Manager und Anwälte arbeiten statt im Büro im Wald. Ahrensburger Round-Table-Mitglieder sammeln mit Holzfällen Geld für soziale Projekte

Ahrensburg. Lautlos fällt der Schnee auf die Bäume im Ahrensburger Waldgut Hagen. Ein ruhiger Waldspaziergang ist an diesem Sonnabendmorgen allerdings nicht möglich. Denn die Stille im Wald wird von Kettensägen und lauten Rufen durchbrochen. 16 Männer sind in dem Waldstück in der Nähe des Meisenwegs im Einsatz. Sie sägen Bäume, hacken Holz und werfen die Scheite auf die Ladefläche eines Transporters.

Es sind auch Anwälte, Manager und Architekten dabei, die sich seit 7.30 Uhr bei Kälte und Schnee abrackern. „Uns ist nicht kalt, wir bewegen uns ja die ganze Zeit“, sagt Kolwja Zimmer, 39, Vorstand einer Dienstleistungsgesellschaft und Mitglied im Verein Round Table 60 Ahrensburg. Trotz des vollen Terminkalenders und einer 60-Stunden-Woche schuften er und seine Kameraden für den guten Zweck.

„Ich möchte mich sozial engagieren, indem ich mit anpacke. Das macht Spaß und schweißt auch zusammen“, erklärt Zimmer seine Motivation. Seit 2007 ist er schon dabei. Seine Kollegen an der Säge, Rechtsanwalt Stefan Wessler und Architekt Jan Hage, sehen es genauso. „Es ist auch schön als Bürotäter mal etwas anderes zu machen, einfach rauszukommen – auch, wenn es morgen einen ordentlichen Muskelkater gibt“, fügt Hage hinzu.

Der 44 Jahre alte Architekt und Rechtsanwalt Wessler, 46, machen zwar mit, sind aber genaugenommen keine Vereinsmitglieder mehr, sondern alte Hasen. „Old Tabler“, wie sie sich selbst nennen. „Die Mitgliedschaft ist bis zum Alter von 40 Jahren begrenzt. So verhindert man, dass der Verein altert“, sagt Wessler. Er war von 2006 bis 2009 sogenanntes Tischmitglied im Round Table, Jan Hage von 2001 bis 2011.

Die Holzaktion des Vereins gibt es seit Urzeiten. Sie ist immer die erste im Jahr. Das Holz dafür sponsert die Stadt Ahrensburg. Sägen und Verpflegung werden von zwei Firmen gratis gestellt. „Wir freuen uns über die Unterstützung, denn auf diese Weise wächst der Erlös“, sagt Vereinspräsident Clemens Preuße.

Gefällt werden dürfen nur vom Förster markierte Bäume. „Wie viele wir fällen, richtet sich nach den im Vorfeld bestellten Schüttmetern. Das sind dieses Mal rund 15 und entsprechen circa zehn bis zwölf Bäumen“, sagt Preuße, 41, Vertriebsleiter einer Kaffeefirma. Wer Ämter bekleidet, so wie er, darf auch später als mit 40 Jahren aus dem Verein ausscheiden. Im März wird er abdanken.

Während Preuße die Abläufe koordiniert, setzt Jan Hage die Kettensäge an, um einen Baum zu fällen. Hage: „Zuerst muss ich einen Keil aus dem Baum sägen, und zwar auf der Seite, wo der Baum seinen Schwerpunkt hat. In diese Richtung fällt er später.“ An der Baumkrone lasse sich gut ersehen, wohin sich der Baum neigt.

Nun dröhnt die Motorsäge auf, die Späne fliegen meterweit durch die Gegend. Geschafft. Der Keil ist raus. Jetzt zündet Kolwja Zimmer den Motor seiner Säge und rattert mit dem Gerät von der anderen Seite in das Holz. „Fäääääääält“ hallt es plötzlich durch das Waldstück. Doch so einfach ist es nicht. „Weil der Wald hier so dicht bewachsen ist, verfangen sich die Bäume immer in den Ästen ihrer Nachbarn und bleiben dort hängen“, sagt Zimmer.

Jetzt beginnt der schwierigste Arbeitsschritt. Der Baum wird mit Seilen umspannt. Mehrere Männer eilen zur Hilfe. Viel Kraft und die richtige Technik sind nun angesagt, um den Baum auf den Boden zu bekommen. Seitlich ziehen die Männer an dem Seil ein ums andere Mal. Es kommt Bewegung in die Sache, Äste knacken, der Baum gibt nach. „Fäääääääält“ schreien die Kollegen wieder. Diesesmal knallt der Baum auf den Boden. Rechtsanwalt Wessler macht sich ran, den soeben bezwungenen Baum in kleine Teile zu zersägen.

Alle Helfer haben ihre Aufgabe. So bleiben die zerteilten Stücke nicht lange am Waldboden liegen. Mit der Schubkarre gehts’ direkt zum Waldweg, wo der Ahrensburger Unternehmer Christopher Kroschke, 30, und Philipp Ritterhoff, 34, Geschäftsführer einer Versicherungsgesellschaft, mit der Axt warten, um die noch zu dicken Holzteile in kleine Scheite zu spalten.

Das fertige Brennholz wird direkt an die Kunden ausgeliefert. Einer von ihnen ist Jörn Lütjens. Er wohnt in der Siedlung Gartenholz und bestellt seit Jahrzehnten bei den Round Tablern. „Ich bin ehemaliges Tischmitglied und habe früher selbst Holz geschlagen“, sagt der 69-Jährige. Einen Schüttmeter à 90 Euro hat er dieses Mal bestellt. „Das muss jetzt noch ein Jahr trocknen, bis ich es verheizen kann.“

Preuße hofft, dass durch die Aktion um die 1500 Euro zusammenkommen. „Wir unterstützen die Grundschule Am Hagen, damit sie ein neues Schulschiff anschaffen kann.“ Wer noch von dem Geld aus der Aktion unterstützt werden soll, entscheidet der Verein demnächst.