Horst Schroth über Ahrensburgs Fahrradstraßen voller Egoklötzchen und Helikopter-Papis

Ahrensburg. Am Dienstag konnten wir in der Abendblatt-Regionalausgaben vom „Ärger auf Ahrensburgs Fahrradstraßen“ lesen. Der Ahrensfelder Weg ist Teil meiner morgendlichen Joggingstrecke, und ich kann der Autorin Mira Frenzel in jedem Punkt nur zustimmen. Ich selbst habe morgens um acht erlebt, wie einer dieser Vollgaspiloten mit seinem Egoklötzchen auf dieser Fahrradstraße (30 km/h) knapp vor der Aalfangschule mit 70, 80 Sachen an mir vorbeiexplodierte, pedal on the metal. Ein klarer Fall von Gaskrankheit.

Ich dachte nur: Warum fährt der nicht gleich 120? Dann wäre er doch noch schneller an seiner Unfallstelle. Rücksichtslos? Natürlich! Hier fehlte nicht nur Rücksicht, sondern auch Vorsicht, Umsicht und Übersicht.

Oder ging es hier gar vielleicht um Leben und Tod? Hatte Adrian-Maurice, 10, der hoch bezahlte Sohn, schon wieder seinen Turnbeutel vergessen, den der Helikopter-Papi dringend nachliefern musste?

Denn schon Fred Feuerstein wusste, dass der Überlebensinstinkt, der unbedingte Wille zum Leben, stärker ist als Höflichkeit, Manieren und Rücksichtnahme. Es ist ja auch gerade erst mal 13.000 Jahre her, dass das Ahrensburger Tunneltal von unseren Vorfahren besiedelt wurde.

Und da ist es kein Wunder, dass die Segnungen der Kultur noch nicht bei allen Nachfahren angekommen sind. Rücksicht ist schließlich eine Kulturleistung.

Aber es gibt eben immer noch Menschen, deren einzige Kultur, die sie haben, in ihrem Joghurt steckt. Rücksicht wächst mit dem Verstand, aber wer keinen Verstand hat...?

Man muss natürlich aufpassen, dass man nicht vor lauter Rücksichtnahme das Vorausschauen und die Vorsicht vergisst. Und mancher denkt sich gar: Es heißt ja nicht umsonst Rücksicht-NAHME. Ja, ja, nehmen tun wir alle gern. Von den anderen. Von RücksichtGABE hat ja keiner was gesagt.

Wir können eben immer nur aus den eigenen Augen auf die Welt gucken. Ganz subjektiv. Und so sitzen wir im Auto mit der Haltung: Wer langsamer fährt als ich, ist ein Trottel. Und wer schneller fährt, ist geistesgestört. Mindestens!