Stormarns Kreisstadt plant Verschwisterung mit Jifna. Doch wie reagiert die israelische Partnerstadt Beer Yaacov?

Bad Oldesloe. Die neue Städtepartnerschaft zwischen Bad Oldesloe und der palästinensischen Stadt Jifna ist umstritten. Bei der Stadtverordnetenversammlung am vergangenen Montag hatten sich die Stormarner Politiker nur mit einer knappen Mehrheit von drei Stimmen für die Partnerschaft entschieden – und waren damit einem gemeinsamen Antrag von SPD, FDP, Linke und den Grünen gefolgt. Die CDU und die Freien Bürger für Bad Oldesloe (FBO) stimmten dagegen oder enthielten sich. Bad Oldesloe ist die einzige Stadt in Schleswig-Holstein, die Partnerstädte sowohl in Israel als auch in Palästina hat.

Die Befürworter sehen in der Städtepartnerschaft mit Jifna eine Chance, zwischen der palästinensischen Stadt und Bad Oldesloes israelischer Partnerstadt Beer Yaacov zu vermitteln. Kritiker fürchten, die israelischen Partner zu verärgern. „Ich habe erhebliche Bauchschmerzen bei dieser neuen Städtepartnerschaft, weil es sein könnte, dass mein Kollege in Beer Yaacov die Partnerschaft mit Bad Oldesloe deswegen beendet“, sagt Bad Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary. „Ich weiß nicht, ob dies der richtige Weg ist, um Frieden zu stiften oder ob man damit eher provoziert.“ Was der Verwaltungschef außerdem bemängelt: „Ich wurde im Vorfeld nicht in die Planung involviert.“

Im Antrag zur Einrichtung einer Städtepartnerschaft mit Jifna wird die Absicht, zu einem Friedensprozess beizutragen, wie folgt erklärt: „Bad Oldesloe pflegt seit 1996 Städtepartnerschaften mit Kolberg/Polen und Olivet/Frankreich, also zu Menschen, die vor 100 Jahren zu unseren ‚Erbfeinden‘ zählten. Aus dieser Tatsache heraus ist es uns wichtig, sowohl Beer Yaacov wie auch Jifna gegenüber deutlich zu machen, dass solche Feindschaften überwunden werden können.“

Dieses Ziel ist nach Ansicht der Gegner der Städtepartnerschaft zu hoch gegriffen oder kann sogar zu weiteren Konflikten führen. Kritik gibt es auch an der bisherigen Organisation der Städtepartnerschaft: „Mir persönlich ist das viel zu schnell gegangen“, sagt Bürgerworthalter Rainer Fehrmann (CDU). „Mir fehlen die Begleitumstände, die zur Begründung einer Städtepartnerschaft gehören, zum Beispiel, dass die Bürgermeister oder Stadtvertreter der beiden Städte sich treffen und miteinander sprechen. Das ist bisher nicht geschehen.“

Die Partnerschaft mit Jifna soll durch den gemeinnützigen Verein „Freundeskreis Beer Yaacov/Jifna“ betreut werden. Hartmut Jokisch (Grüne) ist Mitglied des Freundeskreises und Initiator der Städtepartnerschaft. Mit dem Freundeskreis reiste er bereits sowohl nach Beer Yaacov als auch nach Jifna und hat dort zahlreiche persönliche Kontakte aufgebaut. „Ich habe den Bürgermeister von Jifna mehrmals getroffen und mit ihm über die Städtepartnerschaft gesprochen“, sagt Jokisch. „Die palästinensische Seite hat großes Interesse bekundet und zugesichert, dass sie eine solche Partnerschaft auch umsetzen kann.“

Im nächsten Schritt solle der Partnerschaftsvertrag verfasst werden. „Die Idee ist, dass wir uns mit dem Bürgermeister von Jifna zusammensetzen und uns die Wünsche und Ideen der Palästinenser bezüglich der Städtepartnerschaft anhören“, sagt Jokisch. „Dann werden wir gemeinsam überlegen, wie wir die Partnerschaft in Zukunft gestalten können. Eine Möglichkeit wäre, dass sich Gruppen von Jugendlichen gegenseitig besuchen.“

Rainer Fehrmanns Ansicht nach ist die Grundlage für die Städtepartnerschaft zu dünn: „Ich hätte mir mehr Vorbereitung und Informationen gewünscht, bevor eine solche Entscheidung getroffen wird.“ Eine solche Städtepartnerschaft sei keine Verbindung von Freundeskreisen, sondern von Städten und ihren Vertreten. Dazu gehöre mehr als die Stimmen von 13 Stadtvertretern. Auch Heinz Drenkberg (FBO) findet, dass es noch zu viele offene Fragen gibt. „Die Vorlage des Antrags war meiner Meinung nach nicht aussagekräftig genug. Deshalb hätten wir die Entscheidung gerne vertagt“, sagt der Politiker. Eine solche Städtepartnerschaft hätte man auf breitere Schultern legen sollen. „Alle politischen Gremien sollten sie unterstützen und nicht nur eine knappe Mehrheit.“

Hartmut Jokisch weist die Kritik zurück: „Wir haben alles gemacht, was möglich ist, mit allen Fraktionen gesprochen und sie ausreichend informiert.“ Die Gefahr, dass das israelische Beer Yaacov die Städtepartnerschaft mit Bad Oldesloe beendet, sieht er nicht. Die Partner in Beer Yaacov wüssten, dass Bad Oldesloe in Kontakt mit Jifna stehe. Jokisch. „Es ist sehr unterschiedlich, inwieweit die Israelis ein Problem damit haben. Sie werden sicherlich ‚not amused‘ über die Städtepartnerschaft mit Jifna sein, aber ich glaube nicht, dass dadurch unser Verhältnis zu ihnen beeinträchtigt wird.“ Sein Traum sei es, dass sich Vertreter der israelischen und palästinensischen Partnerstadt die Hand reichen.

Maria Herrmann (SPD) unterstützt dieses Ziel. Die Sozialdemokratin: „Wir können hier sicherlich nicht die große Weltpolitik verändern, aber wir können zumindest ein Zeichen für Völkerverständigung setzen.“