Ahrensburger Autor Andreas Richter liest aus seinem Buch „Tattoo“, während die Wade eines Gastes verschönert wird

Ahrensburg. Die Luft ist warm, überall stehen Menschen, trinken Bier, unterhalten sich und lachen. Eng ist es in der Ahrensburger Kneipe Bierstein, rund 90 Gäste wollen bei der ganz besonderen Abend mit Autor Andreas Richter dabei sein. „Eine gewöhnliche Lesung wäre nicht spektakulär genug gewesen“, sagt der 48-Jährige. Seinen neuen Mystery-Thriller „Tattoo“ präsentiert er passend zum Titel – mit einem Live-Tätowieren.

Richter hatte sich mit Jens Kahle, dem Inhaber des Biersteins, zusammengesetzt und überlegt, wie man ein Ereignis kreieren könnte. Kahle: „Wir kamen auf die Idee, passend zum Buchtitel einen Tätowierer einzuladen, der einen Kunden tätowiert, während Andreas vorliest.“ Richter wollte außerdem Live-Musik haben.„Es kamen nur zwei Bands infrage.Und da Metallica keine Zeit hatten, muss die Band meines Sohnes heute rocken“, sagt der Autor und lacht.

Moritz Ley, Lennart Richter und Joost Maywald legen auch sofort los. Mit ihren selbst geschriebenen und gecoverten Rocksongs sorgen sie mit zwei Gitarren, Schlagzeug und Gesang für Stimmung. „Eigentlich haben wir noch einen Bassisten dabei“, sagt Lennart. „Aber der hat heute Geburtstag und bereitet seine Feier vor.“

Als Andreas Richter die Bühne mit seinem Skript betritt, wird es still in der kleinen Kneipe. Nach einer kurzen Einführung beginnt der Autor. Es geht um einen Mann, der eines Morgens aufwacht und ein Tattoo auf seinem Arm entdeckt, das er sich niemals hat stechen lassen. Der Ahrensburger Tätowierer Henning Pelz fängt damit an, eine Wade von Joachim Brand zu verschönern. Das Surren der Tätowiermaschine bietet die Geräuschkulisse für den Thriller.

Einige Gäste beugen sich interessiert über die Liege und schauen zu, wie Pelz nach und nach die Schattierungen unter Brands Haut bringt. Einer der Interessierten ist Matthias Thomas. „Ich habe zwei Jahre zusammen mit Andreas Jugendfußballer trainiert.“ Daher habe er die Entstehung des Romans „sehr intensiv“ mitbekommen. Ihm gefällt das Ambiente. „Das ist eine komplett runde Aufmachung“, sagt der 41-Jährige. „Ein bisschen Rockmusik, ein Tätowierer, Spannung und ein Bier in der Hand. Was will man mehr?“

Auch Claudia Löpchens, 45, deren Sohn bei Richter Fußball spielt, findet den Abend gut. „Ich habe schon die ersten beiden Bücher von ihm gelesen, und die waren sehr spannend.“ Ihre Freundin Christiane Pott hat ihrem Mann das Buch zu Weihnachten geschenkt. „Heute hat er endlich die gedruckte Ausgabe bekommen“, sagt die 45 Jahre alte Ahrensburgerin.

Dem Tätowierer macht der Abend bei aller Konzentration Spaß. „Das ist im Prinzip wie auf einer Messe, wo ich auch schon Kunden direkt neben voll aufgedrehten Boxen tätowiert habe“, sagt Henning Pelz. Er füllt ein vorher gestochenes Tattoo aus. „Das ist ein Mischmasch aus japanisch und New School. Eben bunt mit Krake, Koi und Rosen“, sagt der 53-Jährige.

Nach dem ersten Teil der Lesung gibt es eine Viertelstunde Raucherpause. Viele Gäste trotzen Schnee und Kälte, drängen nach draußen. Dann folgt der nächste Block. Wieder spielt die Band, wieder liest Richter, während Pelz tätowiert.

Michael Kurz gefällt vor allem die Band. „Die spielen echt geile E-Gitarren“, sagt der 31-Jährige. „Das sind richtig gute Nachwuchsmusiker.“ Außerdem hebt der Ahrensburger die lockere Atmosphäre in der engen Kneipe hervor. Wirt Jens Kahle, der das Bierstein vor gut einem Jahr übernommen hat und seitdem immer wieder Live-Musik, Lesungen und besondere Veranstaltungen organisiert, ist äußerst zufrieden. „Von diesem Abend haben alle etwas.“ Nach zweieinhalb Stunden haben Autor, Band und Tätowierer Feierabend. Bei Gesprächen, Bier und Lachen klingt der Abend langsam aus.