Auch die Kosten spielen eine Rolle. Stormarns Friedhöfe reagieren mit neuen Ideen

Ahrensburg/Reinbek. Stormarns Friedhöfe sind im Wandel, das beobachten ihre Verwalter schon seit einigen Jahren. Das Interesse an pflegeleichten Grabstätten wächst, und auch der Preis spielt offenbar eine nicht unerhebliche Rolle. Die Zahl der Sarggräber nimmt ab, die der Urnengräber zu. Joachim Gersch, Friedhofsverwalter in Ahrensburg, sagt: „Wir bemerken das schon seit einigen Jahren, dass sich die Hinterbliebenen für Gemeinschaftsgräber und vor allem für Urnengräber interessieren und entscheiden.“

Zum Vergleich: 1996 lag auf dem Ahrensburger Friedhof der Sarganteil unter der Erde noch bei 65 Prozent, Urnen machten den kleineren Teil aus. „Anfang der 2000er-Jahre haben sich die Zahlen gedreht. Inzwischen haben wir rund 70 Prozent Urnengräber“, sagt Gersch.

Doch auch das ist nur ein Ausschnitt: Wer alle Bestattungsarten, die in Stormarn angeboten werden, überblickt, der erkennt, dass nur 50 Prozent auf klassische Grabstätten auf einem Friedhof entfallen. „Die andere Hälfte machen anonyme und naturnahe Bestattungen sowie Urnengemeinschaftsgräber aus. Das ist am pflegeleichtesten“, sagt Joachim Gersch.

Annegret Habel, Friedhofsverwalterin in Reinbek, kann von ähnlichen Zahlen sprechen. „Wir haben ein Verhältnis von 60 Prozent Urnen- zu 40 Prozent Sarggräbern.“ Worin sieht sie den Grund? „Viele Hinterbliebene scheuen sich vor der großen Fläche von Sarggräbern, die ja doch schon mehr Pflege benötigen.“ Vor allem für Menschen, die älter sind, weiter entfernt wohnen oder durch ihre berufliche Situation keine Zeit haben, sei ein Urnengrab ungleich attraktiver.

Aber auch die Kosten spielen eine Rolle: In Reinbek schlägt ein Sarggrab für 25 Jahre mit 1000 Euro zu Buche, eine Urnenwahlgrabstätte für 20 Jahre mit 624 Euro. In Ahrensburg belaufen sich die Kosten für ein Reihengrab für 20 Jahre auf 1020 Euro und eine Urnengrabstätte in Reihengrabanlage für 20Jahre auf 820 Euro.

Es gibt also von Friedhof zu Friedhof Preisunterschiede, aber auch die sogenannten Ruhezeiten weichen voneinander ab. Sie betragen in der Regel zwischen 20 und 30 Jahre. Nach dieser Zeit sind nur noch Schädel und Oberschenkelknochen sowie Sargteile übrig, die in der Erde bleiben. „Die Bodenbeschaffenheit ist hier ganz anders als zum Beispiel in Reinbek“, erklärt Friedhofsverwalter Gersch. „Ein Geologe stellt sie fest, und danach wird die genaue Ruhezeit ermittelt.“ Es bestehe auch die Möglichkeit, die Ruhezeit zu verlängern – um mindestens fünf Jahre“, sagt Annegret Habel.

Viele Gräber werden nach der Mindestruhezeit aufgegeben

Viele Angehörige machen das nicht. Und dann stellt sich die Frage: Was passiert mit den aufgegebenen Gräbern? Joachim Gersch sieht das als eines der größten Probleme: „Wir vermelden derzeit eine stärkere Rückgabe der Grabstätten nach 20 Jahren, dadurch entsteht natürlich viel freier Raum. Wir haben schon einige Ideen, was mit diesen Flächen passieren könnte.“ Genaue Pläne existieren jedoch zurzeit noch nicht.

Eine der Ideen der Ahrensburger Friedhofsverwaltung: Freie Flächen könnten an Interessentengruppen vergeben werden, deren Mitglieder gemeinsam beerdigt werden möchten. Vor einigen Jahren ist auch der Trend der sogenannten Bestattungswälder aufgekommen, Menschen wollten wieder in den Kreislauf der Natur und in den Wäldern ihre letzte Ruhe finden. „Wir konnten jedoch feststelle, dass die Nachfrage in der letzten Zeit stark nachgelassen hat“, sagt Annegret Habel. Die Gründe sind ihrer Meinung nach „verständlich“. Zum Beispiel könnten sich die Angehörigen auf einem Friedhof besser bewegen. „Gerade wenn man zum Beispiel mit dem Rollator unterwegs ist, hat man im Wald schlechte Karten“, sagt auch Joachim Gersch. „Außerdem sind auf einem Friedhof immer Leute, die helfen können, falls einem Besucher etwas passieren sollte“, ergänzt Habel.

Dennoch haben sich die Friedhöfe schon etwas überlegt, um weiterhin attraktiv zu bleiben. „Auf dem Ahrensburger Friedhof gibt es zum Beispiel naturnahe Bestattungen, die den Waldbestattungen sehr nahe kommen“, sagt Verwalter Gersch. Das sieht dann so aus: Um einen Baum herum pflanzen die Mitarbeiter der Friedhofsgärtnerei Stauden und Gräser. Dort liegen dann Steine mit den Namen der Toten. Joachim Gersch: „Hier dürfen die Hinterbliebenen nicht selbst pflanzen. Nur so können wir sicherstellen, dass der natürliche Charakter erhalten bleibt.“