Freitag ist die 2. Ahrensburger Nacht des Wissens im Marstall – bei der Premiere vor einem Jahr waren 220 begeisterte Zuhörer dabei

Ahrensburg. Von wegen Elfenbeinturm. Forscher der Uni Kiel mögen die große Bühne. Besonders die in Ahrensburg, wo Wissenschaft zum Zugpferd wird, das die Reithalle im Marstall füllt. So jedenfalls war es vor einem Jahr bei der 1. Ahrensburger Nacht des Wissens, als 220 Zuhörer kamen und nach dreieinhalb Stunden kein bisschen erschöpft wirkten, sondern angeregt und bereichert von vier zugleich anspruchsvollen und unterhaltsamen Vorträgen.

An diesem Freitag, 23. Januar, startet um 19 Uhr die Neuauflage mit vier Kurzvorträgen von Kieler Wissenschaftlern. Der Wirtschaftsdidaktiker Klaus-Peter Kruber spricht über die Funktionsweisen und Probleme der Europäischen Währungsunion, der Zoologe Thomas Bosch über Bakterien, die eher unsere Freunde als Feinde sind, der Astrophysiker Sebastian Wolf über das Leben im All und die Frage, woher wir kommen. Zum Abschluss gibt Sven Petersen vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung einen Überblick über Rohstoffvorkommen auf dem Meeresboden, ihre Bedeutung für die zukünftige Versorgung, und er wird Möglichkeiten und Risiken des Abbaus aufzeigen.

Die Vorzeichen für ein volles Haus sind vielversprechend. Denn dass Ahrensburg ein guter Ort für die Vorträge der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft (SHUG) ist, das weiß Initiator Uwe Rehder auch vom Schub, den die Reihe der monatlichen Vorträge 2014 von der Langen-Nacht-Premiere vor einem Jahr bekam. Einer der Referenten knackte mit seinem Vortrag über Schwarze Löcher sogar die 100-Zuhörer-Marke, was im Gemeindesaal der Schlosskirche für Stuhlnot sorgte, erzählt Uwe Rehder, 67.

Der Mediziner und Physiker, der lange als Oberarzt in der Orthopädie und Unfallchirurgie am UKE in Hamburg gearbeitet hat, ist als Leiter der SHUG-Sektionen in Ahrensburg und Großhansdorf zugleich Anstifter und Fan. „Die Universitäts-Gesellschaft ist eine einzigartige Einrichtung. Sie bringt Wissen allgemein verständlich unters Volk. Es gibt zwar in einigen Groß- und Universitätsstädten Einrichtungen mit ähnlichem Auftrag, nirgendwo aber eine vergleichbare Versorgung in einem Flächenland“, sagt er.

Für die Wirkung in der Breite der Bevölkerung und in der Fläche des Landes sorgt altbewährte Organisation: Es geht seit der SHUG-Gründung im Jahr 1918 darum, viele Menschen in Schleswig-Holstein an den Forschungsergebnissen der Christian-Albrechts-Universität in Kiel teilhaben zu lassen. Deshalb sind deren Professoren angehalten, ihre Forschungsergebnisse in allgemein verständlichen Vorträgen zu präsentieren. Für die Versorgung vor Ort sind die 50 im Lande verteilten Sektionen zuständig, die aus einem üppigen Katalog mit ungefähr 800 Vorträgen auswählen, was sie hören wollen.

„Für unsere jeweils neun jährlichen Vorträge in Ahrensburg und Großhansdorf läuft das basisdemokratisch ab“, sagt Rehder. Mitglieder und Newsletter-Abonnenten nennen ihre Favoriten, eingeladen werden die am häufigsten genannten. Für die „Nacht des Wissens“ im Marstall wurden nur absolute Highlights ausgewählt – Vorträge, die auch bei der jährlich stattfindenden Kieler „Night of the Profs“ besonders populär waren. Ahrensburg ist übrigens die einzige Sektion der Sektion im Lande, die neben der der Alma Mater, der „nährenden Mutter“ in Kiel, ein eigene Wissensnacht etablieren konnte.

Für Sektionsleiter Uwe Rehder steht fest, dass es in Ahrensburg eine Win-win-Situation für alle Beteiligten gibt: „Die Professoren waren bei unserer ersten Langen Nacht begeistert davon, dass sie vor einem so großen, erkennbar interessierten Publikum auftraten. Das ist etwas anderes als an einem Einödstandort vor acht Leuten zu sprechen.“ Und fürs Publikum gilt, was Rehder bei sich selbst festgestellt hat: „Die Vorträge machen mich klüger und halten mich geistig beweglich. Ich empfinde sie als ein Studium generale.“

2. Ahrensburger Nacht des Wissens, 23. Januar, 19 Uhr, Marstall, Lübecker Straße 8, Eintritt 10 Euro, im Vorverkauf (z. B. Buchhandlung Stojan) 11 Euro