Pflichten nicht nachgekommen zu sein. „Auch innerhalb der Gemeindevertretung hat er nicht mit offenen Karten gespielt und die Information über die Bauvoranfrage zurückgehalten.“ Dass Peter Griem auch 1300 Schweine hatte, habe er, Andresen, nicht gewusst. „Es geht doch darum, dass die Menschen diese Art der Tierhaltung nicht mehr in ihrer Umgebung haben wollen.“ Wenig Platz und Spaltböden seien nicht artgerecht, kritisiert der Politiker. Da sei natürlich der Gesetzgeber gefragt.

Jörg Elbers meint, die meisten Menschen hätten eine falsche Vorstellung von Schweinehaltung. „Viele stellen sich das wie bei der Hähnchenmast vor, in der Tausende Tiere im Stall auf einem Haufen sitzen. So ist es aber nicht.“ Er habe kein Problem damit, seinen Stall zu zeigen. Seine 400 Schweine stehen in einem Gebäude in mehreren getrennten Abteilen, in denen wiederum Buchten für je ein Dutzend Tiere eingerichtet sind.

Großzügig bemessen ist der Platz zwar nicht. So eng, dass die Schweine sich nicht bewegen können, ist es dort aber auch nicht. Jörg Elbers’ Fazit: „Die Gesellschaft müsste ihr Konsumverhalten von Grund auf ändern, wenn sie eine andere Haltung wünscht.“