Behinderung der Vorarbeiten für Wohnbauprojekt am Areal Gleisdreieck war Sabotage. Beamte gehen von höchstens zwei Tätern aus

Glinde. Die Vorarbeiten auf dem Areal Gleisdreieck in Glinde wurden wahrscheinlich von einer, maximal zwei Personen sabotiert. Das sagt Glindes Polizeichef Torsten Gronau. Auf der 2,1 Hektar großen Fläche im Zentrum der Stadt sollen 153 Wohnungen gebaut werden, 60 Prozent davon öffentlich gefördert. Unbekannte hatten dort 30 Bohrmarkierungen aus Holz aus dem Boden gerissen und den Großteil davon in ein Regenrückhaltebecken geschmissen. Daraufhin stellte der Investor, das Wohnungsunternehmen Semmelhaack, am vergangenen Montag Strafanzeige (wir berichteten).

Die Polizei ermittelt nun gegen unbekannt wegen Sachbeschädigung. Gronau und ein Kollege machten sich inzwischen ein Bild vor Ort, Spuren konnten die Beamten jedoch nicht sichern. Es gebe keine Fingerabdrücke, und das Gras sei dort ohnehin schon großflächig niedergetrampelt gewesen, berichtet Gronau. Eines steht für ihn aber fest: „Die Zerstörung ist gezielt erfolgt und damit kein Zufall gewesen. Die Pfähle aus dem Boden zu reißen, ist schon sehr aufwendig. Da wollte wohl einer ein Zeichen setzen, der gegen das Baugebiet ist.“ Es sehe nach einem oder zwei Tätern und nicht nach einer größer organisierten Gruppe aus.

Polizei hofft auf Zeugenaussage von Spaziergängern

Noch hat die Polizei laut Gronau keine bestimmte Person im Visier, die als Täter infrage kommt. Eine kleine Chance, den oder die Kriminellen ausfindig zu machen, sehe er schon. In der Anzeige gibt es einen Hinweis des vom Unternehmen beauftragten Architekten. „Er wurde auf dem Gleisdreieck von Passanten angesprochen. Sie meinten, er könne die Arbeiten einstellen, weil das hier sowieso nichts werde“, sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung bei Semmelhaack. „Wir werden mit dem Architekten zwecks einer Personenbeschreibung der Spaziergänger reden“, sagt Gronau. Glinde sei nicht groß, und diejenigen, die so etwas gesagt haben, könnten vielleicht eine wichtige Zeugenaussage machen.

Möglicherweise wird die Polizei auch Vertreter der Bürgerinitiative kontaktieren, die gegen das Bauvorhaben ist. Sie zählt rund 300 Mitglieder. Der Polizeichef: „Ein Gespräch mit ihnen ist möglich.“ Die Leute, die sich öffentlich gegen das Projekt aussprechen, stünden aber auf keiner Verdächtigenliste. Es sei ihr gutes Recht, die Meinung frei zu äußern.

Auf dem Areal Gleisdreieck wurden zum wiederholten Male Vorarbeiten sabotiert. Bereits vor rund vier Monaten hatten Unbekannte an anderen Stellen kleinere und vor allem weniger Bohrmarkierungen entfernt. Damals sah der Investor von einer Anzeige ab. Diesmal liegt der Schaden bei rund 10.000 Euro. Bevor nun die Bohrungen für ein Bodengutachten erfolgen, müssen die Pfähle gesetzt und das Gelände noch einmal neu vermessen werden. Das Unternehmen Semmelhaack kündigte bereits an, die Täter für den Schaden finanziell heranzuziehen.