Eigentlich war der Bau von zwölf Mobilheimen schon beschlossen, doch dann wurde die Sache der Politik zu teuer. Jetzt ermittelt die Verwaltung Alternativen

Reinbek. Der Appell an die Politik war eindeutig. „Wir kommen nicht klar, wenn Sie die 50 Plätze nicht schaffen und uns im Stich lassen“, mahnte Torsten Christ, Reinbeker Amtsleiter für Bürgerangelegenheiten und zuständig für die Unterbringung von Flüchtlingen, auf der jüngsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses. Mindestens 120 Menschen aus Krisenregionen muss die Stadt in diesem Jahr unterbringen – und steht dabei vor enormen Problemen. „Uns steht das Wasser nicht nur bis zum Hals, sondern schon drüber“, sagt Christ. Der Bau der Unterkünfte verzögert sich.

Eigentlich hatten die Entscheidungsträger bereits im vergangenen Jahr den Bau von zwölf Mobilheimen aus Holz, deren Anschaffung mit 1,08 Millionen Euro veranschlagt ist, auf einer Erweiterungsfläche am Freizeitbad sowie nahe dem Bolzplatz Feldstraße im Ortsteil Neuschönningstedt beschlossen. Hier sollte Platz für mindestens 50 Personen geschaffen werden. Damals kannten die Politiker jedoch die Erschließungskosten nicht. Nach einer groben Schätzung der Verwaltung liegen sie bei 900.000 Euro, wobei fast zwei Drittel davon auf die Fläche am Schwimmbad entfallen. Das war den Stadtverordneten zu viel. Deshalb beauftragten sie die Verwaltung im Dezember, andere Standorte zu prüfen, ohne den Beschluss jedoch aufzuheben.

Im Februar will die Verwaltung mögliche Standorte benennen

„Wir wollen das Geld nicht verbuddeln. Die Fläche am Schwimmbad darf nicht dauerhaft bebaut werden, deshalb sind die Kosten in diesem Bereich zu hoch“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Müller. Die im Haushalt eingestellten zwei Millionen Euro für Flüchtlingsunterkünfte sind mit einem Sperrvermerk versehen. Das Projekt darf deshalb noch nicht ausgeschrieben werden. Über die Alternativstandorte wollte Bauamtsleiter Sven Noetzel den Politikern jetzt noch nichts sagen. Nur so viel: Auf der kommenden Sitzung des Bau- und Planungsausschusses im Februar werde er eine entsprechende Verwaltungsvorlage präsentieren. Noetzel zu den Politikern: „Wir haben einen Prüfauftrag und geben keine Wasserstandsmeldungen ab.“

Dafür brachten die Vertreter der Parteien jetzt neue Standorte ins Spiel, unter anderem eine Fläche hinter der Schule in Schönningstedt und im Bereich der Kita, den Betriebshof Reinbek, ein Grundstück des e-werk Sachsenwald am Mühlenredder, an derselben Straße die Schulerweiterungsfläche, die Abfallstation in Schönningstedt sowie das alte Pastorat an der Bogenstraße. Sämtliche Möglichkeiten sollen jetzt von der Verwaltung geprüft werden. Auf ihrer Sitzung im Februar müssen sich die Stadtverordneten entscheiden, um die Situation zu entspannen. Christ: „Dann könnten die Mobilheime frühestens im August stehen. Und dann benötigen wir sie auch.“

Derzeit versucht Christ, vornehmlich Wohnungen anzumieten. In ihnen sollen in diesem Jahr 70 zusätzliche Flüchtlinge untergebracht werden. Das ist nicht einfach. Christ: „Der Wohnungsmarkt ist dicht. Es steht ein dickes Fragezeichen dahinter, ob wir es schaffen.“ Deshalb sei es umso wichtiger, die Mobilheime zum frühstmöglichen Zeitpunkt in Reinbek zu bauen. „Es gibt hier zu viele Bedenkenträger. Jetzt geht es darum, schnell etwas zu schaffen“, sagte Bürgervorsteher Ernst Dieter Lohmann (CDU). Heinrich Dierking vom Forum 21 sieht zum Beispiel den Standort Feldstraße kritisch: „Die Fläche ist hinsichtlich der Ökologie und Baubeschaffenheit nicht optimal.“ Er wünscht sich Standorte in und an Wohngebieten.

Laut Noetzel hätten die Politiker bei diesem Thema schon weiter sein können. Er meint: „Im vergangenen Jahr waren wir uns mit dem e-werk schon einig, hätten die Fläche am Mühlenredder dann bebauen können. Aber CDU und SPD wollten plötzlich nicht mehr.“