21-jähriger Syrer lebt seit Mitte 2013 in der Gemeinde. Er möchte sich integrieren und engagieren. Die Kameraden schätzen seine Gesellschaft

Trittau. Stolz steht Ahmed Ibrahim in seiner eigenen Feuerwehrjacke vor dem Feuerwehrauto. In der rechten Hand hält er seinen eigenen Helm. Neben ihm stehen der Gemeindewehrführer und dessen Stellvertreter. Ein erst auf den zweiten Blick ungewöhnliches Bild: Ibrahim, 21 Jahre alt, ist gebürtiger Syrer, Flüchtling, Neu-Trittauer und seit Januar Feuerwehrmann – als einziger Asylbewerber in Stormarn.

„Ich wohne mit drei weiteren Flüchtlingen zusammen. Wir sind drei Syrer und ein Iraker“, erzählt Ahmed Ibrahim. Eine kleine Gemeinschaft. „Das ist von der Gemeinde Trittau so gewollt, dass wenige Asylbewerber zusammen wohnen. Nur so kann Integration reibungslos ablaufen“, sagt Bürgermeister Oliver Mesch. Ahmed Ibrahim ist der Beweis, dass Integration reibungslos ablaufen kann. „Ich freue mich, dass ihn die Feuerwehr und das Gemeinschaftsleben in Trittau interessieren“, sagt Mesch. Und der, um den es geht, erklärt: „Ich möchte mich einbinden, etwas machen, nicht nur zu Hause sitzen.“ Weil er nicht arbeiten darf, habe er viel Zeit, um mit seinen Nachbarn zu sprechen.

So lernte er seinen Nachbarn Sven Höper und dessen Familie kennen. „Ahmed wollte kurz nach seiner Ankunft gern Blut spenden. Er kam auf die Idee, weil er etwas Gutes tun wollte. Da meine Frau beruflich mit Blutspenden zu tun hat, kamen sie ins Gespräch. Doch leider ging das nicht“, sagt Sven Höper. Grund dafür war Ibrahims seinerzeit zu kurze Verweildauer in Deutschland. „Wir unterhielten uns viel und wurden Freunde. Svens Söhne haben mich nach einer Weile mit zur Feuerwehr genommen, da das Interesse bei mir schon bestand“, sagt Ibrahim selbst.

So landete er also bei der Wehr. „Wir freuen uns sehr, dass er ein Teil von uns geworden ist. Ahmed ist sehr interessiert und integriert sich“, sagt Gemeindewehrführer Clemens Tismer. Ahmed Ibrahim habe die Jugendfeuerwehr besucht, um verschiedene Übungen zu machen, und an verschiedenen Kursen teilgenommen, etwa zum Thema Atemschutz. Wenn er alle Fähigkeiten und Prüfungen erfolgreich gemeistert hat, kann der 21-Jährige vereidigt und übernommen werden. Im März wird er seine Anwärterausbildung beginnen. „Er durchläuft das gleiche Programm wie jeder andere werdende Feuerwehrmann. Wenn alles gut läuft, können wir ihn in ein bis anderthalb Jahren zum Einsatz mitnehmen“, sagt Tismer. Ibrahim: „Ich bin fasziniert von der Technik und den Autos. Das ist alles sehr modern, ganz anders als in Syrien.“

Positiv wurde er von den Kameraden aufgenommen. „Es macht mir viel Spaß, mit meinen Kameraden zu reden. Die Jahreshauptversammlung war auch toll. Es war eine super Party“, sagt der 21-Jährige lachend.

Nicht nur die Feuerwehr ist ein großes Thema in seinem Leben, er geht auch täglich ins Jugendzentrum, um dort mit Jugendlichen zu reden und zu spielen. „Und ich gehe einmal die Woche zum Deutschunterricht. Außerdem möchte ich gern eine Ausbildung zum Friseur machen. Haare zu schneiden ist auch ein großes Hobby von mir.“

Seit drei Jahren ist Ahmed Ibrahim in Europa. Er lebte zunächst bei Freunden in Frankreich. „Ursprünglich wollte ich immer nach Schweden. Doch nun möchte ich hier nicht mehr weg, weil ich so viele Freunde gefunden habe“, sagt er.

In der ganzen Zeit, die der junge Syrer schon in Europa ist, hat er nichts von seiner Familie gehört. Er habe zwar eine Telefonnummer, möchte aber keinen Kontakt haben. „Ich hoffe natürlich, dass es meiner Familie gut geht, doch ich möchte mir nicht zu so viele Gedanken machen. Schließlich möchte ich hier eine eigene Familie gründen und ein neues Leben aufbauen.“