Vögel blicken in Klein Wesenberg auf die Kirche und finden auch viel Nahrung an der Trave. Tierschützer hoffen auf 30 Paare in Stormarn

Klein Wesenberg. Zur Zeit genießen sie noch die Wärme in Afrika, aber Ende März kehren sie wieder zurück: die Störche, für die der Naturschutzbund (Nabu) an der Kirche in Klein Wesenberg jetzt ein neues Nest aufgestellt hat. „Eigentlich war der Bau schon für 2014 geplant, aber die zahlreichen Stürme im Herbst hatten den Aufbau verhindert. Nun ist es endlich so weit“, sagt Andreas Hack, Storchenbeauftragter des Nabu Bad Oldesloe. Mit Unterstützung der Schleswig-Holstein Netz AG hat er dafür gesorgt, dass ein weiterer Brutplatz für die Störche entstanden ist.

Zehn Meter ragt der Betonmast in die Höhe, auf dem oben das aus Weiden geflochtene Nest angebracht ist. Ein fahrbarer Telekran zog den 1,7 Tonnen schweren Pfeiler, der vorher eine Stromleitung gehalten hatte, in die Senkrechte. Künftig werden die Störche auch eine Aussicht auf die Klein Wesenberger Kirche haben. Das Nest ersetzt den alten Brutplatz auf dem Kirchengelände, der mit den Jahren marode geworden ist. Weil Störche viel Dreck machen, setzen Tierschützer die Nester heutzutage nur noch auf Masten. Auf Häuserdächern findet man sie kaum noch.

Die Störche, die Strecken von 10.000 Kilometern auf ihren Vogelzügen zurücklegen, werden in gut zwei Monaten in den Norden wiederkehren. „Das Männchen kommt zuerst und richtet das Nest mit Reisig und Zweigen her. Ein paar Tage später stößt dann das Weibchen dazu“, sagt Andreas Hack. Er ist zuversichtlich, dass die Störche das neue Nest sofort annehmen, da das umliegende Gebiet entlang der Trave ausreichend Nahrung liefere.

In Stormarn waren im vergangenen Jahr 30 Nester besetzt – ein neuer Rekord seit 1971. Damals waren erstmals Nester aufgestellt worden. Auch für dieses Jahr erwartet der Storchenbeauftragte wieder einen regen Andrang. Schließlich zogen die Paare im Kreis Stormarn im Vorjahr 50 Jungtiere erfolgreich groß. „Störche sind Kulturfolger, sie suchen die Nähe des Menschen und brauchen Action“, sagt Hack. Deshalb sei der Platz an der Klein Wesenberger Kirche gut geeignet.

Pastor Erhard Graf verfolgt gespannt den Aufbau des neuen Nistplatzes mit Vorfreude. „Die brütenden Störche vor der Kirche sind ein schöner Anblick“, sagt er, „das ist auch für Besucher immer eine Attraktion.“ Gelegentlich spazieren die Störche auch mal durch den Garten – sie seien schon fast zutraulich. Und am Ostersonntag gibt es nach dem Gottesdienst immer ein Ostereiersuchen unter dem Storchennest, dass für die Kinder ein aufregendes Erlebnis ist.

Die Kosten für ein Storchennest liegen bei rund 2500 Euro. In Klein Wesenberg zahlt die Schleswig-Holstein Netz AG das Geld. „Wir freuen uns, wieder einen neuen Brutplatz für Störche geschaffen zu haben“, sagt Mitarbeiter Thomas Rath. Das Unternehmen hat schon mehrfach Storchennester gespendet und will damit zum Vogel- und Naturschutz beitragen. Aufgestellt wurde der neue Nistplatz von der Firma Heilshorn.

Die Nester müssen alle zwei bis drei Jahre gereinigt werden. Um alle Plätze zu kontrollieren, mietet das Team um Andreas Hack einen Hubsteiger. „Wir durchfahren unser Gebiet und schauen, wo Nester überfüllt sind.“

Anschließend fahren die ehrenamtlichen Naturschützer zu den entsprechenden Orten und bringen sich mit einem Hubwagen in die Höhe. Dann entfernen sich überflüssige Zweige und andere von den Störchen angeschleppte Dinge. Zum Abschluss füllen sie das Nest mit Holzschnitzeln auf.